Geh Ich Auf Meine Hochzeit
eine Flasche Wein zum Essen aufmachen? Ich brauche einfach ein Gläschen.«
»Alkohol ist keine Lösung!«, zeterte er.
»Dann nehme ich mir einen Sherry«, brummte sie unwirsch.
Nachdem Simon ins Esszimmer gegangen war, um seiner Mutter - unnötigerweise, wie Evie fand - die Lage mit dem Festsaal zu erläutern, leerte Evie ein Glas Sherry und dann noch ein zweites, das sie diesmal bis zum Rand füllte und nicht nur bis zur Hälfte des Waterford-Kristallkelchs.
Das ist ja schrecklich, dachte sie, während sie zur Kontrolle eine Gabel in die Kartoffel stach, ob sie schon gar war. Allmählich wurde sie zur Säuferin. Dabei war sie es, die sonst Cara rügte, sie trinke zu viel. Im vergangenen Monat war sie einmal voll wie eine Haubitze gewesen und hatte an ihrem Frauenabend nochmals sechs Glas Wein getrunken.
Wie immer, wenn ihr jene Nacht ins Gedächtnis kam, wurden ihr bei der Erinnerung an ihr Liebesspiel mit Max die Knie weich. Sie konnte nicht anders, es war eine automatische Reaktion - genauso wie sie lächelte, wenn sie ein Baby sah oder bei der Vorstellung einer Ratte nach Luft rang. Max, Max, Max! Er blinkte wie ein Morsezeichen durch ihren Kopf, das wieder und wieder die gleiche Nachricht übermittelte.
Simon kam in die Küche und beugte sich über den Kochtopf, wodurch sich seine Brille augenblicklich beschlug. Würde er jemals lernen, das zu unterlassen? Evie unterdrückte das Bedürfnis, ihm eine runterzuhauen. Häufig ging er ihr einfach entsetzlich auf die Nerven. Ihre Beine fühlten sich schwach an, diesmal allerdings nicht, weil sie an Max dachte.
»Hier!« Sie reichte Simon zwei Teller mit grünem Salat sowie Tomaten und Fetakäse, was sie als ersten Gang zubereitet hatte. Evie hatte es sich gespart, den Eisbergsalat zu waschen. Sicher würde Mary in ihrer Portion noch eine Schnecke entdecken. »Trag diese bitte schon voraus, Simon, ich komme gleich nach.«
Mary wollte heute bei Simon im Haus übernachten, was wiederum bedeutete, dass Evie nicht dort bleiben konnte. Eigentlich war es ein glücklicher Umstand, wie Evie wohl wusste, denn für eine leidenschaftliche Begegnung mit ihrem Verlobten war sie nicht in der Stimmung. Dennoch nagte es an ihr, dass die Anwesenheit seiner Mutter ihr eine eigene Entscheidung unmöglich machte.
»Schließlich ist unsere Beziehung ja keine Eintagsfliege«, meinte sie beißend. »Wir sind verlobt und werden heiraten, Simon - also wohl kaum wie verrückt miteinander vögeln, während sie vor dem Fernseher sitzt.«
»Das weiß ich, aber meine Mutter ist nun mal recht altmodisch und in ihren Ansichten etwas festgefahren.«
Ganz wie ihr Sohn, dachte Evie.
Zu Olivias Abendeinladungen Samstag brachte Cara zwei Flaschen Rotwein, Erdbeersahnekuchen aus dem Feinkostladen - und Phoebe mit.
»Ich konnte sie unmöglich zu Hause lassen«, flüsterte sie Olivia zu und erklärte kurz die Hintergründe, während sie gemeinsam Caras Kuchen im Kühlschrank verstauten.
»Aber sicher musstest du sie mitbringen, das arme Kind«, reagierte Olivia verständnisvoll und nahm sich fest vor, es Phoebe rundherum gemütlich zu machen.
Mit Wein, Mineralwasser und Fruchtsaft kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und fragte: »Wer möchte was? Du, Cara, wählst vermutlich etwas mit Prozenten«, neckte sie. »Ich selbst werde mich heute Abend an den Obstsaft halten, denn morgen habe ich ein volles Programm.«
»Ich auch«, sagte Phoebe, die damit einen Vorwand hatte, ebenfalls keinen Alkohol zu trinken.
»Sehr gut«, stimmte Olivia ihr zu. »Deine beste Freundin hier vermittelt mir oft den Eindruck, als ob ich eine langweilige Tante wäre, mit der man nicht saufen kann. Ich liebe Obstsaft und bin eigentlich nie besonders durstig.«
Phoebe nahm lächelnd ein Glas Saft entgegen. Als sie nicht hinsah, warf Cara Olivia einen dankbaren Blick zu.
Vida traf mit einem Strauß duftender Lilien, mehreren Flaschen Frascati und Mandelkeksen ein. »Mir war heute ganz nach Italien«, meinte sie fröhlich und küsste Olivia.
»Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Sendung«, fügte sie noch hinzu. »Du musst unbedingt gleich erzählen. Hallo Cara! Das ist sicherlich deine Mitbewohnerin Phoebe? Hallo. Cara hat mir schon erzählt, wie hübsch Sie sind. Und jetzt sehe ich, dass sie Recht hat.«
Das war genau das, was Phoebe hören wollte. Sie hatte sich schlecht gefühlt, aber nun strahlte sie Vida an.
»Wir sollten nebeneinander sitzen, dann können Sie mir etwas über meine Stieftochter
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