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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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braucht noch eine Weile, klar. Aber dann sind wir Freunde. Er will das auch«, sagte sie.
    So etwas würde schon länger dauern, sagte er, manchmal Jahre. Wahrscheinlich wäre es eher eine Taktik, um sie nicht zu verlieren, Bastien könne da schon sehr einfallsreich sein. »Und natürlich will er, dass du ihm auf den Leim gehst.«
    »Auf den Leim?«
    »Was denkst du denn? Ich kenne ihn. Abgesehen davon wird er wohl nicht gerade gut über mich gesprochen haben.«
    »Wir haben nicht über dich geredet«, sagte sie leise.
    »Keine Andeutung, irgendwas?«
    »Nein.«
    Er schaute wieder in den Topf. »Es ist deine Entscheidung.«
    »Was für eine Entscheidung?«
    »Ihn zu treffen. – Umgang mit ihm zu haben. Das liegt bei dir.«
    Das Rühren der Kelle im Topf hinterließ einen metallenen Klang, schnell, hart, rhythmisch. Sie sah nicht auf. »Wir kennen uns so lange. Bastien ist doch –«
    »Ich weiß, wie lange ihr euch kennt«, sagte Thomas. »Aber manchmal muss man einen Strich unter die Vergangenheit ziehen, einfach, damit die Gegenwart eine gute sein kann.«
    »Was meinst du damit?«, fragte sie.
    »Das, was ich gesagt habe. Wenn du die Gegenwart mit solchen Treffen torpedierst, wird’s schwer werden.«
    »Aber ich habe doch nur –«
    Er lächelte – genau, es sei ja eigentlich nichts. So ein Treffen sei ja normal, alte Bande eben, das müsse er akzeptieren. Auch wenn es nicht gerade leichtfalle.
    Das Rühren der Kelle wurde noch lauter, und sie schwieg.
    »Ich hoffe nur, dass er nicht noch mehr – Unfälle hat«, sagte er nach einer Pause.
    »Er hatte wirklich einen.«
    Er hielt die Kelle jetzt ruhig. Die Sauce hätte er in diesem Jamie-Oliver-Buch gefunden, er wäre richtig gespannt darauf, gestoßene Oliven und Kapern mit Tomaten, das sei schon speziell. Mel sah ihn nicht an, ganz bestimmt sei das toll, bei so viel Arbeit.
    »Dabei fällt mir ein, am Samstagabend habe ich ein Geschäftsessen mit diesen IT-Leuten«, sagte er.
    »Am Samstag?«, fragte sie.
    »Das ist bei den Amis nicht unüblich.«
    »Und unser Ausflug?«
    »Welcher Ausflug?«
    Sie stockte kurz. »Der mit den Kindern. Du hast ihn wieder vergessen.«
    Sicher, der Ausflug, das habe er aber nicht vergessen, er wäre nur davon ausgegangen, dass das tagsüber sei. Mel kramte mit gesenktem Kopf und ruckartigen Handbewegungen in ihrer Tasche. »Ist es auch. Aber das ist doch irgendwie – ungemütlich.«
    »Was?«
    »Mit so einem Termin im Nacken. Ich dachte, wir beide würden dann noch etwas Schönes machen. Mit den Kindern essen oder so.«
    »Abends?«
    Er nahm den Topf vom Herd und füllte zwei Teller mit Nudeln und Sauce auf. Sie schwiegen und aßen. Er sah sie aus den Augenwinkeln an, sie sortierte die Olivenstückchen aus der Sauce. Nach einigen Bissen legte er die Gabel aus der Hand. »Gut, ich werde das absagen, ja? Ihr habt euch drauf gefreut, und wir fahren da hin.«
    »Aber das musst du nicht –«
    »Doch. Ich werde das absagen. Punkt.«
    Er deutete mit einer Handbewegung an, dass die Frage für ihn beendet sei. »Bestellen wir etwas vom Italiener?«, fügte er dann mit einem Blick auf ihren Teller hinzu, an dessen Rand sich die Oliven häuften.
    Sie lachte, Quatsch, das Essen wäre doch ganz OK, er solle nicht so selbstkritisch sein. »Weißt du, ich glaube, es wird bestimmt toll am Samstag. Einfach einmal Zeit zu haben – für uns, als Familie. Ich freue mich so.«
    »Sicher wird es gut«, sagte er. »Wohin soll’s denn gehen, ein Ponyhof oder so etwas?« Er grinste breit, Mels anfängliches Lächeln verschwand, sie blickte zur Seite.
    »Die beiden sind keine Babys mehr.«
    »Ich dachte ja nur –«
    »Debbie hat schon das, was man einen ersten Freund nennen könnte.«
    »Ich weiß.«
    »Warum sprichst du dann von – Ponyhöfen?«
    Nervös schob sie ihren Teller beiseite und nestelte eine Zigarette aus der Schachtel. Das Entzünden des Feuerzeugs hallte unnatürlich laut von der Küchenwand wider, sie legte es langsam zurück auf den Tisch. Er schwieg ebenfalls, aus den Augenwinkeln heraus sah sie ihn essen, den Blick starr auf die Gabel gerichtet. Eine Olive fiel herunter, er schob sie schnell weg, legte das Besteck beiseite und sah sie an: »Ich werde das auch noch lernen, OK?«
    » Auch noch? «
    »Man braucht doch Erfahrung, oder? Man wird ja nicht als Vater geboren.«
    Sie dachte kurz daran, wie Thomas sich über Bastiens Rolle als Ziehvater ausgelassen hatte, Begriffe wie unfähig, infantil, faul, unverantwortlich waren noch die

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