Gegen jede Vernunft
Tür aufschloss. „Ich musste mich einen Monat lang von Jogurt ernähren, um es mir leisten zu können. Dabei mag ich das Zeug überhaupt nicht.“
Die erste Träne rann über ihre Wange. „Selbst wenn ich es reinigen lasse, könnte ich es nicht mehr tragen, weil ...“ Um Himmels willen, dachte sie, du stehst hier und plapperst unentwegt über dieses dumme Kostüm. „Okay.“ Sie holte tief Luft. „Du hast mich nach Hause gebracht. Ich weiß das zu schätzen. Aber jetzt geh bitte.“
Er stellte ihre Aktentasche ab und zog ihr die Jacke von den Schultern. „Setz dich, Rachel.“
„Ich will mich aber gar nicht setzen.“ Noch eine Träne. „Ich will jetzt allein sein.“ Ihre Stimme überschlug sich. „Bitte, lass mich allein.“
Zackary hob sie auf seine Arme und setzte sich mit ihr auf das Sofa. Er hielt sie fest, zwang sich dazu, ruhig und sanft zu bleiben, während unbändige Wut und Angst in ihm tobten. Streichelte ihr über den Rücken und flüsterte beruhigende Worte.
Die Schleusen öffneten sich. Sie weinte heftig, aber nicht lange. Das unkontrollierbare Zittern war stark, aber es ließ bald nach. Sie schob ihn auch nicht fort. Er hätte es sowieso nicht zugelassen. Vielleicht tröstete er sie, aber dass sie hier mit ihm saß, auf seinem Schoß, zu wissen, dass sie in Sicherheit war, spendete ihm unglaublichen Trost.
„Verdammt.“ Rachel legte den Kopf gegen seine Schulter. „Du solltest mich doch allein lassen.“
„Wir hatten eine Verabredung. Erinnerst du dich? Wir wollten den Tag zusammen verbringen.“ Er merkte, wie seine Hände sich verspannten. Er ermahnte sich, die Finger zu lockern. „Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt.“
„Ja, den hatte ich auch.“
„Und wenn ich jetzt ginge, könnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich müsste zur Wache, um den Kerl in Stücke zu reißen.“
Seltsam, dass eine sachlich vorgebrachte Drohung viel gefährlicher klang als jedes wütende Schreien. „Dann solltest du lieber bleiben, bis du dich wieder beruhigt hast. Es geht mir wieder gut.“ Sie kuschelte sich enger an ihn. „Das ist nur die Schockreaktion.“
Ja, diese eiskalte Wut, die seinen ganzen Körper und einen Großteil seiner Gedanken beherrschte, war seine Schockreaktion. Aber damit würde er späterumgehen. „Vielleicht ist es sein Blut, Rachel, aber du hast die blauen Flecke.“
Mit gerunzelter Stirn fuhr sie sich über die Wange. „Ist es sehr schlimm?“
Trotz allem musste er grinsen. „Du meine Güte, ich wusste gar nicht, dass du eitel bist.“
Sie schnaubte pikiert. „Das hat nichts mit Eitelkeit zu tun. Ich habe morgen früh einen Termin und keine Lust, mir all die dummen Fragen anzuhören. Was soll ich nur tun?“
Er strich sanft mit der Hand über ihre Wange. „Lass dir es von jemandem gesagt sein, der seinen fairen Anteil an blauen Flecken im Leben gehabt hat: Die Fragen werden sich nicht vermeiden lassen. Aber jetzt denk erst mal nicht an morgen.“ Er strich vorsichtig mit seinen Lippen über den großen Bluterguss am Kinn. „Hast du Tee und Honig im Haus?“
„Vermutlich. Warum?“
„Da du nicht ins Krankenhaus willst, wirst du mit Muldoons erster Hilfe vorlieb nehmen müssen.“ Zackary stand auf und legte Rachel bequem auf das Sofa. Die farbenfrohen Kissen ließen sie umso blasser wirken. „Warte.“
Der Tränenausbruch hatte sie erschöpft und ausgelaugt, sie widersprach ihm nicht.
Als Zackary fünf Minuten später aus der Küchemit einer Tasse Tee zurückkam, schlief sie bereits tief und fest.
Rachel fühlte sich wie erschlagen, als sie erwachte, ihre Kehle brannte wie Feuer. Der Raum war abgedunkelt und merkwürdig still. Sie stützte sich auf den Ellbogen und sah, dass die Vorhänge zugezogen waren. Die Wolldecke, die ihre Mutter vor Jahren für sie gehäkelt hatte, lag auf ihr.
Rachel stöhnte leise, schlug die Decke beiseite und stand auf. Sie stand sicher, wie sie befriedigt bemerkte. So leicht ließ eine Stanislaski sich nicht unterkriegen.
Aber diese Stanislaski brauchte jetzt erst einmal Wasser. Viel Wasser, um das Brennen in ihrer Kehle zu löschen. Sie rieb sich die Augen und tappte auf bloßen Füßen in die Küche. Dann stieß sie einen Schrei aus, der ihrer verletzten Kehle alles andere als gut tat, als sie Zackary entdeckte, der sich gerade am Herd zu schaffen machte.
„Was, zum Teufel, machst du denn hier? Ich dachte, du wärst längst gegangen.“
„Nein.“ Er rührte noch einmal im Kochtopf und wandte sich
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