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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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ebenso könnte es Gemüse sein oder ein ausgerollter Teig, Sie sind eine Meisterin, das wäre alles kein Problem für Sie, Materie ist schließlich Materie, nicht?
    Könnten Sie das auch mit einem, sagen wir – Schwein machen?
    Fischverkäuferin: Ja.
    Bastien: Wusste ich es doch, Sie können alles –
    Dann sicher auch mit einem Huhn, einem Rind, einem Hund, einem Lamm? Natürlich, Sie können das.
    Fischverkäuferin: Ja.
    Bastien: Interessant.
    (Pause)
    Bastien (leise): Darf ich Sie noch etwas fragen?
    Fischverkäuferin: (…)
    Bastien: Wenn ich einmal vorbeikommen würde, nur so, in einer Nacht, wenn wirklich niemand da ist und Sie ganz allein sind; und ich würde mich auf dieses Brett da legen, dann könnten Sie mich doch genau so zerschneiden wie ein Schwein, ein Huhn, ein Rind, einen Hund oder eben einen guten Fisch, nicht?
    Fischverkäuferin: (…)
    Bastien: Sicher könnten Sie das. Ich wäre auch ganz ruhig dabei (lacht).
    Auch denke ich, dass es ja gar nicht so einfach ist, wenn man vom Menschen zum Fisch wird, zum Menschenfisch quasi, und dann auf so ein Klümpchen Reis gelegt wird, rein industriell. Man stellt sich dann endlose Fließbänder in einer fürchterlichen Zukunft vor, da fahren dann die Leiber der Verstorbenen darüber und werden von einer großen Sense schließlich säuberlich in Puzzle-Teile zerlegt, später wird man auf diesen duftenden Reis gebettet und in den besten Restaurants der Stadt feilgeboten, Mann auf Reis , das klingt gut, man legt einfach ein dämliches Stück Fleisch, Fisch oder einen überflüssig gewordenen Mann auf einen ebenso dämlichen Klumpen Reis und wickelt’s fest. So, und dann kommt es in die Schachtel, ein ansonsten nutzloser Grafiker malt ein japanisches Fantasie-Zeichen drauf, irgend so etwas wie Yin und Yang oder doof und dick oder I love Hiroshima oder sonst was – dann haben wir unser Produkt, ein richtiges Produkt , das uns die armen Schweine der Zukunft nur so aus den Händen reißen werden, was meinen Sie? Tod als Kunst, es ist alles schon fertig geschrieben. Und ich wäre der erste Proband, ein Held, möchte man sagen.
    Aber Sie sagen ja nichts.
    (Stille)
    Fischverkäuferin: Wollen Sie jetzt einen Fisch?
    (Pause)
    Bastien: Ja, sicher. Ich nehme den Kleinen hier, das ist ein – Ibodai, stimmt’s?
    Fischverkäuferin: Nein. Geschnitten?
    Bastien: Aber sicher.
    (Sie schneidet sorgsam den Fisch, verpackt ihn und reicht ihm das Päckchen)
    Fischverkäuferin: Zwanzig Cent.
    (Er bezahlt)
    Bastien: Danke. Wissen Sie, nur ein Letztes: Sie sind wirklich nett, richtig süß mit ihren kleinen Manga-Messern da. Bis bald dann.
    Er schloss die Tür hinter sich und ging, das Publikum verharrte gespannt einen Moment lang, dann fiel der Vorhang, und der Applaus brandete ihm entgegen, schien kein Ende nehmen zu wollen, zufrieden verneigte er sich mehrmals in seinem Sessel. Alles war jetzt gut. Der Wasserfall stürzte sich über viele Meter vor ihnen in die Tiefe, in der Gischt brach sich das gleißende Sonnenlicht und ließ einen Regenbogen aufleuchten; sie standen vor diesem Naturschauspiel und fielen sich erleichtert in die Arme. Sie hatten Wasser im Überfluss gefunden, das war die Rettung, vorerst. Mila strahlte Bastien an, er hätte recht gehabt, am Strand wären sie nur elend zugrunde gegangen, sagte sie; – was jetzt mit den anderen sei, den Zurückgebliebenen, man müsste ihnen von dem Wasser erzählen. Bastien nickte, natürlich, auch wenn sie ihm nicht geglaubt hätten, aber man könne sie nicht einfach sterben lassen. Es wäre am besten, wenn sie sich aufteilen würden, eine Gruppe ginge zurück zum Strand, um die anderen zu holen, mit den restlichen würde er hier die Gegend erkunden. Sie stimmte ihm wie immer zu, natürlich würde sie hier bei ihm bleiben. Er sah Tom, der etwas abseits stand und das Wasser aus seinen Händen trank; sein Wasser , dachte Bastien und beobachtete ihn misstrauisch. Auch wenn er anfangs große Stücke auf Tom gehalten hatte, so änderte sich das jetzt, hatte er doch gesehen, mit welchen Blicken dieser Mila bedacht hatte, wahrscheinlich wartete er nur auf eine Gelegenheit, um sich an sie heranzumachen. Es würde zur Auseinandersetzung zwischen ihnen kommen, das war bereits jetzt klar. Er ballte die Hand zur Faust, ließ sie dann über die Machete gleiten, man würde ihm nichts wegnehmen, nicht hier.
    Einige aus der Gruppe erklärten sich bereit, zum Strand zurückzugehen, mit den anderen stieg er an der Felswand weiter bergan, es

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