Geheimakte Proteus
Checkpoint vor der Freizone zu passieren.
Aber sie hatte ein Gerücht gehört, wie man an den Checkpoints vorbeikam. Hoffentlich stimmte es, denn das war für sie die einzige Möglichkeit, in die Freizone zu kommen.
Jetzt, wo sie vorhatte, es zu verlassen, fühlte sich Flagge Glom verändert an.
In ihrer Vorstellung beobachtete sie jeder einzelne Polizist, an dem sie vorbeiging. Sie wandte den Blick ab, hatte das Gefühl, ihr Plan sei zu sichtbar, sei ihr ins Gesicht geschrieben.
Die Scanner der Wachen konnten ihnen so viel sagen, wenn sie sie auf sie richteten: ihren Namen, wo sie wohnte … dass sie ein Datameister war – und vielleicht eine Flüchtige?
Würden sie sich fragen, was sie hier machte, während sie sich immer näher an die nördlichen Viertel des Glom heranarbeitete? Hier wichen die glänzenden Giebel des Glom Center den geduckten SynFood-Fabriken und Umrüstungsanlagen, meilenlangen Bauwerken, die jedes Stück Metall, Stein, Plastik und organische Abfälle verarbeiteten.
Es war Schichtwechsel, und sie beobachtete die graue Armee, die schlurfend aus den fensterlosen Gebäuden kam, und die andere graue Armee, die schlurfend hineinging, um dort für einen jämmerlichen Betrag zu arbeiten. Der Anblick ließ sie an ihr eigenes Leben denken. Ihr Leben war nicht sehr anstrengend, und sie hatte Credits in Hülle und Fülle.
Lani ging weiter. Sie war aus der letzten Rohrbahn vor dem Freizonen-Checkpoint gestiegen, vor der Stelle, wo die Scanner sie erfassen würden. Als sie weiterging, waren immer weniger Arbeiter zu sehen, bis sie schließlich hinter zwei Männern ging, einer älter, der andere jünger. Vielleicht sein Sohn?, fragte sie sich. Wie verlief ihr Leben im großen Flagge Glom? Die Vids würden sie natürlich alle bekommen. Und vermutlich auch eingeschränkten Zugang zum Ocean. Aber wahrscheinlich nahm die Realität den größten Teil ihrer Zeit ein.
Sie beschleunigte ihre Schritte. Ihr Smartsuit raschelte, und ihr war wohl bewusst, wie sehr sie auffallen musste.
Nun, dicht bei ihnen, sagte sie: »Hallo.«
Sie blieben nicht stehen. Wahrscheinlich dachten sie, sie würde mit jemand anderem reden.
»Hallo, bitte -«
Der jüngere Mann blieb stehen und wandte sich ihr zu, aber sein Vater trottete weiter, wahrscheinlich auf einen der Wohntürme zu, die diese Industriezone umgaben.
»Bitte«, sagte sie und bemühte sich, nicht zu jämmerlich zu klingen. »Bitte – ich brauche Hilfe.«
Jetzt blieb der ältere Mann stehen. Er drehte sich zu ihr um und wartete, während sie die letzten paar Schritte auf sie zuging. Er sagte kein Wort. Ihr Blick wanderte von dem älteren Mann zu dem jüngeren. Die Familienähnlichkeit war nicht zu übersehen.
Sie sagte leise: »Ich brauche Hilfe.«
Der Mann rieb sich das Kinn. »Es gibt eine Polizeistation etwa -«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muss in die Freizone.«
Jetzt meldete sich der jüngere Mann zu Wort. »Hinten bei der Fabrik ist eine Rohrbahnstation. Sie können -«
Aber der alte Mann hob die Hand. Er hatte erkannt, dass sie nicht nach einer Rohrbahnstation suchte.
»Was wollen Sie?«, fragte er vorsichtig.
»Ich brauche einen Weg in die Freizone. Ich habe gehört …« Ihre Stimme stockte. »Ich habe gehört, dass die Arbeiter manchmal Mittel und Wege … kennen, wie man hinein und wieder heraus kommt. Um Waren …«
Die Augen des älteren Mannes verengten sich. »Sie meinen schmuggeln?«
»Ja, schmuggeln. Und Wachen, die regelmäßig dafür bezahlt wurden, um in die andere Richtung zu sehen.«
»Steuern zu hinterziehen ist verboten. Es ist genau so, als ob man das Glom bestiehlt. Wir bestehlen Flagge nicht. Und Sie sollten besser hier verschwinden. Hier ist es nicht sicher.«
Er schickte sich an weiterzugehen, aber Lani packte ihn an der Schulter.
»Nein. Ich will nicht stehlen. Aber ich darf das Glom nicht verlassen. Ich arbeite für Flagge …« Er würde nicht verstehen, was ein Datameister war. »Es ist mir nicht erlaubt. Und in der Freizone wartet jemand auf mich.«
Eine Lüge. Aber irgendwie fühlte es sich wie die Wahrheit an.
Der Mann zögerte. Er hatte nichts zu gewinnen, wenn er ihr half. Lani zog ihre Karte heraus. »Ich kann Ihnen einige Credits geben.«
Der Mann lachte. »Damit Flagge sie anpeilt?«
Es blieb ihr nichts anderes übrig. Sie bettelte.
»Bitte. Wenn es einen Weg gibt …«
Der jüngere Mann sah seinen Vater an, und Lani sah, dass sie einen Weg in die Freizone kannten, eine Lücke in einer
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