Geh Ich Auf Meine Hochzeit
platzte fast vor Eifer, Evie die guten Nachrichten zu erzählen - ob diese nun krank war oder nicht. »Ich habe einen Job für die Sommerferien!«
»Großartig!« Evie hob ihren dröhnenden Schädel und blies einen stolzen Kuss in Rosies Richtung. »Wie ich dir ja bereits sagte, hätte ich vermutlich etwas für dich bei Wentworth Alarms arrangieren können; aber ich bin heilfroh, dass du etwas anderes gefunden hast. Was für ein Job ist es denn?«
»Als Kurier bei Max in der Firma«, eröffnete Rosie ihr erfreut, ohne den entsetzten Gesichtsausdruck ihrer Mutter zu bemerken. »Ich habe ihm erzählt, dass ich gerne etwas mit viel Spaß während des Sommers machen würde, und er meinte, er würde etwas organisieren. Heute habe ich den Produktionsmanager gesprochen, und am Mittwoch fange ich an. Eigentlich bin ich dann Mädchen für alles, aber das macht mir nichts aus.«
»Großartig, Liebling!«, meinte Evie, deren Kopfschmerz sich augenblicklich verschlimmerte.
»Nächste Woche beginnen sie in Wicklow zu filmen«, fuhr Rosie fort. »Ich kann es kaum abwarten.« Sie plapperte wie ein Wasserfall, was für ein schönes Büro die DOS-Filmproduktion hatte, dass sie Max nicht gesprochen habe, dafür aber seine persönliche Assistentin, die eine Art »Miss Indien« sei und »einfach hinreißend«.
»Natürlich ist sie das«, brummte Evie unwirsch. Vermutlich konnte sie keinen Satz tippen, hatte dafür aber andere Qualitäten, die man allerdings im Lebenslauf lieber unerwähnt ließ - es sei denn, man bewarb sich als Hostess in Soho.
Evie bemühte sich, sich für Rosie zu freuen. Sie versicherte ihr, es sei wirklich sehr nett von Max, sich für sie verwendet zu haben. Schließlich wollten viele bei einer Filmgesellschaft arbeiten, weil es ein so spektakuläres Ambiente war.
»Natürlich habe ich noch keinen Vorschuss bekommen«, offenbarte Rosie, »aber sie zahlen mir weit mehr als letzten Sommer in dem Wollladen - also war ich bummeln und habe mir dies hier gekauft.« Zufrieden streichelte sie ihre neue Jeansjacke und das Top.
Als Rosie gegangen war, um mit ihren Freunden zu telefonieren und ihnen die wunderbare Neuigkeit von ihrem Job und ihren neuen Sachen zu unterbreiten, machte sich Evie eine heiße Zitrone, fügte für den besseren Geschmack noch etwas Honig hinzu und nahm das Getränk mit ins Bett.
Die Wentworth-Alarmsysteme machten den gewohnten Eindruck: eine gedrungene Klinkerfassade und sicherlich jede Menge ungeduldiger Kunden, die alle auf Evies Eintreffen warteten, damit sie sich ihnen widmete. Um zehn Minuten vor neun stellte sie ihr Auto auf dem gewohnten Platz ab und stieg verdrießlich aus. Ein kühler Juliwind blies ihr ins Gesicht, und sie musste wie verrückt niesen. Nach der wunderbaren Hitze Spaniens erschien ihr Irland furchtbar kalt. Seit sie aufgestanden war, bibberte sie allen Grippetabletten und Zitrusgetränken zum Trotz.
»Evie«, rief eine wohl bekannte Stimme. »Willkommen! Hattest du eine schöne Zeit? Du siehst großartig aus, so braun.«
Lorraine war sogar noch viel brauner - dunkles Karamell direkt aus einer Clarins-Flasche. Wie jemand aus White Mischief erschien sie heute ganz in weißes Leinen gekleidet, als ob sie diejenige wäre, die gerade eine Woche in der Sonne verbracht hatte.
»Halte Abstand, sonst kriegst du auch noch was«, schniefte Evie. Sie freute sich, Lorraine wieder zu sehen, aber nach einer Woche Urlaub war ihr der alte Bürotrott keineswegs angenehm.
»Ich stecke mich niemals an«, meinte Lorraine und umarmte Evie herzhaft. »Craig findet, ich sei stark wie ein Ochse. Du hast so viel verpasst, das kannst du dir gar nicht vorstellen!«
»Was denn?«, fragte Evie, einen Augenblick aus ihrer traurigen Grippe- und Maxstimmung herausgerissen.
»Davis verlässt die Firma. Genauer gesagt, er hat sie bereits verlassen. Sein Gesundheitszustand verbietet ihm das Arbeiten. Was sagst du dazu?«
Evie zuckte mit den Schultern. »Das überrascht mich nicht weiter«, ächzte sie matt. »Während der letzten sechs Monate, seit bei ihm das Postvirale Müdigkeitssyndrom festgestellt wurde, kam er mir immer wie ein Bär mit null Bock vor. Mir war klar, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein würde.«
»Bist du denn gar nicht traurig darüber?«, erkundigte sich Lorraine verdutzt. »Du arbeitest schon so lange für ihn, und er war immer nett zu dir. Zu mir nicht, falls ich das einmal anmerken darf. Aber dich mochte er.«
Inzwischen waren sie beim Eingang angelangt. Von
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