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Gegensätze ziehen sich aus

Titel: Gegensätze ziehen sich aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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prämenstruelle Aggressionen in mir aufsteigen. Ich hatte ja gleich gewusst, dass Golfen nichts für mich war.
    »Außerdem lernt man ja beim Golfen auch Politiker kennen, stimmt's, Freddy?«, sagte Heiki.
    »Stimmt auffallend, Puschi«, sagte Herr von Erswert.
    »Sind Sie Politiker, Herr von Erswert?«, fragte ich.
    »Nennen Sie mich bitte Freddy, Conny!«, sagte Herr von Erswert. »Ich würde mich nicht Politiker nennen, ich engagiere mich nur ein wenig in der Parteiarbeit. Ganz im Hintergrund. Sie sind dran, Conny.«
    Ich schlug einen tadellosen Ball. Es war schon der dritte hintereinander.
    »Großartig!«, sagte Anton. »Du bist ja ein Naturtalent.«
    Ich konnte es selber kaum fassen. Wenn ich so weitermachte, würde Anton noch denken, ich könnte wirklich Golf spielen.
    Antons Abschlag war perfekt, aber diesmal landete sein Ball in einem Maulwufshügel. Das heißt, ich war der Ansicht, es handele sich um einen Maulwurfshügel, die anderen hielten es für eine zufällige Erdanhäufung. Anton wollte den Ball von dort weiterschlagen, aber ich warf mich dazwischen. »Das kannst du nicht tun! Wenn der Maulwurf genau in dem Moment den Kopf aus seinem Loch steckt, in dem du schlägst, ist er tot.«
    »Aber hier wohnt kein Maulwurf«, sagte Anton. »Das kannst du gar nicht wissen«, sagte ich. »Es könnte ein Familienvater sein oder eine alleinerziehende Maulwurfsmutter. Wenn du sie erschlägst, sind die Kinder ganz allein.« Ich merkte, das mir die Tränen in die Augen stiegen. Zu prämenstruellen Aggressivität gesellte sich jetzt auch prämenstruelle Sentimentalität.
    Anton leierte irgendeine doofe Golfregel herunter.
    »Spätestens morgen ist von dem Haufen hier sowieso nichts mehr zu sehen«, sagte Herr von Erswert. »Der Platzwart wird schon dafür sorgen.«
    Ich bestand aber darauf, Antons Ball neben den Maulwurfshügel zu legen oder aber als verloren zu geben und einen neuen Ball zu nehmen, ansonsten würde ich nicht weiterspielen.
    Heiki und Herr von Erswert versicherten, dass sie ausnahmsweise so tun würden, als handele es sich hier um den Bau eines Erdgänge grabenden Tieres.
    »Wir sind ja unter uns«, sagte Herr von Erswert. Anton runzelte die Stirn, gab aber nach, nachdem er einen kurzen Blick auf meine Brust geworfen hatte.
    »Ich bin auch total tierlieb«, sagte Heiki. »Ich würde niemals einen Pelzmantel tragen oder so. Außer vielleicht einen aus Hermelin, die sind ja eine Plage, habe ich gelesen.«
    Du bist auch eine Plage, hätte ich gern gesagt. Und dass sie lesen konnte, nahm ich ihr auch nicht ab.
    »Die Einzigen, die einen Hermelinpelz wirklich brauchen, sind die Hermeline«, sagte ich.
    »Ach, dann will ich doch keinen«, sagte Heiki.
    »Du hattest doch neulich diesen niedlichen Bikini mit den Puschelchen an, Puschi«, sagte Herr von Erswert. »War das denn kein echtes Kaninchenfell? Es war so kuschelweich.«
    »Kaninchen sind aber wirklich eine Plage«, sagte Heiki zu mir und quiekte, als Herr von Erswert ihren Hintern tätschelte.
    »Du bist ja ein ganz Schlimmer!«, kicherte sie.
    Ich schlug meinen nächsten Ball in ein kleines Gehölz und hatte so die Gelegenheit, beim Ballsuchen für ein paar Minuten mit Anton allein zu sein.
    Anton wollte mich im Schutz der Blätter küssen.
    »Hey!«, sagte ich. »Ich habe den Ball nicht hierhin geschlagen, um rumzuknutschen, sondern um mich mal ungestört übergeben zu können. Diese Frau und dein lieber Onkel Freddy bestätigen wirklich jedes Vorurteil, das ich hatte.«
    »Ach komm«, sagte Anton. »Sie sind doch nur verliebt.«
    »Vielleicht er in sie«, sagte ich.
    »Jetzt sei nicht ungerecht«, sagte Anton.
    »Jetzt sei nicht dumm«, sagte ich. »Sie hat extra Golf spielen gelernt, um einen Mann aufzureißen.
    Und es war ihr ganz egal, dass er doppelt so alt und außerdem verheiratet war.«
    »Psssst«, sagte Anton. »Das ist nicht dein Ball, der muss weiter links liegen.«
    »Möchtest du auch, dass ich einen Bikini mit Kaninchenpuschel für dich trage?«, fragte ich extra laut und quiekte wie Heiki. »Du bist ja ein Schlimmer!«
    »Du bist ein Biest«, sagte Anton und versuchte, mir den Mund zuzuhalten.
    »Und du bist ein Schleimscheißer!«, sagte ich.
    »Jetzt ...« Anton unterbrach sich. »Warum zanken wir uns eigentlich schon wieder? Es gibt doch weiß Gott genug andere Probleme.« Und dabei schaute er wieder auf meine Brust.
    Für diese Bemerkung hasste ich ihn in diesem Augenblick.
    »Wenn du oder Freddy mir noch einmal auf Max und

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