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Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
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Straße und verschwand durch die Haustür.

    Â 
    Zu Hause angekommen schwenkte ich auf meine
üblichen Abendtätigkeiten ein. Ich blätterte die Unterlagen durch, die Brodbeck
für uns vorbereitet hatte. Doch sie inspirierten mich zu keinen neuen
Erkenntnissen. Elias Grams war seiner Statistik nach ein relativ erfolgreicher
Spieler, der unter den Top 20 der Bestenliste rangierte, in der über 700
Spieler aufgelistet waren. Tobias dagegen rangierte nur noch unter den Top 100
und hatte im letzten Jahr durch immer schlechteres Abschneiden sehr viele
Punkte in der Rangliste eingebüßt. In der letzten regulären Partie vor der
Deutschen Meisterschaft war er sogar schon nach sieben Runden als erster
Spieler ausgeschieden.

    Elias Grams spielte auf gleichbleibendem Niveau etwa seit
seiner ersten Partie. Er war weder nennenswert auf- noch nennenswert
abgestiegen. Ich dachte an Brodbecks Bemerkung, dass Elias Grams ein General
war. Vielleicht hatte ihn diese Eigenschaft daran gehindert, eine bessere
Platzierung zu erreichen.

    Ich startete meinen Computer, und als er hochgefahren
war, den Internetbrowser. Ich gab in der Suchleiste Elias Grams Münster ein und wurde gleich fündig. Grams war
Malermeister und warb auf seiner Homepage für seine Dienste. Auf dem Foto
machte er einen angenehmen Eindruck, ein anderes Foto zeigte ihn mit seiner
Frau und seinen Angestellten und wies den Betrieb von Malermeister Grams als mittelgroßes
Familienunternehmen aus. Das dämpfte meine Erwartungen an unsere Befragung ein
wenig. Ich war skeptisch, ob ein Mann, der sich eine Existenz aufgebaut hatte,
wegen eines Spiels zum Mörder werden und damit alles riskieren würde.

    Ich klickte mich noch einige Minuten weiter durch die
Suchergebnisse, machte das gleiche ohne neue Ergebnisse bei einer Seite, die
sich auf die Suche nach Personen spezialisiert hatte, und schaltete den
Computer dann ab. Es war langsam Zeit zum Abendessen, und während ich meine
Brötchen aß, beschloss ich, dass heute die beiden anderen Wände im Wohnzimmer
an der Reihe waren.

    Während der Kleister durchzog, prüfte ich die Bahnen, die
ich am Abend zuvor tapeziert hatte. Trotz des feuchten Wetters war die Tapete
schon trocken, sodass ich sie im Grunde schon hätte streichen können. Wenn ich
bedachte, was ich im Wohnzimmer noch alles zu tun hatte, bedeutete das, ich
würde mit Nina vielleicht Ende Januar Kaffee trinken können.

    Ich begann, die neuen Tapeten einzukleistern. Gedanken an Dominanz und Leute, die sich
gegenseitig belogen und betrogen, begleiteten mich beim Ankleben der ersten Bahnen,
bevor sie verblassten und ich gar nichts mehr dachte, sondern nur noch
tapezierte. Ich arbeitete langsam und sorgfältig und ging an diesem Abend sehr
zufrieden ins Bett.

Donnerstag

    Als ich nach dem Aufstehen aus dem Fenster schaute, war die
Welt verschwunden. Weil nur David Copperfield die Welt verschwinden lassen konnte
und der meines Wissens nicht im Land war, schaute ich ein zweites Mal hin.
Draußen verwoben sich Dunkelheit und Nebel zu einem undurchdringlichen
Geflecht, das mein Haus umschloss und von der Außenwelt abschirmte.

    Ich war ausgeruht und kam zügig durch die Morgenroutine.
Es war noch recht früh, als ich fertig war. Ich beschloss, trotzdem
loszufahren, denn man konnte nie wissen, was um diese Uhrzeit und bei diesem
Wetter auf den Straßen los war. Es war erst zwanzig nach sieben, als ich bei
Nina vorfuhr. Ich entschied mich, nicht zu warten, stieg aus, überquerte die
Straße und klingelte.

    Nina betätigte den Summer, nachdem sie sich vergewissert
hatte, dass ich es war. Im Treppenhaus roch es nach Aftershave, Eau de Toilette
und Parfüm. Ich hörte einen Föhn auf Hochtouren arbeiten, als ich die Stufen
hochstieg. Die Stimmung von Aufbruch und Tatendrang am Morgen eines neuen
Arbeitstages lag in der Luft.

    Ninas Tür war nur angelehnt. »Ich bin gleich soweit. In
der Küche ist noch Kaffee«, hörte ich ihre Stimme aus dem Badezimmer.

    Ich ging den Flur entlang in die Küche, fand im Schrank
einen Becher und goss mir etwas Kaffee ein.

    Ich schlenderte weiter durch die Wohnung und blieb im
Wohnzimmer stehen. Obwohl Nina in der zweiten Etage wohnte, war die Aussicht
nicht besser als im Erdgeschoss. Die Straße war kaum zu erkennen. Ich nahm
einen Schluck Kaffee. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Nebel nicht mehr
lange durchhalten und schon bald von

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