Geheimauftrag: Liebe
schmerzlich unbefriedigt, aber das zählte nicht in diesem Moment. Jetzt wollte er sie nur betrachten, ihr Gesicht im schwachen Mondlicht studieren. Er hatte sie nie so gesehen, so friedlich und glücklich, so unbeschwert.
Ein störender Gedanke zerbrach den Frieden. Hatte ein anderer Mann sie auch schon so gesehen? Er schaute sie nachdenklich an, als sie die Augen öffnete und leicht die Stirn runzelte.
Verwundert strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und murmelte: »Das war … seltsam.«
Es klang, als erwarte sie eine Erklärung von ihm. Aber welche? Statt ihr zu antworten, fragte er: »Mit wie vielen Männern warst du zusammen, seit … damals?«
Empörung malte sich auf ihren Zügen. Sie starrte ihn an, kämpfte sich in eine aufrechte Stellung. »Mit keinem einzigen. Was für eine dumme Frage.«
Überhaupt nicht dumm. Er biss sich auf die Zunge. Sie war eine attraktive neunundzwanzigjährige junge Frau, die, wie er zu gut wusste, mehr als die üblichen sexuellen Bedürfnisse hatte. Was sollte er sonst denken?
Plötzlich war er sich nicht mehr sicher.
Sie stemmte die Hände auf seine Brust und versuchte wieder, sich aufzusetzen, doch er hielt sie mühelos fest. »Hör auf, dich zu winden.«
Sie betrachtete ihn misstrauisch, aber er zog sie einfach an sich, bettete sie bequemer in seine Arme. »Lieg einfach still, und schlaf ein.«
Den Kopf an seiner Schulter schaute sie ihn an. Öffnete die Lippen.
»Sei ruhig, bleib liegen, und schlaf ein.«
Ihre Augen wurden schmal. Trotzdem rutschte sie vorsichtig ein Stück tiefer, bettete den Kopf an seine Brust ohne alle Gegenwehr. Leise sagte sie: »So kann ich unmöglich einschlafen.«
Sie tat es doch, ließ ihn schmerzlich erregt und zufrieden zugleich zurück. Zwar hatte er es anders geplant, doch nun schien es gut, wie es gelaufen war. Zumal er sie offenbar zu ihrem ersten Höhepunkt gebracht hatte, was nach dem Debakel von vor dreizehn Jahren nicht mehr zu erwarten gewesen war.
Was in ihm erneut die Frage weckte, warum.
Während das Mondlicht verblasste und die Schatten tiefer wurden, wanderten seine Gedanken in die Vergangenheit zurück, um die Gegenwart besser verstehen zu können.
Als Penny am nächsten Morgen aufwachte, lag sie warm und ausgeruht unter der Decke in ihrem Bett. Sie blieb einen Moment mit geschlossenen Augen liegen, fühlte sich unendlich wohl. Die Helligkeit hinter ihren Augenlidern verriet ihr, dass die Sonne schien. Es war wieder ein wunderschöner Tag …
Dann kam die Erinnerung. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und starrte zum Kamin.
Charles saß nicht mehr in dem Lehnstuhl.
Sie schaute sich suchend um, konnte aber keinen Hinweis auf seine Anwesenheit entdecken. Doch sie hatte es nicht geträumt, dessen war sie sich sicher. Er war hier gewesen – er hatte, sie hatten …
Sie blickte an sich herab. Ihr Nachthemd stand weit offen.
Mit einem halblauten Fluch zog sie es zusammen und knöpfte es zu, versuchte nicht zu erröten, während die Erinnerungen auf sie eindrangen. Am liebsten hätte sie die ganze Schuld an dem Vorgefallenen ihm zugeschoben, aber unseligerweise erinnerte sie sich nur zu gut, dass sie irgendwann zur treibenden Kraft geworden war, viel mehr als eine bloß willige Partnerin.
Es war so völlig anders gewesen, so neu in vielerlei Hinsicht, die Gefühle so überwältigend und von Dauer. Lange, langsame, süße Zärtlichkeiten – und er hatte sich von ihr berühren lassen, sie durfte ihn erkunden und ihre eigenen Wünsche verwirklichen. Kein Vergleich mit dem hektischen Gerangel damals in der Scheune – eilig, hitzig, ungeschickt … und ziemlich schmerzhaft.
Letzte Nacht hingegen hatte sie es in vollen Zügen genossen und ihn demzufolge stärker ermutigt, als bei Licht besehen
klug zu sein schien. Trotzdem: Sie konnte und wollte ihm keinen Vorwurf machen. Ihm schon gar nicht, denn er hätte es auch weitertreiben können. Stattdessen …
Ihre Brüste prickelten von erinnertem Entzücken, das sich schon wieder über ihren ganzen Körper auszubreiten schien.
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie so etwas gefühlt – so verzweifelt verlangend zu sein und danach so beseligt, so wunderbar lebendig.
Und dann hatte er sie gefragt …
Mit einem weiteren stummen Fluch schlug sie die Bettdecke zurück, stieg aus dem Bett und ging zum Klingelzug, läutete nach Ellie.
Nachdem sie sich gewaschen und angezogen hatte, überlegte sie, wo Charles wohl stecken mochte. Wo hatte er sich überhaupt umgezogen,
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