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Gegen Vaters Willen

Gegen Vaters Willen

Titel: Gegen Vaters Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Dankert
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Sehnsucht sterben. Mit einem leisen Seufzer ließ er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
    Michelle, die neben ihm saß, grinste. „Hey, du solltest aufpassen. Ryan ist nicht da, um dir danach beim lernen zu helfen. Er kann ja eine Menge, aber Sprachen sind absolut nicht sein Ding!”
    „Ich weiß, aber…” Leon sah sich um und riss dann ein Blatt aus seinem Block.
    Ich kann an nichts anders denken, als an ihn! Ich weiß allmählich nicht mehr, wo mir der Kopf steht!
    Leon, ich weiß, das haben wir schon oft gesagt, aber steh endlich dazu. Du liebst ihn, und er liebt dich! Wenn ihr euch das endlich mal sagen würdet, wäre es alles viel einfacher!
    Leon las, was Mic zurückgeschrieben hatte, und biss sich auf die Lippe.
    Ich liebe dich!
    Himmel, diese drei Worte wurden wirklich überbewertet. Warum musste er es sagen? Wenn Ryan es doch wusste, tat es nichts zur Sache, ob er es aussprach oder nicht.
    Ich liebe dich!
    Was hieß das schon? Er war für Ryan da, vermisste ihn, dachte pausenlos an ihn, auch ohne diese drei kleinen Worte.
    Ich kann nicht!
    Michelle starrte auf das Geschriebene und schüttelte den Kopf. Die beiden machten es sich schwerer, als es nötig war.
    Der letzte Ton der Schulglocke war noch nicht ganz verklungen, als Leon auch schon aus dem Klassenzimmer und auf den Schulhof gestürmt war.
    Michelle kam kaum hinterher, holte ihn aber an ihrer Bank ein.
    „Ist er immer noch nicht da?”, fragte Leon und schaute sich um.
    „Lass uns sehen, ob sein Fahrrad da ist. Vielleicht ist er irgendwo im Schulgebäude.” Sie liefen zu den Fahrradständern, doch Ryans dunkelblaues Mountainbike konnten sie nicht entdecken.
    „Ich ruf ihn jetzt an!”, sagte Leon und zog sein Handy aus der Hosentasche. Doch so lange er es auch klingeln ließ, Ryan nahm nicht ab. „Okay, jetzt mache ich mir doch Sorgen!”
    „Ruf bei ihm zu Hause an. Eileen wird doch wissen, wo er ist.”
    „Michelle, was ist, wenn er gestern Abend wieder auf den Bahngleisen …” Bei den Worten zog sich sein gesamtes Inneres schmerzhaft zusammen.
    „Scheiße, Leon! Daran solltest du nicht mal denken! Ruf Eileen an!”
    Leon wählte die Nummer, und Eileen McCoys Stimme war bereits nach dem zweiten Klingeln am anderen Ende zu hören.
    „Hallo, Eileen, Ich bin es, Leon!”
    „Leon, oh nein! Es tut mir so leid. Ich hätte dich schon längst anrufen sollen, aber ich habe es in der ganzen Hektik völlig vergessen”, sprudelte sie heraus.
    „Eileen, ganz ruhig. Bitte sprich langsamer, sonst versteh ich kein Wort. Wo ist Ryan? Er ist …”
    Sie ließ ihn nicht ausreden. „Leon, Ryan und sein Vater hatten gestern einen Unfall!”
    Für einen Moment schien die Luft zu brennen. Leon stieg die Hitze in den Kopf und vor seinen Augen blitzten Sterne auf. Haltlos taumelte er zurück und ließ sich auf die Bank fallen, auf der Ryan normalerweise saß, wenn er morgens als erster in der Schule war.
    „Was?”
    „Oh, keine Sorge. Es geht ihm gut … also den Umständen entsprechend. Es tut mir so leid, dass ich dich nicht eher informiert habe.”
    „Eileen, wo ist er?”
    „Er liegt im St.-Anna-Hospital.”
    Leon kramte in seinem Rucksack nach Zettel und Bleistift und notierte mit zitternden Händen die folgenden Informationen.
    „Er liegt auf Station 42, Zimmer 140.”
    „Okay, danke. Wir fahren jetzt dahin. Bis später.” Leon legte auf und starrte Michelle an, die ihn während des Gesprächs unruhig beobachtet hatte. Sie spürte, dass etwas nicht stimmte und hatte sogar angefangen, an einer ihrer Haarsträhnen zu knabbern. Das hatte sie schon lange nicht mehr getan, denn Ryan fand das schrecklich.
    „Leon, du bist ganz blass! Was ist denn passiert?”
    „Ryan ist im Krankenhaus. Sein Vater hatte einen Unfall”, erzählte er.
    „Und was hat Ryan damit zu tun?”
    „Sie … sie waren gestern Nachmittag gemeinsam unterwegs. Sie wollten Heu oder so holen. Ich weiß nicht genau. Lass uns fahren!”
    „Aber, wir haben doch …”
    „Ist mir scheißegal, ob wir Unterricht haben. Ich will jetzt zu Ryan!”, schrie Leon.
    Schüler, die in ihrer Nähe standen, sahen ihn irritiert an.
    „Ist was?”, fauchte er zwei Jungen an, die bestenfalls in Andys Alter waren. Er wartete nicht auf Michelle, sondern lief zu seinem Auto.
    „Hey, warte auf mich!”, rief sie und stieg ein, bevor er losfahren konnte. Schwungvoll fuhr er rückwärts aus der engen Parklücke und bog auf die Hauptstraße ein. „Und nun wäre es nett, wenn du dich beruhigst.

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