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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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einen besseren Ort? Er liegt genau in der Mitte zwischen Kaze und Flagge, in einem Industriezentrum. Wer würde schon hier nach einer ›Legende‹ suchen?« Mung ergriff ihn am Arm. »Da wären wir.«
    Tristan sah keine Tür, aber Mung schob den kleinen Finger in die grüne Wand und wartete. Plötzlich tat sich ein senkrechter Schlitz auf und schob sich nach beiden Seiten auseinander.
    Mung trat durch die Öffnung. »Kommen Sie. Sie haben nicht viel Zeit.«
    Tristan zögerte, hoffte, dass er das, was er jetzt tat, nicht bedauern würde, und trat dann ein.
    Im Inneren der höhlenartigen Dunkelheit sah er eine kleine Pfütze aus Licht … und eine alte Frau, die auf einem Stuhl saß. Wenn das alles eine bizarre Falle war, dann war jetzt der Augenblick, dass etwas passierte. Tristans Muskeln spannten sich an.
    »Kommen Sie«, sagte Mung. »Sie wartet auf Sie.«
    Sie gingen auf die Lichtpfütze in dem leeren Gebäude zu. Die Frau, Okasan, sah genauso aus, wie sie im Ocean ausgesehen hatte.
    Sie blickte Tristan lächelnd an und streckte die Hand aus. Tristan rührte sich nicht von der Stelle.
    »Also, jetzt begegnen wir uns … in der Wirklichkeit.« Ihre Stimme bebte leicht beim Sprechen.
    »Sie sind Okasan?«
    »So nennt man mich. Aber das ist natürlich nicht mein richtiger Name.«
    Tristan spürte, wie er erstarrte, als Mung sich von ihm entfernte.
    »Ich denke, ich werde an der Tür bleiben«, sagte Mung. »Nur für alle Fälle.«
    »Mache ich Ihnen Angst?«, fragte die Frau.
    »Ich bin nur vorsichtig«, sagte Tristan. »Das ist mein Wesen.«
    Das Lächeln verblasste. »Sie meinen, Ihre Ausbildung. Und Sie befinden sich im Einsatz, haben diesen äußerst wichtigen Auftrag -«
    »Über den Sie offenbar glauben, etwas zu wissen.«
    »Ich weiß eine ganze Menge. Ich weiß von diesem Flagge-Katzenauge, das Sie suchen.«
    Tristan durchlief es heiß und kalt. Flagge … das Katzenauge … sie weiß es! Er musste es Cyrill sagen – musste den Einsatz abbrechen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte sie. »Ich bin nicht daran interessiert, Sie irgendwie zu behindern. Im Gegenteil, ich möchte, dass Sie Erfolg haben. Und ich wünsche mir das nicht nur für mich. Auch für andere, eine andere Gemeinschaft, eine andere Welt. Wie das erste Leben, das im Meer geboren wurde und sich jetzt in den Gloms versteckt …« Sie atmete durch. »Aber damit greife ich jetzt den Dingen vor, und Sie haben nicht viel Zeit.«
    »Das ist richtig.«
    »Ich kann Ihnen jetzt nicht alles sagen, und deshalb will ich es für den Augenblick dabei bewenden lassen, dass ich einem Kader organisierter Mimiks und menschlicher Sympathisanten angehöre, die vor Jahren eine Bewegung ins Leben gerufen haben. Wir fingen damals mit einigen wenigen an, aber inzwischen sind wir gewachsen, Tristan … wir sind gewachsen.«
    »Eine Bewegung? Sie meinen die Legende von Okasan, der Mimik-Erlöserin?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin keine Erlöserin der Mimiks. Ich habe den Mimiks dabei geholfen, sich zu organisieren, habe ihnen bewusst gemacht, dass sie keine Sklaven zu sein brauchen …« Sie stand auf, was ihr sichtlich Mühe bereitete. Sie war eine alte Frau und sah auch wie eine alte Frau aus. Tristan vermutete, dass ihr Leben im Untergrund sie von den modernen Errungenschaften der Biotechnik fern hielt. Sie sah nicht gut aus. »Wir haben ein paar Verbündete in hohen Positionen in den Gloms und überall im Ramsch und auch außerhalb. Aber ihr Mimiks seid das Eigentum mächtiger, eifersüchtiger Besitzer.«
    »Das weiß ich.«
    »Und dieser Einsatz -«
    »Okasan!«, rief Mung von der Tür. »Ich glaube, ich höre draußen etwas. Das könnten Wachen sein.«
    Okasans Blick wirkte besorgt. »Dieser Einsatz, dieser Versuch, das Katzenauge zu holen, stellt für die Mimiks eine tödliche Bedrohung dar. Das könnte zum Ende der Glomkriege führen, und ein Glom würde die oberste Macht an sich reißen.«
    »Und das ist schlimm? Wen sollte das stören?«
    »Solange sie aufeinander losgehen und keiner die Oberhand gewinnt, können wir hoffen, ihre Märkte zu beeinträchtigen, vielleicht sogar den Zusammenbruch des Glomsystems herbeizuführen. Das bedeutet die Freiheit für alle, selbst für Mimiks – speziell für Mimiks.«
    »Die Gloms bieten die Selbstheit an, die Integration in -«
    Sie griff nach seiner Hand. »Nein.« Sie sagte es leise, voll trauriger Resignation. »Nein, Tristan, das tun sie nicht, das ist die wahre Legende. Ich habe Ihnen viel zu

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