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Gegenschatz

Gegenschatz

Titel: Gegenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leah Moorfeld
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das ja mit allen so!»
    Wieder fühle ich mich so hundeelend, dass mir die Tränen aus den Augen quellen. Tamara nimmt mich tröstend in die Arme.
    «Wo genau liegt das Problem?»
    «Die vielen Frauen, die ihn anhimmeln - ich war mit ihm in so einem Proberaum und habe dort eine E-Gitarre ausprobiert, da kamen sie hereingestürmt, haben ihn geküsst und richtig belagert. Und als ich davon gelaufen bin, sah ich eine hochschwangere Frau, die behauptete, Marc sei der Vater ihres Kindes.»
    «Puh, das klingt schon hart, so wie du es beschreibst. Aber das muss ja überhaupt nicht stimmten, das mit dem Kind. Wie hat er denn auf die Groupies reagiert?»
    «Wütend!», gebe ich zu. «Aber es fiel mir trotzdem schwer, mitanzusehen, wie sie ihn betatscht und umlagert haben. Und als die eine dann noch von der heißen Sexnacht mit Marc geschwärmt hat, war’s mir einfach zu viel.»
    «Ja, kann ich schon verstehen! Und du hast nicht mehr mit ihm darüber geredet, oder?»
    «Nein, ich kann einfach nicht! Es tut mir weh, ihn wiederzusehen, deshalb bin ich einfach abgehauen!»
    «Es hilft nichts, Julia, du musst das klären. Du wohnst neben ihm, da kannst du ihm unmöglich ewig aus dem Wege gehen.»
    «Stimmt schon, aber erst einmal brauche ich etwas Abstand von dem Ganzen, vielleicht sehe ich dann klarer. Außerdem bin ich etwas verunsichert, was mich selbst angeht!»
    «Wie meinst du das?»
    «Marc hat etwas ähnliches gesagt wie du, Tamara! Ich soll herausfinden, wer ich wirklich bin und alles was ich tute darauf überprüfen, wie es sich anfühlt!»
    «So, hat er das? Erstaunlich! Solche Sätze hätte ich diesem Mann gar nicht zugetraut. Kein Wunder, dass er damit dein Herz erobern konnte!»
    «Ich hab ihn wohl zunächst auch anders eingeschätzt.»
    «Wenn du dich also auf einen Selbstfindungstrip mit mir begeben willst, dann bin ich sofort dabei!»
    «Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll!»
    «Du hast gesagt, du hast E-Gitarre gespielt im Proberaum! Ich muss zugeben, das überrascht mich - wo du doch schon die akustische Gitarre immer wie ein verbotenes Instrument behandelst… Wie lief’s denn mit der E-Gitarre?»
    Beim erzählen kann ich das Strahlen in meinen Augen einfach nicht zurückhalten. Als ich Tamara dann auch noch von dem Angebot berichte, in der Band mitzuspielen, springt sie auf die Füße und schnappt nach Luft.
    «Das glaub ich jetzt nicht! Du flunkerst mich an oder?», ruft sie aufgeregt.
    «Nein, ich schwöre!»
    «Und da kannst du noch dreinschauen wie drei Tage Regenwetter? Du hast mit ‘Romeo’ geschlafen und er will, dass du mit ihm in der Band spielst! Das ist mega fantastisch! Ich hab’s ja gleich gesagt Romeo und Julia! Unfassbar!»
    «Hoffentlich enden wir nicht auch so!», gebe ich traurig zurück.
    «Welche Bedenken hast du denn noch?»
    «Na, die eben genannten, zum Beispiel! Schon vergessen? Marc ist Vater eines ungeborenen Kindes und Frauen belagern ihn wie Fliegen das Aas!»
    «Kein sehr netter Vergleich für deinen Romeo!»
    Ich ignoriere ihren Kommentar.
    «Und außerdem - stell dir mich mal in einer Band vor! Da passe ich doch überhaupt nicht hin! Ich bin eine seriöse Akademikerin! Und unsere Eltern würden einen Schlaganfall bekommen, wenn sie das mitbekämen!»
    «Julia, so funktioniert das aber nicht mit dem Selbstfindungstrip! Wenn du bei allem überlegst, was Mami und Papi darüber denken, kommst du keinen Schritt weiter. Bloß weil die beiden dir ein Leben lang eingetrichtert haben, dass du eine seriöse Akademikerin bist und sich so was nicht schickt, ist das keine universelle Wahrheit! Da solltest du lieber auf Marc hören. Stell dir vor, wie du mit der Gitarre auf der Bühne stehst und fühle in dich rein, wie es dir dabei geht!»
    «Hm!», mache ich zweifelnd.
    Dennoch rufe ich mir ins Gedächtnis, wie es war, die Gitarre zu halten, das Gefühl, ganz mit dem Instrument zu verschmelzen und dann stelle ich mir vor, wie ich auf einer große Bühne stehe. Scheinwerfer spielen Lichteffekte in die Dunkelheit. Nebel umspült meine Beine und Marc fängt neben mir an zu singen, während die Fans im Publikum hysterisch kreischen. Klar fühlt sich das irgendwie gut an und vielleicht könnte es mir auch gefallen, aber so richtig vorstellen kann ich es mir nicht.
    «Es ist sicherlich ganz schön…. Aber was ist mit Marc? Und ich kann doch nicht mein ganzes bisheriges Leben auf den Kopf stellen!»
    «Du musst doch jetzt gar nichts entscheiden. Fühle erst einmal in dich rein, was

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