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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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Mimik. Gibt es etwas Schlimmeres, als einem anderen Mimik die Schablonen zu stehlen? Zum Glück hatte ich ein Ersatzetui. Also – wählen Sie sich eines aus der Sammlung, auf die Sie so scharf waren.«
    »Eel -«
    »Auswählen!«
    Eel hatte allen Anlass, sauer zu sein. Es war wie in diesen alten Vids, die man Wildwestfilme nannte, wo die Guten weiße Hüte trugen und die Bösen immer schwarz gekleidet waren und wo es nichts Schlimmeres gab, als einem anderen Mann das Pferd wegzunehmen.
    In diesem neuen Wilden Westen hatte Tristan das Schlimmste getan, was man einem Mimik antun konnte.
    »Los jetzt«, zischte Eel, und zwischen seinen dolchartigen Zähnen zuckte eine lange Zunge hervor.
    Tristan versuchte noch einmal zu erklären. Wenn er an Eels Stelle wäre, würde ihm genauso zumute sein. Aber es gab mildernde Umstände.
    »Ich hätte das niemals getan, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber ich steckte in der Falle.«
    Eels Arm zuckte vor, und seine lederne Faust krachte gegen Tristans Kopf. Die Wucht des Aufpralls ließ ihn taumeln, und die Menge schrie Beifall.
    »Los!«, brüllte Eel.
    Tristan sprang auf. Wenn er sich jetzt keine Masque wählte, würde dieser Echsenkönig ihn ohne viel Federlesens töten. Tristan wollte nicht in der Öffentlichkeit fluxen, aber noch weniger wollte er sterben.
    Er klappte seine Garderobe auf und starrte die Schablonen an.
    Russisches Roulette.
    Sechs Wahlmöglichkeiten: eine davon war die beschreibbare Schablone mit Lanis Genom, eine war eine Schmelzerschablone. Vielleicht auch mehr als eine. Vielleicht zog Eel die zusätzliche Sicherheit vor, die zwei Killerschablonen boten.
    Der Mimikgladiator trat einen Schritt näher.
    Was auch immer Tristan tun würde, er hatte dafür nur noch ein paar Sekunden Zeit.
    Seine Finger tanzten über die verschiedenen Schablonen, jede mit einem Symbol markiert, einer Codierung, die nur Eel verstehen würde. Tristan bemerkte, dass eines der Symbole eine winzige, dreizackige Krone war. Hieß Eels preisgekrönter Pitsaur nicht Rex? Und Rex war ein Kämpfer. Das war einen Versuch wert. Besonders, wo er nicht die leiseste Ahnung hatte, was die anderen Symbole bedeuteten.
    Er entfernte seine augenblickliche Schablone und schob die mit dem Kronensymbol ein … und begann sofort zu fluxen.
    Er kämpfte gegen eine Aufwallung von Übelkeit an, als ein Gefühl der Wildheit durch seinen Körper pulste. Fühlte sich das Schmelzen so an? Würde seine ganze genetische Struktur zusammenbrechen, auf einen Code reagieren, der ihn in eine Masse formlosen Protoplasmas verwandeln würde?
    Sein Magen revoltierte … seine Zunge kam ihm plötzlich für seinen Mund viel zu groß vor. Aber als er nun auf seine Hände hinabblickte, waren sie mächtig, die Hände eines Kämpfers, mit bösartigen, kleinen Hornvorsprüngen an den Knöcheln.
    Ich schmelze nicht, dachte er.
    Aber ehe er diesen freudigen Gedanken ganz auskosten konnte, hörte er einen Fluch und ein Grunzen von Eel, dessen Faust erneut in Tristans neues Gesicht krachte, diesmal mit ausgefahrenen Klauen. Tristan zuckte zurück und spürte, wie die Klauen über seine Wange fuhren. Er schmeckte sein eigenes Blut.
    Offenbar war Eel von Tristans glücklicher Wahl nicht gerade begeistert.
    Tristan rammte Eel die geballten Fäuste in den Echsenbauch – die Wucht des Schlages trieb Eel die Luft aus den Lungen, und er taumelte zurück.
    Die Menge jubelte, aber der Augenblick war gleich vorbei, als Eel sich aufbäumte und Tristan blitzschnell ansprang. Tristan zog sich zurück, aber viel zu langsam – er hatte noch keine Zeit gehabt, sich dieser neuen Masque anzupassen.
    Er sah zu, wie Eels Echsenschnauze sich zu etwas verzog, was vermutlich ein Lächeln sein sollte. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
    Eel landete und schmetterte Tristans neuen Körper auf das Pflaster.
    »Armselig«, sagte er und presste Tristans Arme mit den Beinen gegen den Boden. »Das ist ja nicht einmal ein Wettkampf.«
    »Sie haben mehr Erfahrung«, ächzte Tristan. Er hatte das Gefühl, seine Brust würde platt gedrückt.
    »Ja, die habe ich. Aber es gibt eine Erfahrung, die ich nicht habe: die Erfahrung, in Stücke gerissen zu werden … von einem Experten.«
    Eel öffnete die rechte Faust, sodass man die scharfen Klauen an den Enden seiner Finger sehen konnte. Seine Armmuskeln spannten sich an, und die Klauen fuhren aus, bereit, Tristan aufzureißen.
    Tristan wand sich und schaffte es, einen Arm frei zu bekommen.

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