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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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taten sie genau das … ein widerliches Geräusch, und dann hingen die weißen Kugeln aus den blutigen Höhlen, als etwas im Inneren von Argus’ Schädel sie herausquetschte.
    Tristan keuchte entsetzt.
    »Joe! Was geht hier vor?«
    Argus sank auf die Knie. Er griff sich an den Hals, seine beiden Hände schlossen sich um seine Kehle. Er musste dort schreckliche Schmerzen haben – oder dachte Argus vielleicht, er könne damit dem Schrecklichen Einhalt gebieten, das in seinem Kopf vor sich ging?
    Das Joe-Gesicht erschien und sagte ruhig: »Sir, über dieses Phänomen ist in meinen medizinischen Dateien nichts zu finden. Und es gibt auch keine Bilder im Ocean, die …«
    Ein erstickter Schrei von Argus übertönte den Bericht des PDA. Seine Hände sanken von seinem Hals herunter, die Finger blähten sich auf wie kleine Ballons, schwollen an … aber statt zu platzen, schien das Fleisch der Finger zusammenzuschmelzen und rosa Klumpen am Ende seiner stummelhaft wirkenden Arme zu bilden.
    Argus sank zu Boden und krümmte sich stöhnend und ächzend zusammen. Seine Kleider verbargen, was sonst noch mit seinem Körper geschah. Tristan wusste nicht, was er tun sollte. Er hatte Angst, sich Argus zu nähern, besonders Argus’ Kopf – seine Kopfhaut warf Blasen, als ob die harte Knochenstruktur seines Schädels zu Brei geworden wäre.
    Tristan spürte die Nährflüssigkeit in seinem Magen gluckern. Er hatte Argus nie gemocht und sich einige Male ernsthaft überlegt, ihn zu töten, aber das … niemand verdiente das.
    »Sir?«
    »Joe! Hast du etwas gefunden?«
    »Ja, Sir. Ich glaube, es gibt verwandte Vorkommnisse.«
    Eine Holoblase erschien vor Tristan, verdeckte Argus’ sich windenden Körper, der sozusagen ohne Hitze auf dem Boden kochte. Die Blase zeigte andere Mimiks in diesem schrecklichen Schmelzvorgang, den Argus gerade durchmachte.
    »Was ist das?«
    »Eine Live-Schaltung zu irgendeinem anderen Raum im Gehege, Sir. Andere scheinen unter dem gleichen Gebrechen zu leiden.«
    Aber mit wem genau passierte das?
    Tristans Herz schlug schneller. Was ging hier vor?
    Er trat durch die Holoblase und sah, dass Argus zu atmen aufgehört hatte … dass sein Körper sich langsam in eine Pfütze verwandelte.
    Tristan rannte zur Tür … hinaus ins Gehege.
     
    Nur Mimiks … nur Mimiks litten darunter.
    Tristan stand auf dem freien Platz in der Mitte des Geheges und musste sich immer wieder daran erinnern, dass er atmen musste, dass er den Gestank, das Blut, die Blasen werfenden Körper … überall … ignorieren musste.
    Nicht jeder sterbende Mimik befand sich im gleichen Zustand. Ein paar schienen länger zu brauchen, um die Kontrolle über ihre Zellstruktur zu verlieren, während andere sich schon in eine klebrige Masse verwandelt hatten.
    Tristan zwang sich, an all dem Wahnsinn vorbeizugehen.
    Ein Mimik, der den Kopf unnatürlich schief hielt, versuchte, den Mund zu öffnen, so als ob er etwas zu Tristan sagen wollte. Bitte … hilf mir, bedeutete das vielleicht.
    Aber der Mund des Mimik war nur noch ein unförmiger Klumpen … der bald völlig verschwinden würde. Ein Auge starrte Tristan an, bis es schließlich aus dem herauströpfelte, was früher einmal ein Kopf gewesen war.
    Tristan taumelte weiter. Das kann einfach nicht sein. Das muss ein Traum sein, ein Albtraum. Aber wenn es geschieht, warum geschieht es dann nicht auch mit mir?
    Weitere Schritte zu einer Stelle, wo die schmelzenden Mimikkörper nur noch dampfende Haufen waren, dampfend aufgrund der Hitze der schnellen Zellauflösung. Tristan versuchte, einen Sinn in das Schreckliche zu bringen. Es war beinahe so, als ob seine Mimikkollegen plötzlich einen Schnellflux begonnen hätten … ins Nichts. Etwas verwandelte ihre Körper in rohes, organisches Material, ohne jeden genetischen Plan.
    Die Schreie verhallten jetzt allmählich, und der Wahnsinn – zumindest dieser Teil davon – neigte sich dem Ende zu. Die wenigen Menschen, die in der Nähe des Geheges wohnten oder arbeiteten, sahen mit entsetzten Gesichtern zu.
    Benommen lehnte sich Tristan an eine Wand und ließ sich dann in die Hocke sinken. Wieder wanderte sein Bewusstsein zu der entscheidenden Frage zurück.
    Warum nicht ich?
    Dann erschien das Joe-Gesicht.
    »Sir, Cyrill wünscht Sie -«
    »Ja«, sagte Tristan. Cyrill … Cyrill wird es wissen …
    Und dann erschien Cyrill in einer Blase, das Gesicht wutverzerrt.
    »Tristan – das hast du getan!«
    Tristan schoss in die Höhe und schüttelte den Kopf.

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