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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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Gang beständig und mündete in eine Vielzahl größerer Räume, die durch kreisrunde Öffnungen miteinander verbunden waren. Alle waren vollkommen leer, er sah nichts, das auf die Anwesenheit von Lebewesen hinwies; nirgendwo ließen sich Möbel, Gerätschaften oder andere Dinge feststellen, die einzig sichtbare Materie bestand aus der Struktur des Objektes selbst. Es schien ihm, dass die Helligkeit der Räume sich stetig veränderte, sie nahm zu und ab, vergleichbar dem Pulschlag eines Menschen. Ganz automatisch glich er seinen eigenen Atem dem Rhythmus des Lichtes an, dabei verspürte er ein Wohlgefühl. Nach einer Weile merkte er, dass sich andererseits das Licht nun seinem Atmen anglich. Oder bildete er sich das nur ein?
    Neugierig ging er weiter, vor ihm öffnete sich nun ein besonders großer Raum, dessen Wände eine sich wiederholende Struktur aufwiesen, ähnlich einer feinmaschigen Membran. Er sah sich staunend um, der Raum, oder besser die Halle, war schön , ein vollkommenes Kunstwerk, meisterhaft in seinen Proportionen und in seinen gewölbeähnlichen Rundungen beeindruckend wie eine Kathedrale. Wieder atmete er kraftvoll ein und aus, auch hier schien sich das Licht sofort seinem Atem anzupassen. In der Mitte der Halle fiel ihm nun eine leichte Erhöhung auf, er ging näher heran und sah sie sich an. Auf den ersten Blick schien sie keinen weiteren Sinn zu haben; sie glich einer kleinen Plattform in der Höhe eines Sessels, wie bei einem solchen wies sie eine leichte Vertiefung in ihrer Mitte auf sowie zwei Wölbungen an ihren Rändern, die an Lehnen erinnerten. Er setzte sich langsam hin, sofort verspürte er eine Intensität des Wohlgefühls, es war jetzt eher – Glück. In diesem Moment wurde ihm alles klar, das hier war wirklich ein Sessel, dieser war eins mit dem ganzen Objekt; und dieses Objekt war nicht nur ein Objekt, es war ein lebendes Wesen, das die Osmose mit einem anderen Wesen suchte, mit einem Lebewesen, das genau in diesem Sessel Platz nahm, um mit ihm zu sein. Er fühlte, wie die Plattform sich seinen Körpermaßen anpasste, wie sich langsam eine Lehne für seinen Rücken herausformte, wie das Glücksgefühl in ihm stetig wuchs; so als würde das Wesen mit ihm auf diese Art kommunizieren wollen, als wolle es sich anschmiegen, ihn – umarmen. Selig ließ er es gewähren, strich seinerseits über die Seiten des Sessels und vergaß alles um sich herum. Er mochte nicht sagen, ob es ein Traum oder eine Halluzination war, die ihm diese Bilder vor Augen führten; er sah fremdartige Leute in diesen Räumen, vielleicht ein Dutzend, wie sie aufgeregt den Gang aufwärts liefen und nach draußen in den Krater stiegen. Dann sah er weitere Bilder, die Personen standen in der Mitte von unzähligen Insulanern, mit denen sie gemeinsam aus irdenen Bechern tranken und tanzten, die Atmosphäre schien festlich und ausgelassen zu sein, was sich in den nächsten Bildern änderte. Die Eingeborenen schlugen urplötzlich mit Keulen auf sie ein, einer nach dem anderen ging zu Boden.
    Es waren grauenhafte Bilder, und Bastien rieb sich die Augen. Wie lange hatte er in diesem Halbschlaf zugebracht, was war das für ein Traum? Er spürte den Sessel um sich herum, er fühlte sich jetzt wie samtenes Leder an. Das war kein Traum, sondern eine Kommunikation, man hatte ihm zeigen wollen, was geschehen war, und das hieß, dass die Einheimischen nach der Landung alle umgebracht hatten. Er dachte sorgenvoll an Mila, die oben am Kraterrand auf ihn wartete, und stand auf, sah dann, dass der Sessel sich ein wenig zurückbildete, er schien zu – warten.
    »Wer bist du?«, rief Bastien laut in die Halle, es kam keine Antwort.
    Aber im Grunde wusste er alles: Dieses Wesen benötigte ihn, brauchte die Zweisamkeit, damit es wieder hochfliegen konnte, hinaus aus dem Krater, zurück in den Weltraum. Er strich wieder über die Lehne des Sessels, der sich ihm zuneigte. Alles hier war Liebe , alles hier wartete auf seine Liebe , dieses Wesen war die Liebe . Und sie wollte fliegen, wieder – mit ihm.
    Aber er dachte auch an Mila.
    »Ich komme zurück«, sagte er leise und umfasste die Lehne fest mit beiden Händen.
    Noch einmal fühlte er die Wärme, es fiel ihm schwer, loszulassen. Schließlich löste er sich und blickte ein letztes Mal auf den Sessel, der ihm traurig nachzusehen schien.
    Er durchquerte wieder die anderen Räume und stieg den spiralförmigen Gang empor, oben angelangt, beeilte er sich, zur Kraterwand zu laufen. Er griff

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