Gegenwind
ebenfalls nicht länger kompensieren, und so wurde der Jedi flach gegen die Wand gedrückt. Die Durchblutung seines Körpers geriet dadurch ebenfalls in Mitleidenschaft. Immer wieder wurde ihm schwarz vor Augen, und er musste sich fest an die Macht klammern, um nicht vollends das Bewusstsein zu verlieren.
Die Decke der Kapsel wölbte sich quietschend nach unten. Nicht mehr lange, dann würde die Hülle reißen und sämtliche Luft aus dem Innern gesaugt werden. Durch zusammengekniffene, tränende Augen blickte Relin zu den Instrumenten hinüber, aber die Angaben auf dem Bildschirm veränderten sich so schnell, dass er nichts erkennen konnte. Sterne blitzten außerhalb des Sichtfensters und im Kopf des Jedi auf, und es fiel ihm zunehmend schwer, die echten von den eingebildeten zu unterscheiden. Jedes Mal, wenn diese Splitter des Normalraums durch die blaue Mauer des Tunnels schimmerten, bäumte die Kapsel sich auf, als wäre sie gegen etwas Hartes geprallt.
Plötzlich tauchte die Herold vor dem Bullauge auf. Sie überschlug sich nicht wild, so wie die Rettungskapsel in ihrem Sog, aber sie taumelte wie betrunken von einer Seite zur anderen. Fahnen leuchtender Energie flatterten um ihr Heck, und immer wieder brachen Teile der Aufbauten ab. Diese Schiffskomponenten rasten wie Meteore durch den Hyperraumtunnel, und Relin hielt unwillkürlich den Atem an, als einige von ihnen dicht an der Rettungskapsel vorbeizischten. Mehrere der funkensprühenden Trümmer gerieten in die Felder aufblitzender Schwärze und verschwanden. Vermutlich wurden sie im Normalraum wieder ausgespien – eine Spur metallener Brotkrumen, an deren Ende die Gräber eines Sith und eines Jedi liegen würden.
Erneut rammte die Kapsel ein unsichtbares Hindernis, so hart, dass Relin nach vorne gegen die Gurte geschleudert wurde. Sein Brustkorb verwandelte sich in ein Meer aus Schmerz, als die geborstenen Rippen sich tiefer ins Fleisch bohrten. Der Jedi biss sich auf die Zunge, um nicht das Bewusstsein zu verlieren – so fest, dass warmes Blut seinen Mund füllte.
Er musste einen Weg finden, aus dem Hyperraum zu entkommen – so schnell wie möglich –, und nur mithilfe der Macht würde es ihm gelingen.
Obwohl er körperlich und geistig völlig erschöpft war, sammelte er all die Energie, die er noch in sich finden konnte. Ein so rücksichtsloser Umgang mit den eigenen Ressourcen war gefährlich und konnte bleibende Schäden hinterlassen, ihn zu einem Wrack machen, das nicht einmal mehr selbstständig den Kopf heben konnte. Aber er sah keine andere Möglichkeit. Also atmete er tief ein und umgab sich mit der Macht. Anschließend streckte er seine Sinne aus und versuchte, die Kapsel zu stabilisieren, sie aus ihrem wilden, wirbelnden Trudeln zu reißen. Er spürte, wie die Zeit sich dehnte, wie die Sekunden länger und seine Gedanken und Reflexe schneller wurden. Das Quengeln des Alarms drang immer noch in sein Bewusstsein, aber zwischen den einzelnen Pieptönen schienen nun Stunden zu liegen. Auch das rasende Zahlengewirr auf dem Kontrollschirm wurde lesbar, allerdings ergaben die Daten keinerlei Sinn, und so beschloss Relin, sich ganz auf sein Gefühl zu verlassen.
Sein Bewusstsein hatte sich mittlerweile ausgedehnt und umfasste die gesamte Rettungskapsel. Er war überall gleichzeitig – an den ausgebrannten Steuerdüsen, in den durchgeschmorten Schaltkreisen, in der zerdellten Hülle. So gelang es ihm schließlich, die Kapsel zur Ruhe zu bringen und aufzurichten. Nun musste er auf den richtigen Moment warten, auf die nächste Lücke im blauen Wirbel des Tunnels.
Er fühlte die Veränderung, spürte, wie der Hyperraum kurzzeitig aufbrach – und riss die Kapsel hart nach steuerbord, auf den rettenden Fleck realer Schwärze zu.
Doch dann verschwand die Öffnung plötzlich, und Relin hatte gerade noch Zeit gegenzusteuern. Allerdings kostete ihn dieses Manöver sein letztes bisschen Energie. Die Kontrolle über die Rettungskapsel entglitt seinem Bewusstsein, und sie begann erneut, sich zu überschlagen. Eine Woge aus Wut und Frustration stieg in seine Brust, bahnte sich in einem wilden Schrei einen Weg aus seiner Kehle.
»Saes!«
Dann verlor er das Bewusstsein.
5. Kapitel
DIE GEGENWART – 41,5 JAHRE NACH DER SCHLACHT VON YAVIN
Khedryn griff nach einem Digitalkalibrator und stellte die Spannung des letzten Energiewandlers ein. Seit Stunden schon bastelte er am Antrieb der Schrottkiste herum, um sie noch leistungsfähiger zu machen. Nun zeichnete
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