Geheimauftrag: Liebe
Beweise auftauchen, nachdem ich an jedem Baum gerüttelt und jeden Stein umgedreht habe, dann kommt man zweifellos zu dem Schluss, dass die zugespielte Information nicht der Wahrheit entsprach.«
»Aha, hier sind sie.« Penny zog einen dicken Band aus dem Regal. Sie hielt ihn im Arm und stand auf, ging zum Schreibtisch.
Sie legte den Wälzer ab, schlug ihn auf. Nicholas trat zu ihr, um sich das Kartenwerk anzusehen, und Charles folgte ihm.
»Siehst du?« Mit einem Finger fuhr Penny die Linien auf der obersten der von Hand gezeichneten Karte nach. »Sie zeigen jede Bucht entlang des Mündungsarms und der nahen Küste.« Sie blickte auf, sichtlich erfreut, so ein nützliches Material für ihn gefunden zu haben. »Damit kannst du sicher sein, keinen der möglichen Landeplätze zu übersehen.«
»Ausgezeichnet.« Er streckte die Hand aus, drehte den Band zu sich herum, schloss ihn und hob ihn hoch. »Danke, das wird mir eine unschätzbare Hilfe sein.«
Nicholas’ Lippen bildeten eine schmale Linie, und Charles konnte mühelos seine Erbitterung nachvollziehen. Für jemanden, der mehr über die Schmugglerrouten erfahren wollte,
aber nicht aus der Gegend stammte, wären die Karten ein Geschenk des Himmels. Nicholas hatte sie praktisch unter seiner Nase gehabt, ohne etwas von ihrem Vorhandensein zu ahnen. Und jetzt musste er zusehen, wie ausgerechnet Charles sie sich unter den Arm klemmte.
Er schaute Penny an und deutete mit dem Kopf auf die Vitrinen. »Die Sammlung deines Vater scheint mir nach all den Jahren noch so, wie ich mich aus Kinderzeiten erinnere. Mich wundert, dass er sie nicht erweitert hat.«
Penny schaute ihn kurz an, spielte mit. »Ich bin nicht sicher, warum er mit dem Sammeln aufgehört hat.« Sie kam um den Schreibtisch herum, sah zu den beiden Vitrinen. »Du hast recht – es ist Jahrzehnte her, seit er das letzte Mal ein neues Stück gekauft hat.«
Sie stellte sich vor einen der Schränke, fuhr mit den Fingern über das Glas, betrachtete die Pillendosen, die fein säuberlich auf weißes Satin gebettet waren, mit kleinen Kärtchen versehen, auf denen ihr Vater mit seiner ordentlichen Handschrift jede einzelne beschrieben hatte.
Charles kam zu ihr. »Vielleicht fand er sie irgendwann langweilig.«
Nicholas verfolgte ihr Tun genau, hörte auf jedes Wort, das sie wechselten, auf jede Nuance in der Betonung. Seine intensive Aufmerksamkeit hatte die Wirkung, als ob eine rote Flagge vor Charles’ Gesicht geschwenkt würde. Jeder Gedanke, dass Nicholas nicht bis zum Hals in die Sache verwickelt sein könnte, schien in diesem Moment absurd. Zu auffällig schien er daran interessiert, dass Charles nicht die Beweise fand, die er suchte.
»Vielleicht.« Penny zuckte die Achseln und drehte sich zu dem Cousin um. »Nachdem wir die Karten gefunden haben, werden wir dich nicht länger aufhalten, Nicholas.«
Der blinzelte, gab sich dann einen Ruck. »Himmel … Äh, ihr bleibt doch sicher zum Tee. Und einem kleinen Imbiss?«
»Nein, nein!« Penny winkte ab. »Vielen Dank, nein. Bis wir wieder zurück in der Abbey sind, wird es Zeit fürs Mittagessen.«
Sie sah zu Charles, eine Frage in den Augen. Er lächelte billigend und legte einen Hauch freudiger Erwartung in seinen Blick, gerade genug, wie er hoffte, um Nicholas einen Stich zu versetzen.
Nach der Art und Weise zu schließen, wie Nicholas das Kinn reckte, hatte er Erfolg.
Nicholas verabschiedete sich reichlich steif, und gemeinsam verließen Penny und Charles das Haus.
Es war tatsächlich Mittagszeit, als sie bei den Stallungen der Abbey eintrafen. Charles’ Stallburschen kamen eilfertig herbeigerannt, doch Penny glitt aus dem Sattel, ohne Hilfe beim Absteigen in Anspruch zu nehmen, reichte nur die Zügel einem der Knechte, und folgte Charles zum Haus.
»Das ist gut gelaufen!« Mit erhobenem Kopf genoss sie die Genugtuung, spürte warm das Blut durch ihre Adern strömen. Auf dem Heimritt hatten sie nicht miteinander gesprochen, nur ein triumphierendes Lächeln gewechselt, um dann lachend mit dem Wind um die Wette zu reiten.
»Wir haben Nicholas eindeutig einige Nüsse zu knacken gegeben.« Den Kartenband unter dem Arm schritt Charles neben ihr.
»Er war empört wegen der Karten – und dann deine Fragen zu den Pillendosen, die waren ein Geniestreich. Er hing bei jedem Wort an deinen Lippen.«
»Mit ein wenig Glück glaubt er, dass du keine Ahnung von den Pillendosen in dem Versteck hast. Und damit ich auch nicht.«
Sie runzelte die
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