Gegensätze ziehen sich aus
eines Patentanwalts, der viel mit russischem Klientel zu tun hatte und eine Schreibkraft brauchte, die auch Russisch konnte.
»Besser eine breitbeinige Sekretärin als ein engstirniger Chef«, sagte Herr von Erswert, als er uns die gute Nachricht überbrachte. »Euer russisches Mädchen kann im Dezember anfangen.«
Er mochte ein Schmierlappen sein, aber wenigstens war er ein hilfsbereiter Schmierlappen. Ich beschloss, ihm noch einmal eine Chance zu geben. Vielleicht war er ja doch nicht so übel.
Im Laden ging es auch weiter, die Lagerräume und das Büro wurden gestrichen, und vorne verlegten Jo und Ronnie das Olivenholz-Parkett. Als Anton es sah, war er begeistert und sagte:»In unserem neuen Haus werden wir auch so einen Fußboden haben, ja?«
Da erst fielen mir Frau Hittler und ihre Häuser wieder ein, und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Als Julius gesundheitlich wieder so weit hergestellt war, dass er in den Kindergarten gehen konnte, ließ es sich leider nicht vermeiden, Frau Hittler im Kindergarten zu begegnen, und leider ließ es sich auch nicht vermeiden, dass sie fragte, ob ich mir die Exposes angesehen hätte. Beim ersten Mal sagte ich noch, ich wäre nicht dazu gekommen und außerdem müsse ich jetzt ganz dringend nach Hause, weil ein Wasserrohr gebrochen sei und der Klempner käme. Aber als sie mich das zweite Mal danach fragte, sagte ich, ich hätte die Exposes angeschaut und die Häuser kämen für uns nicht infrage. Das stimmte wirklich. Selbst wenn ich aus meinem Haus hätte wegziehen wollen - was nicht der Fall war -, hätte ich weder an einem Haus in einem Leverkusener Vorort Interesse gehabt noch an einer zugegeben traumhaften Villa am Rhein für schlappe zweieinhalb Millionen Euro. Plus Maklercourtage.
»Leverkusen ist uns zu weit weg, und zweieinhalb Millionen sind doch ein bisschen über unserem Budget«, sagte ich.
»Das ist das, was Sie glauben«, sagte Frau Hittler. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Tja, dann werde ich wohl einfach weiter für Sie die Augen offen halten.«
»Ach, wissen Sie, im Augenblick ist das mit der Haussuche gar nicht mehr so aktuell«, sagte ich.
Frau Hittlers Augen wurden rund. »Wie soll ich das verstehen?«
»Dass Sie sich nicht mehr darum kümmern müssen«, sagte ich. »Unsere Wohnsituation ist eigentlich ganz befriedigend.«
Ich wartete darauf, dass Frau Hittler »Das ist das, was Sie glauben« sagte, aber sie glotzte bloß blöd.
»Falls wir es uns anders überlegen und doch noch ein Haus suchen sollten, werden wir Sie einfach wieder kontaktieren«, sagte ich.
»Wie Sie meinen«, sagte Frau Hittler. »Obwohl ich massiv den Eindruck hatte, dass Herr Absleben die Haussuche akut betreiben wollte.«
»Das ist das, was Sie glauben«, sagte ich.
Fragen Sie die Patin
Die exklusive Familienberatung der
streng geheimen Mütter-Mafia
Frau Q. aus München schreibt: Sehr geehrte Damen von der Mütter-Mafia! Obwohl wir unsere Kinder ständig ermahnen, werfen sie mehr und mehr mit Schimpfwörtern und Kraftausdrücken um sich. »Scheiße«, »armseliger Wichser«, »verdammter Hurenbock« und »dreckige Schlampe« sind noch die harmlosesten davon.
Wie soll ich damit umgehen und wie kann ich vermelden, dass unsere Kinder solche Wörter in den Mund nehmen?
Gar nicht.
Indem Sie aufhören, Ihren Mann einen armseligen Wichser zu nennen. Liebe Frau Q.,
Leider werden Sie nie ganz vermeiden können, dass Ihre Kinder mit schlimmen Wörtern und Ausdrücken in Berührung kommen. Trotzdem ist es immer noch am wirkungsvollsten, mit bestem Beispiel voranzugehen und jegliches unanständige Vokabular aus dem Wortschatz zu verbannen.
Meine Freundin Anne hat dazu schon vor einigen Jahren ein interessantes Experiment durchgeführt. Sie hatte sich angewöhnt, Kraftausdrücke durch neutrale Wortbezeichnungen und Sprechübungen zu ersetzen. Statt »verfluchte Scheiße noch mal« rief sie beispielsweise: »Yogalehrer!« und statt »Du blöder Saftarsch, hast du keinen Blinker?!«, brüllte sie im Auto nun stets: »Fischers Fritz fischt frische Fische!«
Allerdings hatte das Experiment nicht ganz den Erfolg, den sie sich gewünscht hat. Wie sie sich denken können, gehet die Kommunikation in der Familie bald in eine Sackgasse. »Ich finde das aber total Yogalehrer, dass ich jetzt schon ins Bett muss, ich mag deinen die Katze läuft die Treppe krumm Bohnensalat nicht, und Max ist ein richtiger Brautkleid bleibt Brautkleid und Blaukraut bleibt Blaukraut. Ich
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