Gegen jede Vernunft
Staatsbeamtin war. „Wenn Sie ältere Bürgerinnen dieser Stadt mit Messerstichen schwer verletzen, wird Ihnen diese Stadt wohl kaum zu Füßen liegen. Das istvielmehr eine Freikarte für einen langen Gefängnisaufenthalt. Verdammt, Lomez, sie hatte nur zwölf Dollar bei sich.“
Sein Mund war trocken, Schweiß stand auf seiner Haut. Kalter Schweiß. „Dann hätte es ihr umso leichter fallen müssen, mir den Kies auszuhändigen. Aber Sie pauken mich da raus. Das ist Ihr Job.“ Und sobald er draußen war, würde er einen der Hombres um einen Fix anhauen. „Ich musste die ganze Nacht in dieser stinkenden Zelle verbringen.“
„Sie sind wegen versuchten Mordes angeklagt“, erwiderte Rachel barsch.
Lomez rieb die feuchten Handflächen an seinen Oberschenkeln ab. Selbst seine Knochen schmerzten unerträglich. „Ich hab die alte Hure nicht umgelegt.“
Rachel wünschte sich einen Schluck Kaffee, um den faden Beigeschmack in ihrem Mund hinunterspülen zu können. „Sie haben dreimal zugestochen. Der Polizist, der Sie festnahm, hat Sie auf der Flucht mit Ihrem Messer und der Brieftasche des Opfers angetroffen. Diesmal sind Sie kaltgestellt, Lomez. Ihr Vorstrafenregister beinhaltet Tätlichkeiten, Schlägereien, Einbrüche und Eigentumsdelikte.“
„Ich brauche diese Auflistung nicht. Ich brauche eine Kaution.“
„Selbst wenn der Staatsanwalt dem zustimmensollte, so wird die Summe Ihre Möglichkeiten weit übersteigen. Ich werde tun, was in meiner Macht liegt, um die Anklage wegen Mordversuchs umzuändern. Wir werden auf schuldig plädieren wegen ...“
„Schuldig?“
„Diesmal werden Sie nicht davonkommen, Lomez. Ganz gleich, was ich aus meinem Hut zaubere, werden Sie eine Strafe absitzen müssen. Sie werden sich schuldig bekennen wegen Raub und schwerer Körperverletzung. Eine andere Chance werden Sie vor Gericht nicht haben.“
Dicke Schweißtropfen standen ihm jetzt auf Stirn und Oberlippe. „Zum Teufel mit dem ganzen Mist!“
Rachel war am Ende ihrer Geduld. Sie schloss den Aktenordner. „Wenn Sie mitarbeiten, könnte es gelingen zu verhindern, dass Sie die nächsten zwanzig Jahre hinter Gittern verbringen.“
Lomez schrie auf, hechtete über den Tisch und stieß Rachel zurück. Noch ehe sie etwas unternehmen konnte, war ihr Stuhl umgefallen. Sie lag auf dem Boden und Lomez auf ihr.
„Sie werden mich da rausholen!“ Er drückte die Hände um ihren Hals. Dass ihre Fingernägel sich tief in seine Handgelenke gruben, merkte er gar nicht mehr. „Du wirst mich sofort hier rausholen, oder ich bringe dich um!“
Rachel konnte nur sein wutverzerrtes Gesicht sehen. Sie versuchte sich zu befreien, aber es gelang ihr nur, ihm einen Faustschlag gegen den Nasenrücken zu versetzen. Das Blut tropfte auf sie, und unter wilden Flüchen würgte er sie noch fester, bis sie das Bewusstsein verlor.
Wie aus weiter Ferne hörte sie laute Schreie, die Lomez’ Fluchen übertönten. Dann konnte sie endlich wieder atmen. Irgendjemand rief ihren Namen, hob sie auf und nahm sie in die Arme. Sie glaubte kurz, den Geruch des Meeres wahrnehmen zu können, dann fiel sie wieder in die Dunkelheit zurück, die sie den Schmerz nicht mehr spüren ließ.
Kühle Hände auf ihrem Gesicht. Ein wundervolles Gefühl. Starke Arme, die sich schützend um sie legten. Rachel fühlte sich geborgen.
Sie öffnete die Augen und sah in die Gesichter der beiden Männer. Sie sah die Wut, die Sorge bei beiden. Benommen hob sie die Hand und strich Zackary und ihrem Bruder Alex über die Wange. „Es geht mir gut.“ Ihre Stimme klang heiser, und ihr Kehlkopf schmerzte. Blutergüsse zeichneten sich bereits an ihrem Hals und Kinn ab.
„Bleib jetzt ganz ruhig liegen“, flüsterte Alex auf Ukrainisch und streichelte ihr Haar. Seine Handschmerzte immer noch von dem Faustschlag, den er Lomez versetzt hatte. „Möchtest du etwas Wasser?“
Rachel nickte. „Ich möchte mich aufsetzen.“ Sie blickte sich im Raum um und stellte fest, dass sie auf dem Sofa im Büro ihres Bruders lag. Sie bedankte sich bei Alex und nahm einen Schluck aus dem Pappbecher, den er ihr an die Lippen führte. „Lomez?“
„Hinter Gittern, wo er auch hingehört.“ Alex küsste ihre Stirn, ihre Wangen und versuchte zur Ruhe zu kommen. Er setzte sich neben Rachel und hielt ihre Hand. „Entspann dich. Ein Krankenwagen ist unterwegs.“
„Ich brauche keinen Krankenwagen.“ Sie betrachtete ihre zerrissene, blutbespritzte Bluse. Die Wildlederjacke ist auch hin, dachte
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