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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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und uns auch mal sehen.«
    »Mal?«
    »Er ist eben eifersüchtig, weil er auch so viel zu tun hat, da bleibt nicht viel Zeit, die will er natürlich mit mir haben. Allein schon heute, das ging nur, weil du diesen Unfall hattest.«
    »Ich möchte aber meine Zeit nicht nach der von diesem Typen ausrichten.«
    »Das muss ja auch nicht so sein. Nur ein wenig Rücksicht wäre gut. Wirklich, nur das. Vertrau mir einfach.«
    »Und du vermisst mich wirklich?«, fragte er betont langsam.
    Schon die ganze Zeit über, sagte sie und legte ihre Hand auf seinen Bauch; sie würde ihn wirklich vermissen, auf jeden Fall. Sie schob ihre Hand hin und her, absolut jede Berührung würde sie vermissen, jeden Zentimeter seines Körpers. Eigentlich müsste er das wissen, sagte sie und legte den Kopf auf seine Brust, er müsse ihr jetzt einfach nur Zeit geben, das sei alles. Er spürte ihre Zunge jetzt an seinem Hals, er zog sie näher an sich und fuhr mit den Händen über ihre Brust, sehr langsam.
    Der Moment stand still.
    »Wie lange?«, fragte er leise.
    »Ich weiß es nicht. Aber er hat jetzt so eine Reise für uns gebucht, das macht es bestimmt einfacher, er ist doch gar nicht so ein Typ dafür.«
    Er nahm seine Hände abrupt zurück. »Was für eine Reise?«
    »Nach Arabien. Über Silvester.«
    »Arabien? Und wo?«
    »Jemen, glaube ich, ja, Jemen.«
    »Du fährst in den Jemen? Mit mir hättest du das nie –«
    »Ich weiß, was du denkst. Es ist nur – ich komme da nicht raus, ich kann nicht einfach absagen.«
    »Weißt du, wie viel Reisen ich mit dir machen wollte? – In den Jemen? Du hättest mich ausgelacht!«
    »Aber du hättest auch nicht so ein Mords-zehn-Sterne-Hotel mit allem Drum und Dran gebucht. Das ist richtig schön da. Mit einer ganz unabhängigen Infrastruktur, ich bin da einfach gut zu erreichen, für die Kinder. Und auch für dich«, fügte sie lächelnd hinzu.
    Seine Disziplin zerbröckelte zusehends – sie machte eine Reise. »Ist das jetzt die Rache für Thailand?«, fragte er bitter.
    Bevor sie antworten konnte, klingelte ihr Handy. Sie sah auf das Display, stand auf und ging schnell zum Eingang des Ateliers, draußen hörte er sie aufgeregt telefonieren. Nach einer Weile kam sie zurück. »Ich muss jetzt los, es tut mir leid.«
    »Was ist?«
    Sie zögerte kurz. »Er hat etwas gekocht, und das Essen steht gleich auf dem Tisch. Ich hab gesagt, dass ich um acht wieder zurück bin. Es ist fünf nach.«
    »Du sagst mir gerade, dass du eine Reise machst, und willst dann einfach weg?«
    Sie blickte erstaunt. »Man könnte fast denken, dass dir diese Reise mehr ausmacht als unsere Trennung.«
    »Weil ich das nicht verstehen kann. Du wusstest, wie sehr ich das immer wollte, mit dir, aber nie –«
    Sie stockte. »Ich habe es dir doch erklärt. Außerdem, wenn man verliebt ist – ich muss jetzt los, wirklich. Aber wir telefonieren morgen, ja?«
    Er schwieg und sah, wie sie schnell ihre Sachen zusammenpackte und das Glas vorsichtig auf den Tisch stellte, dabei lächelte sie ihn an.
    Ein Nicken zurück von ihm, abwesend (die Reise ).
    Sie ging hinaus und schloss leise die Tür hinter sich. Er hörte, dass sie noch einen Moment auf dem Treppenabsatz verharrte, bevor sie hinunterging.
    Eine Reise.
    Er riss sich die Halskrause und die Verbände ab und warf sie wütend vor die Spüle. Ein Hungergefühl machte sich bemerkbar, und er öffnete den Kühlschrank, der Blick auf die Salatpackungen tat ihm fast physisch weh. Der Computer bot keine Ablenkung, Schwester hatte nicht geschrieben. Er klickte auf den nächstbesten Fernsehkanal und versenkte sich tief in den Sessel – nur nicht daran denken. Eine Reise.
    Es lief ein Bericht über Kenia. Ein Unkraut war über einen asiatischen Importeur in das Land gekommen und durchsetzte jetzt die heimische Vegetation; wenn niemand das Unkraut stoppen würde, gäbe es bald keine Nahrung mehr für wildlebende Tiere, so die düstere Prognose des Sprechers. Schon vor einigen Jahren hätte Parthenium ganze Inseln im Südpazifik unbewohnbar gemacht, diese Bedrohung sei universal und in keiner Weise zu unterschätzen, diese Art von Pflanze würde einfach alles andere erbarmungslos überwuchern. Ein Wissenschaftler war beim Ausrupfen der Killerpflanze zu sehen, dahinter ging die Sonne blutrot über der afrikanischen Steppe unter. Ein letzter Blick auf dieses Szenario, dann ließ er sich langsam an seinem Seil hinunter, einige von den Schlingpflanzen um ihn herum waren aggressiv und schlangen

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