Gegenwind
kein Platz. Außerdem hatten sie dafür auch keine Zeit. Sie mussten herausfinden, wo die Herold in den Normalraum zurückgefallen war, und dann einen Weg finden, dieses verwundete Schlachtschiff und das verbliebene Lignan nach Primus Goluud zu schaffen.
Urplötzlich hörte die Rettungskapsel auf, zu beben und zu ächzen. Relin hatte allerdings immer noch alle Hände voll zu tun, sie zu stabilisieren und ihrem Wirbeln ein Ende zu setzen. Durch das kleine Bullauge sah er die Schwärze des Normalraums und einen blauen Gasriesen mit etlichen Ringen aus Stein und Eis, der bei jedem Überschlag der Kapsel durch sein Blickfeld sauste. Hinter dem Planeten schimmerte ein eisbedeckter Mond in der Finsternis wie ein Edelstein auf dunklem Samt.
Mit seiner einen, verbliebenen Hand griff er nach den Kontrollen und aktivierte die Bremsdüsen, um die Kapsel zu verlangsamen und Stück für Stück aufzurichten. Anschließend scannte er die Umgebung, obwohl er wusste, dass die Sensoren der Rettungskapsel nur eine stark eingeschränkte Reichweite hatten und aller Wahrscheinlichkeit nach während des Sturzflugs durch den Hyperraumtunnel beschädigt worden waren. Doch wider Erwarten leuchtete der kleine Schirm grün auf und zeigte Relin die Herold . Saes’ Kreuzer pflügte direkt vor Relin durchs All, und offenbar hatte er den Fehlsprung ebenfalls mehr oder weniger intakt überstanden. Doch das war nicht alles. In der Nähe des Eismondes befand sich noch ein zweites Schiff. Der Jedi drehte die Kapsel und trat dann, den Schmerz in seinem Brustkorb ignorierend, an das kleine Sichtfenster.
»Bist du Freund oder Feind?«, murmelte er.
Es war ein merkwürdiges Schiff – Relin hatte noch nie ein derartiges Modell gesehen. Scheibenförmig, mit einem kleinen Shuttle auf der Steuerbordseite und einer Art Andockring am Heck. Erst jetzt, als ihm die Fremdartigkeit des Raumfahrzeugs auffiel, hatte er Gelegenheit, sich zu fragen, in welchem Teil des Universums der Hyperraum ihn ausgespuckt hatte.
Er kehrte zu den Kontrollen zurück und drehte die Kapsel in die andere Richtung, sodass die Herold in Sicht kam. Ihre Hülle war von Rissen und Brandflecken übersät, ihre Aufbauten größtenteils verglüht oder abgerissen, und die gesamte Bugsektion verformt, aufgefaltet und verdreht. Zudem hatte der Kreuzer seine Brücke verloren. Der Gedanke ließ Relin schlucken, beschwor Bilder von Drev und seinem letzten, verzweifelten Akt hervor.
Mehrere endlose Sekunden starrte der Jedi das Sith-Schiff an, und der Wunsch nach Vergeltung brannte in seinem Innern. Er wusste, dass die Herold blind und taub sein würde, bis die Kampfbrücke einsatzbereit war – allerdings hatte Saes vermutlich bereits damit begonnen, seine Offiziere zusammenzutrommeln. Relin blieben also nur ein paar Minuten. Seine Lippen pressten sich zu weißen Linien zusammen. Er würde an Bord des Kreuzers zurückkehren und beenden, was er begonnen hatte. Das war er Drev schuldig.
Allerdings war der Deflektorschild der Herold wie durch ein Wunder noch intakt geblieben, und seine Rettungskapsel zu stark beschädigt, um ihn zu durchdringen. Er musste eine andere Möglichkeit finden.
Auf der Suche nach einer Lösung wanderten seine Gedanken zurück zu dem fremden Schiff in der Nähe des Mondes. Seine Züge verhärteten sich. Die Besatzung dieses Frachters in seine persönliche Vendetta hineinzuziehen, behagte ihm nicht – aber er hatte keine andere Wahl. Mit grimmigem Gesicht richtete er die Kapsel aus und zündete die Schubdüsen. Wenn er Glück hatte, würde der Sensorschatten der Herold ihn tarnen, bis er das Schiff erreicht und angedockt hätte.
Er näherte sich seinem Ziel von hinten und hielt dabei zielstrebig auf den Andockring zu. Obwohl die Kapsel verformt und verbogen war, sollte es ihm eigentlich gelingen, sie dort festzumachen – zumindest lange genug, um auf den Frachter überzuwechseln. Während die seltsame Metallscheibe vor dem Bullauge heranwuchs, stülpte Relin sich den Helm seines Flexianzugs über den Kopf und richtete die Kapsel aus.
»Ich habe noch nie eine derartige Signatur gesehen«, sagte Marr. Seine Augen hingen an den Daten, die die leistungsstarken Sensoren der Schrottkiste auf den Schirm zauberten. »Merkwürdig.« Er gab ein paar Befehle ein, nur um anschließend frustriert den Kopf zu schütteln.
Khedryn sah sich die Daten ebenfalls an und rieb sich währenddessen nachdenklich das Kinn. »Ist ziemlich groß dieses Schiff – zu groß für Reegas. Könnte
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