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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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vonstatten. Und er zeigte ein solches Interesse an ihr! Tatsächlich wollte er alles von ihr wissen: was ihr gefiel, was ihr nicht gefiel, wo sie lebte und mit wem, warum sie sich zu einem Studium an einer Kunstschule entschieden hatte... Durch den Alkohol und sein Interesse erwärmt, sprudelte Cara über wie ein Springbrunnen: dass sie bereits als Kind Gemälde geliebt hatte, und wie sie sich in der Bibliothek in Bücher über den Prado in Madrid vergraben hatte, und zwar so intensiv, dass sie das Gefühl hatte, sie hätte diese Goyas und Velasquez tatsächlich mit eigenen Augen gesehen.
    Es fiel ihr gar nicht auf, dass Owen unauffällig noch weitere Drinks bestellt und ihr leeres Glas beiseite geschoben hatte, um es durch ein Doppeltes zu ersetzen. Er trank sehr schnell. Dummerweise dachte sie, mit ihm mithalten zu müssen - als ob sie ihre Suppe genauso schnell zu verspeisen hätte wie die anderen am Tisch, damit sie nicht ihretwegen auf den zweiten Gang warten müssten.
    »Wir erkennen einander, wir Künstler«, sagte er feierlich und fuhr mit dem Finger über den Rand seines leeren Glases. »Ich glaube, das ist auch der Grund, weswegen ich dich zu diesem Gespräch gebeten habe - ich spüre, dass du anders bist, dass du mir ähnelst. Du bist eine Künstlerin.«
    »Findest... findest du das wirklich?«, stammelte Cara. Unwillkürlich war sie angesichts der Schmeicheleien zum Du übergegangen.
    »Aber natürlich.« Er lächelte breit. »Ich kann es bereits von weitem erkennen. Es steht in deinen Händen geschrieben.« Er nahm ihre Rechte und hielt sie behutsam zwischen seinen. Seine Finger waren warm und sinnlich, als sie ihre Hand prüften und ihre Handfläche streichelten.
    Cara schwieg. Sie wusste einfach nicht, was sie hätte sagen sollen. Das Ganze war sehr merkwürdig.
    »Du musst mich dir helfen lassen, Cara«, meinte er ernst.
    »Äh... ja«, erwiderte sie.
    So abrupt er ihre Hand genommen hatte, ließ er sie auch wieder fallen und fing an, über das College und den Lehrplan zu sprechen. Cara, die das Händehalten nervös gemacht hatte, entspannte sich. Er war ganz einfach nur freundlich. Für Künstler existierten die normalen Regeln nicht. Kein anderer Lehrer hätte ihre Hand so halten dürfen, aber Owen schon. Er bestellte ihnen noch einen Drink.
    »Bitte, lass mich diese Runde zahlen«, meinte Cara betreten. Sie wollte nicht als geizig gelten, obwohl auf ihrem Konto nur noch fünfzig Pfund waren, mit denen sie die nächsten beiden Monate auskommen musste.
    »Sei nicht albern. Du bist eine arme Studentin, ich zahle«, entgegnete Owen gönnerhaft.
    Nach ihrem vierten Drink fühlte sich Cara ein wenig benebelt. Sie spürte, wie der Konsum von Alkohol ohne Essen ihren Magen durcheinander brachte. Ihr Gesicht war gerötet, und sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie sich nicht sehr verständlich ausdrückte. Doch Owen Theal schien das nichts auszumachen. Er hörte ihr offenbar nur zu gerne zu. Wie ein Freund saß er neben ihr - ohne sie zu berühren - und lauschte ihr gebannt. Das war schön, dachte sie verträumt, wenn einem jemand derart interessiert zuhörte.
    Den fünften und sehr reichlichen Drink wollte sie eigentlich nicht mehr, doch Owen bestand darauf.
    »Wir feiern«, sagte er und drückte ihr das Glas in die Hand. »Es beleidigt mich, wenn du ablehnst...«
    »Das möchte ich nicht«, versicherte Cara sofort. Sie hatte gar nicht gewusst, dass man jemanden beleidigen konnte, indem man einen Drink ablehnte. Ohnehin wusste sie nicht viel.
    Sie trank langsam und wünschte sich, sie wäre beim Nein geblieben. Als ob er ihre missliche Lage begriff, wurde Owen noch unterhaltsamer als zuvor. Er erzählte ihr unerhörte Geschichten über berühmte Künstler und amüsierte sie mit Pikanterien über den Lehrkörper des Slaney College. Cara kam sich erwachsen und faszinierend vor. Mit dem warmen Whisky im Magen und seiner wärmenden Aufmerksamkeit an ihrer Seite schwelgte Cara in einem heißeren Nebel als an einem schwülen Sommertag.
    Es war gegen sieben, als sie schließlich die kleine, gerammelt volle Kneipe verließen. Doch anstatt in Richtung College zu gehen, führte Owen sie entschlossen die Straße hinauf. Mit seiner starken Hand stützte er ihren Ellenbogen.
    »Wir müssen etwas essen«, widersprach er energisch, als Cara zu protestieren begann.
    Cara dachte an Evie, die geduldig mit dem Essen im Ofen zu Hause auf sie wartete. Eigentlich hätte sie sie anrufen sollen. Doch dazu bot ihr Owen keine

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