Gegen jede Regel
auf.
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»Das könnte doch noch interessant werden«, sagte
Nina, als wir wieder im Auto saÃen. »Wir sollten uns mit Elias Grams
unterhalten.«
»Und uns seine E-Mails besorgen.«
»Er wohnt in Münster«, sagte sie.
»Dann fahren wir morgen früh gleich dorthin.«
Ich nahm mein Handy und rief zuerst Simon und dann
Reinhold an. Beide bestätigten mir, dass es nichts Neues gab. Ich informierte
Reinhold kurz über unsere neuen Erkenntnisse und er stimmte zu, dass wir uns
mit Elias Grams eingehender befassten. Für uns gab es nun eigentlich keinen
Grund mehr, ins Präsidium zu fahren. Wir hatten noch genügend Unterlagen, die
wir zu Hause durchsehen konnten, und unser Strang der Ermittlungen musste bis morgen
warten.
»Reinhold ist einverstanden«, sagte ich. »Möchtest du
noch ins Präsidium?«
»Nicht unbedingt. Aber mein Auto steht noch da.«
»Wenn wir morgen nach Münster fahren, dann bringe ich
dich jetzt nach Hause und hole dich morgen früh wieder ab. Wenn wir aus Münster
zurück sind, kannst du mit deinem Auto abends nach Hause fahren.«
»Einverstanden.«
Ich startete den Motor. Die Lüftung brauchte eine Weile,
um die Scheiben frei zu blasen. Nina nahm ihr Handy und wählte eine Nummer in Münster.
Als die Sicht nach auÃen ausreichend gut war, fuhr ich los.
Ich hörte zu, wie Nina telefonierte. Sie schilderte unser
Anliegen, dann lauschte sie, wartete und schilderte es erneut. Sie beendete das
Telefonat mit den Worten: »In Ordnung, wir melden uns dann.«
Ich konnte beinahe hören, wie sie mit den Augen rollte,
als sie sich an mich wandte. »Unsere Kollegen in Münster bestehen darauf, dass
wir uns erst in ihrem Präsidium melden. Zum Gespräch mit Elias Grams wird uns
einer der Kollegen begleiten.«
»Die sind aber fürsorglich«, meinte ich.
»Oder haben zu viel Zeit.«
»Revierverhalten.«
»Solange die uns nicht ans Bein pinkeln, um uns zu markieren
â¦Â«
Ich musste grinsen. Es gab einige Kollegen, bei denen ich
mir das tatsächlich vorstellen konnte. »Wir werden mit denen schon klarkommen«,
meinte ich.
»So zuversichtlich?«
»Wer könnte meinem natürlichen Charme widerstehen?«
Nina antwortete nicht, sondern schaute aus dem Fenster.
Der Verkehr war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte, und wir kamen ganz
gut durch. Nina wohnte in St. Tönis in einem Mehrfamilienneubau. St. Tönis lag
fast auf meinem Weg nach Hause, und es war kein groÃer Umweg, sie dort
abzusetzen. Das nicht übermäÃig groÃe Haus in einer ruhigen SeitenstraÃe machte
mit der roten Klinkerfassade einen gemütlichen Eindruck.
Ich hielt auf der gegenüberliegenden StraÃenseite. »Treffen
wir uns morgen früh um halb acht?«
Nina nickte. »Am besten, du klingelst einfach.«
»Alles klar.«
Nach einem kurzen Schweigen fragte sie: »Wann werde ich
denn endlich einmal dein geheimnisvolles Haus sehen?«
Die Frage traf mich unvorbereitet. Bis jetzt kannten nur
Ralf und einige Handwerker mein neues Heim. Ich hatte es zu meinem ganz
privaten Rückzugsort gemacht und von allen anderen Bereichen meines Lebens
getrennt. Und weil ich schon lange mit dem Umbau beschäftigt war und es auch
noch lange sein würde, hatte ich mich noch nicht damit auseinandergesetzt, wie
es wohl wäre, Besuch zu haben. Und ob ich überhaupt Besuch wollte.
Ich schaute in Ninas Augen. Dann schüttelte ich mein albernes
Zögern ab. »Du kannst sehr gerne einmal kommen«, sagte ich. »Das Problem ist
nur, dass das Haus immer noch eine Baustelle ist. Und wenn du schon einmal zu
mir kommst, möchte ich nicht, dass wir in der Küche sitzen müssen.«
»Sonst ist noch nichts fertig?«
»Der Flur, die beiden Badezimmer und mein Schlafzimmer.«
Sie schaute mich schweigend an.
»Ich mach dir einen Vorschlag«, sagte ich, bevor ich länger
darüber nachdenken konnte. »Im Moment arbeite ich an meinem Wohnzimmer. Gestern
habe ich angefangen zu tapezieren. Sobald es fertig ist, lade ich dich ein.«
Sie sah mich wieder an, aber bevor mir unwohl werden
konnte, sagte sie: »In Ordnung, die Einladung nehme ich an. Dann wünsche ich
dir eine gute Nacht.«
»Danke, die wünsche ich dir auch.«
Wir schauten uns noch einen Moment an, dann stieg sie
aus, lief über die
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