Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gegen jede Regel

Gegen jede Regel

Titel: Gegen jede Regel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Stammsen
Vom Netzwerk:
konnte Tobias’ Vorgehen nicht erklären und
sagte lediglich: »Tobias konnte es. Er hat mit seiner E-Mail dafür gesorgt,
dass Elias Grams isoliert wurde.«

    Â»Das ist natürlich nicht zulässig.«

    Es mochte gegen die Spielregeln verstoßen, aber man
konnte es genauso gut als eine Fortsetzung des Spiels mit anderen Mitteln
sehen. Das Prinzip des Spiels, andere zu hintergehen, blieb ja gewahrt. Es war
sogar meisterhaft umgesetzt. Problematisch war wahrscheinlich nur, dass diese
Art der Täuschung nicht Teil der Vereinbarungen in den Spielregeln war und
nicht jedem Spieler offenstand.

    Â»Was würde passieren, wenn so etwas aufgedeckt wird?«

    Â»Der Spieler wird gesperrt. Je nach Schwere der Regelverletzung
auch für längere Zeit.«

    Â»Und in diesem Fall? Gefälschte E-Mails?«

    Â»Wir müssten das beraten. Ich würde sagen, wenn es das
erste Mal ist, zwei Jahre Sperre.«

    Das war eine lange Zeit. »Aber man kann sich als jemand
anders wieder anmelden und B-Spieler werden.«

    Â»Das stimmt. Aber wenn wir den dann erwischen, kommt es
zur lebenslangen Sperre. A-Spieler wird er nie mehr.«

    Â»Gab es schon einmal eine Sperrung wegen Betrug?«

    Â»Nein, das war noch nicht nötig. So viele Schummeleien
gibt es nicht. Am Ende geht es ja um nichts. Es ist nur ein Spiel. Die einzigen
Sperren, die wir haben, liegen darin begründet, dass jemand keine Züge abgibt.
Wenn ein Spieler das öfter macht, sperren wir ihn, denn er ist nur ein Ärgernis
für andere, die wirklich spielen wollen.«

    Nina und ich nahmen nachdenklich einen Schluck Tee. »Wir
müssen diese Aufstellung der Partien analysieren.«

    Â»Ich habe schon mal eine grafische Auswertung gemacht.« Der
Informatiker zeigte uns einen Ausdruck, der so etwas ähnliches wie eine Sonne
zeigte. In der Mitte war ein Kreis abgebildet, an dem Tobias’ Name stand. »Hier
ist aufgezeichnet, mit wem Tobias früher schon einmal zusammen gespielt hat. An
die Linien habe ich die Nummern und Ergebnisse der jeweiligen Partien geschrieben.
Sie haben schon eine Zusammenstellung der einzelnen Partien mit allen beteiligten
Spielern und den Namen der jeweiligen Spielleiter.«

    Ich war beeindruckt. Um genau so eine Auswertung hätte
ich Simon gebeten. »Vielen Dank«, sagte ich. »Das wird uns weiterhelfen.«

    Ich erkannte auf der Grafik, dass Tobias mit Elias Grams
mit Abstand am häufigsten gespielt hatte. Marcel Blumberg war er zweimal
begegnet, bei ausgeglichener Bilanz, den übrigen Spielern nur einmal.

    Â»Würden Sie sagen, Tobias hatte auch zu einem der anderen
Spieler ein angespanntes Verhältnis?«, fragte Nina.

    Michael Brodbeck schaute nachdenklich in seine Tasse,
durchschritt in Gedanken die Welt der imperialistischen Diplomatie und kehrte
mit einer Erkenntnis zurück, die nicht im Sinne von Elias Grams war. »Nein«,
sagte er. »Ganz eindeutig nicht. Tobias war ein angenehmer Spieler. Er verstand
sich auf das Spiel, er war witzig, umgänglich, angenehm eben. Wenn es in dieser
Partie einen Spieler gibt, der problematisch ist, dann ist es Elias. Er hat
eine ziemlich lange Liste von Leuten, mit denen er sich schon zerstritten hat.«

    Langsam wurde ich richtig neugierig auf diesen Elias
Grams. Ich nahm mir vor, sein Profil zu studieren und einmal nachzuschauen, was
Google zu ihm sagte. Und dann würden wir ihn befragen.

    Offenbar erriet Brodbeck meine Gedanken, denn er fügte
hastig hinzu: »Das heißt aber nicht …«

    Â»Ich weiß. Es ist nur ein Spiel.«

    Â»Elias ist ein sehr netter Kerl. Ich mag ihn. Wirklich.«

    Ich schaute Frau Brodbeck an, die etwas betreten die
nicht vorhandenen Muster auf ihrem Teelöffel studierte. »Kennen Sie ihn auch?«

    Sie nickte. »Ja, und ich finde ihn nicht besonders sympathisch.«

    Nur weil jemand unsympathisch war, machte ihn das noch
nicht zu einem Mörder. Unsympathisch zu sein war noch nicht einmal strafbar.
Das wusste auch Frau Brodbeck, denn sie ergänzte: »Aber ich halte ihn für
harmlos.«

    Das würde sich alles zeigen. Wir gaben Michael Brodbeck
unsere Karten und erklärten ihm, er könne uns jederzeit anrufen. Er versprach
feierlich, das zu tun, und gab uns seine Handynummer. Frau Brodbeck bot uns
noch einen Tee an. Wir fanden, dass wir uns um die Förderung der Pfefferminze
schon genug verdient gemacht hatten, und brachen

Weitere Kostenlose Bücher