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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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plötzlich einen Sinn! Und ich dumme Kuh lasse ihn so einfach in mein Herz und jetzt schreit es vor Schmerzen! Marc, Marc, Marc kann ich nur immer wieder denken. Ich wünsche er wäre hier und könnte mich tröste, mir sagen, dass alles nur ein Alptraum war. Die wundervollen Glücksgefühle haben sich in ein leeres, kaltes Nichts verwandelt. Ich vermisse ihn, als hätte er ein halbes Leben mit mir verbracht. Es fühlte sich einfach alles so richtig mit ihm an und ich kann mir noch immer nicht erklären, weshalb. Wir sind so verdammt gegensätzlich. OK, uns verbindet die Musik, aber das war’s dann auch schon. Oder gibt es da doch noch mehr? Wir kennen uns doch kaum. Kenne ich wirklich mich selbst? Marc und Tamara haben mich in diesem Punkt stark verunsichert. Ich grüble, heule und jammere, bis ich schließlich einschlafe. Ich bemerke nicht, wie Eva abends nach mir schaut und schlafe bis zum nächsten Morgen durch. Die vergangene Nacht war wohl doch etwas zu kurz. Als ich erwache, starre ich an die Decke und grübele vor mich hin. Neben tausend Gedanken an Marc stellt sich mir immer wieder eine Frage: ‘Wer bin ich eigentlich? Bin ich wirklich die biedere Akademikerin oder steckt in mir vielleicht sogar die verrückte Gitarristin?’ Meine Eltern würden letzteres niemals tolerieren. Was würde passiert, wenn ich ihnen plötzlich eine andere Julia präsentiere? Wenn ich nur selbst genau wüsste, wie sie so ist, die andere Julia! Ich muss zu Tamara! Sie kann mir helfen, es herauszufinden. Gleich nach dem Frühstück lasse ich mir von meinen Eltern den Weg zu Tamara erklären. Gerade als ich losfahren will, hält mich Eva zurück.
    «Vorhin hat ein Mann angerufen, der dich sprechen wollte. Er klang sehr nett!»
    ‘Simon!’, denke ich schockiert.
    «Hat er seinen Namen genannt?»
    «Marc Rossmann! Er sagte, du sollst dringend zurück rufen und hinterließ seine Nummer. Wer ist das, Julia? Ein Verehrer?»
    Wenn Eva wüsste, um was für einen Verehrer es sich handelt, dann hätte sie ihn wohl kaum als ‘nett’ bezeichnet.
    «Ja, vielleicht!», antworte ich ausweichend und schnappe mir den Zettel. Nicht, weil ich tatsächlich gedenke, zurückzurufen, sondern, um mich vor einer weiteren Fragerunde zu bewahren. Ich verabschiede mich von meinen Eltern und fahre zu Tamara. Sie wohnt in der nächsten großen Stadt, etwa eine Autostunde entfernt. Hoffentlich ist sie überhaupt zu Hause. Ich habe Glück und sehe sie bereits auf dem Balkon eines modernen Gebäudes mit großen Fenstern, die bis zum Boden reichen.
    «Hallo Tamara!», rufe ich ihr zu und sie winkt freudig zurück.
    Dann ist sie verschwunden und gleich darauf höre ich den Summer an der Haustür. Ich trete ein und steige die Treppen hinauf in den ersten Stock. Durch das Glasdach fällt helles Sonnenlicht herein und wegen der riesenhaften Pflanzen erinnert mich der weite Eingangsbereich an das tropische Glashaus im botanischen Garten. Es gibt hier zwar auch einen gläsernen Aufzug, was aber für ein einziges Stockwerk unnötig ist, finde ich.
    «Hey, Schwesterchen! Schön dich zu sehen!»
    Wir fallen uns in die Arme und dann mustert Tamara mich genauer.
    «Du siehst schlecht aus, Julia! Was ist passiert?»
    Das ist wieder typisch Tamara: sie kommt direkt und ohne Umschweife auf den Punkt!
    «Wer dir etwas vormachen will, hat schlechte Karten», gebe ich mit einem traurigen Lächeln zurück. Tamara führt mich in ein geräumiges Wohnzimmer mit weißer Ledercouch, Glastisch und vielen großen Pflanzen. Ich sehe mich um und nicke anerkennend.
    «Du hast Geschmack!»
    «Danke, aber lenk nicht ab! Was ist passiert?»
    Tamara gießt mir ein Glas Wasser ein und dann lasse ich mich neben ihr auf die Couch sinken. Wenn es einen Menschen gibt, dem ich das alles erzählen kann, dann Tamara. Sie schüttelt entgeistert den Kopf, als ich ihr von dem dem grauenhaften Sex mit Simon berichte und als ich ihr eröffne, dass ich im Auto mit Marc geschlafen habe, gerät sie vollkommen aus dem Häuschen.
    «Meine biedere Schwester schläft mit Romeo, dem Inbegriff eines Mannes! Ich kann es nicht fassen!»
    Beim Anblick meines gequälten Gesichtsausdrucks hält sie jedoch sofort inne.
    «Oh oh, ich kann mir denken, was passiert ist. Du hast dich unsterblich in ihn verliebt und bist aber nur eine von vielen für ihn.»
    «Ganz so ist es nicht. Zumindest sagt er, ich wäre kein Groupie und er gibt mir schon das Gefühl, etwas besonderes zu sein. Aber na ja, wer weiß, vielleicht macht er

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