Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Freundinnen. Auch wenn sie dann deswegen auf einen neuen Wintermantel verzichten müsste, den sie dringend brauchte. Doch zuletzt hatte Rosie plötzlich aufgehört, nach dem Pay-TV zu fragen.
»Wir könnten es uns jetzt leisten«, bot Evie an.
Rosie zuckte mit den Schultern. »Nicht nötig, Mama. Für Kinder ist das toll, aber ich werde in Zukunft abends öfters mal nicht zu Hause sein.«
Die Pause war vorüber, und Simons Sendung begann.
»Beeil dich«, rief sie in Richtung Küche, »sonst verpasst du noch was.«
Es war neun Uhr. Eigentlich konnte sie auch nach Hause gehen. Sie hatte bis zehn bleiben wollen. Doch warum sollte sie, da er ohnehin nur an der Sendung über die Todeskandidaten klebte? Zu Hause konnte sie immerhin etwas aufräumen und sich auf den morgigen Tag vorbereiten.
Simon stellte das Tablett mit zwei Tassen Tee und ihren Lieblingskeksen auf dem Sofatisch vor ihr ab. Dann beugte er sich vor und küsste sie zärtlich auf die Stirn.
»Ich weiß, dass du eigentlich nichts davon möchtest. Falls du deine Meinung geändert haben solltest, habe ich dir doch eine Tasse gemacht.« Er küsste sie noch ein Mal. »Du brauchst es, verwöhnt zu werden, und ich mache es gern.«
Sprachlos blickte Evie zu ihm auf und lächelte. Ihr Vorhaben, nach Hause zu gehen, war sofort vergessen. Er war so gut zu ihr.
Dann saßen sie aneinandergekuschelt auf dem Sofa, knabberten Kekse und sahen sich den Bericht über amerikanische Kriminelle an. Als Simon ihre Schuhe abstreifte und Evies Füße auf die Couch legte, lehnte sie sich zufrieden an ihn.
Zehn Minuten behutsamer Reinigung mit einem Lederreinigungsmittel hatten genauso wenig Erfolg gezeitigt, wie eine Viertelstunde Schrubben mit einem Cremereiniger. Olivia war sich ziemlich sicher, dass sich Cremereiniger ohnehin nicht für Ledersofas eigneten, doch war es ihr inzwischen gleichgültig. Sie hätte sogar ein Bleichmittel auf die Couch aufgetragen, wenn sie damit das pinkfarbene Gekrakel hätte entfernen können. Keine Mühe wäre ihr zu groß gewesen, um dem Wutanfall zu entgehen, den Stephen bei diesem Anblick unweigerlich aufs Parkett legen würde.
Wenn die vierjährige Emily doch ihre Spuren woanders als ausgerechnet auf der Lehne des Sofas hinterlassen hätte, auf dem Stephen gerne saß, wenn er fernsah. Der Fleck war leider recht auffällig. Falls Olivia sich nicht den ganzen Abend darüber lehnte und ein einziges Mal aufstand, würde er ihn entdecken. Dann wäre die Hölle los!
Sicherlich gab es ein Reinigungsmittel speziell für Ledermobiliar, und irgendein Markenprodukt würde den leuchtend rosa Fleck in null Komma nichts beseitigen. Heute Abend jedoch konnte Olivia dieses Produkt nicht mehr besorgen. Und das wiederum bedeutete, dass sie den störenden Fleck so lange verstecken musste, bis sie am nächsten Tag zum Einkaufen kam.
Emilys Mutter Carol traf mitten während der Putzaktion ein. Sie war eine frisch aussehende Vierzigjährige. Ihr dunkles Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie trug ihre übliche Kleidung, nämlich Jeans mit Sweatshirt.
Als sie Olivias Reinigungsmittel im ganzen Wohnzimmer verteilt sah, ahnte sie sofort, was passiert sein musste. Sie entschuldigte sich, als sie hörte, dass es Emilys künstlerische Ader gewesen war, die das mehrere tausend Pfund teure Möbelstück aus skandinavischem Leder ruiniert hatte.
»Olivia, es tut mir Leid«, beteuerte sie und schlug die Hand vor den Mund. »Wirklich! Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Zerbrich dir nicht den Kopf«, tat Olivia unbekümmert, als ob sie nicht im Mindesten beunruhigt sei.
»Aber deine wunderschöne Couch...«
»Sashas Papa wird sehr wütend sein«, unterbrach Emily und begann angesichts des ganzen Dramas lauthals zu weinen.
Sasha schniefte und nickte zustimmend. »Das wird er auch«, meinte sie, bevor sie ebenfalls in Tränen ausbrach. »Er wird Mama und mich schimpfen.«
»Seid nicht albern, ihr beiden«, erwiderte Olivia fröhlich, beugte sich vor und drückte die beiden Kinder an sich.
Carol sah sie neugierig an. »Wird er das tatsächlich?«
»Himmel, nein«, Olivia schüttelte den Kopf und hoffte, dass sie vor Peinlichkeit nicht krebsrot angelaufen war. Sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, dass Carol ihren Mann für einen Tyrannen hielt. »Er sieht diese Dinge ganz entspannt. Ich bin diejenige, die sich über Flecken aufregt«, log sie. »Stephen ist ein solcher Schatz, er könnte Sasha gegenüber niemals
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