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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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sich sofort um seine Handgelenke; mit einiger Mühe konnte er sich befreien und kletterte weiter hinab. Von oben rief Mila ihm zu, ob alles in Ordnung sei, er schrie zurück, dass es alles klar sei. Er stieg Meter um Meter weiter hinab, mit den Armen hielt er sich fest am Seil, mit den Füßen stützte er sich am glatten Gestein der Wand ab. Schon bald drang das Sonnenlicht nur noch schwach in den Krater, und die Umrisse der Öffnung über ihm waren nur noch schemenhaft zu erkennen. Irgendwo dort oben stand Mila, schaute wahrscheinlich gebannt zu ihm hinunter und zählte jeden Meter des Seiles, das sie mit den anderen abließ. Schließlich gab es einen Ruck, und das Seil blieb straff hängen. Er prüfte die Schlingpflanzen um ihn herum, sie schienen stabil genug, um ihn zu tragen. Nach einem waghalsigen Sprung klammerte er sich an einigen dickeren Stämmen fest und kletterte weiter hinab. Die Pflanzen erwiesen sich allerdings als glitschig, und immer wieder versuchten einige Triebe, ihn zu umschlingen und an sich zu ziehen, sie schoben sich über seinen Bauch, seine Brust und wickelten sich saugend um seinen Hals; aber er riss sie von seinem Körper und stieg, so schnell er konnte, weiter abwärts.
    Das Gleißen unter ihm tauchte die Kraterwände in ein unwirkliches Licht, und die Pflanzen warfen skurrile Schattenbilder an die Wände. Wenn es je eine Hölle gegeben hatte, dann musste sie so aussehen, dachte er, setzte seine Füße auf das leuchtende Objekt und strich sich einige Reste der Pflanzen vom Körper. Es war geschafft.
    Er sah nach oben, die Krateröffnung zeigte sich jetzt als ein heller Kreis. Das Tageslicht verlor sich irgendwo in der Tiefe, reflektierte aber zu seinen Füßen auf der Oberfläche des Objektes, auf dem er stand. Vorsichtig strich er mit den Fingern darüber, das Material fühlte sich seltsam weich und samtig an, ähnlich einer teuren Schreibtischunterlage. Er wunderte sich, auf welche Weise konnte es dann derart strahlen? Er ging nun langsam in Richtung der Mitte des Kraters, das Objekt wölbte sich dort etwas nach oben. Als er einmal etwas fester auftrat, gab die Oberfläche kein Geräusch von sich, auch das war ihm ein Rätsel. Nach ungefähr hundert Metern erreichte er schließlich die Wölbung in der Mitte des Objektes. Es schien sich um eine Öffnung zu handeln. Sie war kreisrund und wies an ihren Rändern nietenähnliche Köpfe auf, die offenbar zur Verstärkung der Luke dienten. Diese selbst war mit einer transparenten Fläche, ähnlich einem Glas, versehen; neugierig ging Bastien näher heran und versuchte, dort etwas zu erkennen. Offenbar verschloss die Luke den Zugang zu dem Objekt, aber er konnte einen spiralförmigen Gang ausmachen, der in das Innere zu führen schien. Jedoch war nirgendwo ein Öffnungsmechanismus oder Vergleichbares zu entdecken. Er suchte mit den Fingern entlang des Randes alles ab, dort war nichts; wieder spähte er durch das Glas in das Innere und konnte einige weitere Einzelheiten ausmachen, der Gang war durch Stufen unterbrochen, die ungewöhnlich steil ausfielen, auch erinnerte die Beschaffenheit des Materials dort mehr an die Innereien eines Organismus als an eine metallene Konstruktion, er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Eines war klar, dieses Objekt stammte nicht von Menschenhand. Wie lange war es her, dass sie hier gelandet oder sogar abgestürzt waren? Waren diese Wesen gestorben, oder lebten sie noch immer? Er kniete sich hin und strich wieder über die Oberfläche des Objektes, es fühlte sich angenehm an. Was war das?
    Er sah sich mehrmals um und spähte in die schattigen Nischen hinter den Schlingpflanzen, aber auch nach längerem Hinsehen konnte er nichts entdecken. Schließlich sah er wieder auf die Luke und traute seinen Augen kaum, die glasartige Fläche war jetzt völlig verschwunden, nichts versperrte ihm jetzt noch den Weg in das Innere des Objektes.
    Er tastete sich vorsichtig mit den Händen an den Wänden des Ganges entlang, ähnlich wie die Oberfläche fühlten auch sie sich weich und samtig an, nur waren sie warm. Ebenso leuchteten sie ein wenig, so dass der Weg vor ihm deutlich sichtbar war, der Gang führte in immer größer werdenden Spiralkreisen nach unten. An einigen Stellen wiesen die Wände unregelmäßige Einbuchtungen auf, auch das verstärkte seinen Eindruck, dass das Objekt einem Organismus nachempfunden war – er kam sich vor wie im Innern einer Speiseröhre. Nach einigen weiteren Metern verbreiterte sich der

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