Gegen Vaters Willen
Und nun?”
„Fuß vom Gas und bremsen. Das Pedal in der Mitte”, erklärte Leon immer noch lachend.
„Na, viel Auswahl bleibt ja nicht mehr.”
„Wohl wahr. Tritt die Kupplung gleichzeitig mit dem Bremspedal. Und bitte mit viel Gefühl, sonst macht der Wagen wieder einen Satz.”
Ryan befolgte den gut gemeinten Rat, tat es und sie blieben ziemlich abrupt stehen.
„Schlüssel rumdrehen und dann hast du es geschafft.”
Ryan atmete aus und grinste dann. „Cool, darf ich zurück wieder fahren?”
Amüsiert über Ryans Enthusiasmus nickte Leon kichernd.
Die beiden stiegen aus, und Ryan begutachtete die große Wiese, die vor ihnen lag. „Ich dachte, hier könnten wir morgen Abend das Lagerfeuer machen. Auf dem Hof geht’s nicht, mein Vater würde mich erschießen. Aber hier kommt der nie hin, also dürfte es funktionieren. Wir müssen jetzt nur eine Feuerstelle anlegen.”
Leon nickte verstehend. „Na dann los!”
Er schnappte sich die Schaufel und begann, die oberste Grasschicht abzutragen, während Ryan Steine anschleppte, die er in der näheren Umgebung sammelte.
Er legte sie im Kreis um die Erde, die nun sichtbar war und harkte die Reste heraus.
„Groß genug so?”, fragte Leon und schaute sich, auf die Schaufel gestützt, um.
„Ja, ich denke, das reicht.” Ryan setzte sich auf die Ladefläche des Autos und zündete zwei Zigaretten an, wovon er eine an Leon weiter gab. „Das wird cool. Ich hoffe, es regnet nicht.”
„Der Wetterbericht sagt, dass es schön werden soll. Aber wann haben die mal recht?”, murmelte Leon.
Sie schwiegen einen Moment und schauten zum Himmel, der langsam dunkler wurde.
„Wenn du fahren willst, sollten wir los. Im Dunkeln ist es nicht gut für Anfänger”, meinte Leon irgendwann.
Ryan rappelte sich auf. Der Rückweg ging leichter als der Hinweg. Er schaltete allein in den zweiten Gang und fuhr bis auf den Hof.
Eileen staunte nicht schlecht, als ihr Sohn auf der Seite des Autos ausstieg, wo eigentlich Leon sitzen sollte.
„Mum, ich hoffe, das Jahr geht schnell vorbei. Ich will endlich meinen Führerschein machen. Autofahren ist ja wohl mal geil!”, schrie er.
Leon, der seine Arme auf das Autodach gelegt hatte, grinste. „Er ist ein echtes Naturtalent. Er macht das gut, wenn man ihn mal ranlassen würde.”
Ryan drehte sich um und hob amüsiert die Augenbrauen.
Leon verdrehte gespielt genervt die Augen. „Oh bitte, Snoopy!”
„Snoopy?” Eileen sah interessiert zwischen den Jungs hin und her.
„Ja, weißt du, Mum, irgendwie liebe ich es, wenn er mich so nennt”, lachte Ryan und zwinkerte Leon frech zu.
„Na los, Snoopy”, lachte seine Mutter, „dann mal rein mit euch beiden. Abendessen ist gleich fertig. Falls ihr vorher noch duschen wollt, solltet ihr euch beeilen.”
Nach nur zehn Minuten standen beide frisch gewaschen mit noch nassen Haaren auf der Matte. Gemütlich saßen sie vor dem Fernseher und aßen die Brote, die Eileen ihnen gemacht hatte. Durch das Haus zog der Duft von Kuchen und Leon fühlte sich rundum wohl, wäre da nicht der Drang gewesen, sich an Ryan kuscheln zu wollen.
Nachdem der Film, den sie geschaut hatten, zu Ende war, stand Ryan auf und streckte sich. „Ich glaube, ich klaue Dad jetzt noch ein Bier, setze mich an den Anbinder und geh dann ins Bett. Willst du auch eins?”
„Würde ich nicht ablehnen.”
Die kalte Abendluft traf sie unvorbereitet, doch June und Ashley standen am Zaun und genossen die Streicheleinheiten, die sie von den Jungs bekamen.
Da Eileen schon schlief, schlichen sie anschließend leise die Treppe hinauf. Leon legte die Hand auf die Türklinke zum Gästezimmer und warf Ryan im halbdunklen Flur einen zögernden Blick zu.
„Schlaf gut, Snoopy”, sagte er leise.
Ryan blieb stehen und drehte sich um. „Bist du sicher, dass du es so willst?”
„Keine Ahnung”, gab Leon leise zu. „Im Moment weiß ich, ehrlich gesagt, gar nichts. Aber es ist besser so.”
„Wie du meinst. Bis morgen.” Ryan lächelte ihn an und ging nach oben in sein Zimmer.
Leon blieb noch einen kleinen Moment an der Tür stehen und sah ihm hinterher, bevor er das Zimmer betrat, die Tür leise hinter sich schloss und auf das Bett sank. Nein, so wollte er es nicht, aber anders war es nicht möglich. Er konnte sich nicht auf etwas einlassen, was nicht seinem Denken entsprach. Er konnte sich doch nicht auf seine Gefühle einlassen, sich total in ihnen verrennen, wenn er nicht absolut dahinter stand.
Er zog seinen
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