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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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übrigens am 26ten in den Jemen geschrieben, was sie mit einem Alle Achtung! beantwortet hatte. Jetzt tippte er Mir ist am Samstag etwas dazwischengekommen. Würde auch Sonntagabend gehen? in das Handy. Die Antwort ließ einige Minuten auf sich warten: Leider nicht, da bin ich über Weihnachten schon bei meinen Eltern. Schade. Gute Reise, KD.
    Er schaute lange auf das Display. Die darauf folgenden Weihnachtstage würde er mit Mel verbringen, danach stand schon die Reise an. Das hieß, dass er sie von jetzt an über zwei Wochen nicht würde sehen können, eine Ewigkeit. Er schrieb: Werde dort ziemlich von der Außenwelt abgeschnitten sein, die Verbindungen sind mittelalterlich. Vorher nichts zu machen? TD. Die Antwort kam sofort: Habe auch gehört, dass man da schon Mut braucht, wirklich bewundernswert! Bin in Gedanken aber dabei und stelle mir eine rote Sonne über der Wüste vor, dazu ein Lagerfeuer, den Jeep und ein paar Kamele, mehr braucht man doch nicht, oder? KD. Er tippte Genau, sonst nichts! in das Telefon. Es vergingen einige Minuten, er hörte Mel nebenan aus der Dusche kommen und ins Schlafzimmer gehen. Dann kam die nächste SMS: Oder man sieht sich die Sonne im Jemen gemeinsam an?
    Er legte das Handy zur Seite und strich wieder die Servietten glatt. Darauf konnte es jetzt keine Antwort mehr geben.
    *
    Kirsten las ihren eigenen Satz noch einmal: Oder man sieht sich die Sonne im Jemen gemeinsam an? Es war wohl die Enttäuschung über den abgesagten Abend, zumal sie ihrerseits dafür Bastien abgesagt hatte, oder sie war, wie sie dachte, einmal wieder nur – zu blöd.
    Sie blickte weiter auf das Telefon, es kam keine Antwort. Sie wartete weiter. Wenn er jetzt darüber nachdenken musste, wäre eine Zusage ohnehin unwahrscheinlich. Ihr fiel ein, dass sie gar nicht wusste, ob er diese Reise allein antrat, er hatte zwar immer nur von sich gesprochen, aber das taten alle. Vielleicht war seine Frau dabei oder seine zwei, drei Kinder; – wohl kaum, in solch ein Land fuhr man nicht mit Familie. Aber fuhr man wirklich allein? – Nein.
    Sie überlegte, ob sie Bastien anrufen sollte – dass sie am Samstag nun doch könne. Aber das Hin und Her begann sie zu ermüden, es war wohl am besten, einfach in der Wohnung zu bleiben und sich eine von den neu gekauften Fernsehserien anzusehen.
    Sie stand auf und legte eine Twenty-Four -DVD in den Player. Jack Bauer warnte gerade am Telefon einen FBI-Agenten vor einer Bombe, die mit Sicherheit gleich detonieren würde; dieser lächelte ungläubig in die Kamera und flog in der nächsten Sekunde auch schon in die Luft. Hätte er doch besser Jack geglaubt, sagte die Szene. Hätte sie doch besser an ihre Erfahrungen geglaubt, sagte sich Kirsten. Der Panzer war ganz ihrer Meinung; immer diese kleinen, dummen Versuche, etwas verändern zu wollen, wie naiv. Schicksal sei Schicksal, das ändere man nicht einfach so, und durch ein Anbiedern schon lange nicht. Das wahre Glück bestünde doch eher darin, sich seinem Schicksal zu ergeben, einfach zu akzeptieren, dass diese Welt unverrückbare Regeln habe. Im Grunde gebe es doch nur einen selbst; würde man sich nicht wahrnehmen, gäbe es den anderen doch auch nicht. Das hieße doch, dass es sich mit diesen kleinlichen Gefühlen wie Liebe und solch einem Quatsch genauso verhalte: Sie selbst sei der Maßstab aller Dinge, ihre Liebe dürfe nur ihr gehören, wenn sie das erst begriffen habe, gäbe es auch kein Leiden mehr, keine Leute, die sie immer wieder verletzen würden, diese Verbrecher, Schweine.
    »Ich bin nicht verletzt«, sagte sie leise. Einige Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie wischte sie nicht weg, sah, wie sie auf die Kissen vor ihr tropften.
    Sehr gut, sagte der Panzer, das sei schon mal der richtige Weg. Niemand könne sie verletzen, solange er da sei. Auf diese Weise würde sie durch die Jahre kommen, zwar allein, dafür aber ohne Schmerz, im Alter würde es ohnehin besser werden. Und sie sollte es denen wirklich heimzahlen, mit diesem Bastien könne man anfangen, danach wäre dann der Deger dran, Degen und Deger , so ein Schwachsinn, alle hätten die ganze Zeit über nur an sich gedacht, was mit ihr wäre, hätte doch niemanden gekümmert. Also, wie würde man das anstellen? Man könnte sie in einen abgelegenen Wald locken, sie dort verführen, um ihnen dann die Genitalien abzuschneiden, so etwas. Wie wäre das mit dem Schwanz-Abschneiden?
    Jack Bauer blickte auf die Mündung der Pistole vor ihm, der Terrorist grinste

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