Geheimauftrag: Liebe
aber da hatte sie bereits zum Sprechen angesetzt. »Ja, natürlich. Es gibt viele wunderschöne Ecken … Soweit ich mich erinnere, sagte Lady Essington, Ihr Heim liege in Derbyshire. Wird Mrs. Yarrow sich irgendwann zu Ihnen gesellen?«
Yarrow schaute nach unten. »Ich bedaure, aber meine Frau ist vor einigen Jahren verstorben. Ich habe einen kleinen Sohn.« Er schaute wieder hoch. »Aufgrund seiner kränklichen Veranlagung spiele ich mit dem Gedanken, in diese Gegend umzuziehen, zumal die höhere Schule hier einen guten Ruf haben soll.«
Penny behielt ihr Lächeln bei. »Das glaube ich auch.«
Der Himmel steh ihr bei! Harriet hatte von Witwern gesprochen, und prompt tauchte Mr. Yarrow auf und inspizierte sie für ihren Geschmack viel zu offensichtlich.
Zu ihrer Erleichterung wandte sich in diesem Moment Millie zu ihr um, hakte sich bei ihr unter und erklärte: »Du bist genau der Mensch, den zu treffen ich am meisten gehofft habe.«
Millie wartete, strahlte sie an, bis Charles sich umgedreht und Yarrow in ein Gespräch verwickelt hatte. Dann zog sie Penny zu sich herunter und flüsterte ihr zu: »Ich bin wieder in anderen Umständen! Ist das nicht herrlich?«
Penny schaute in Millies hellbraune Augen, aus denen stille Freude leuchtete. Sie lächelte die Freundin an. »Wie wunderbar. David muss entzückt sein.« Sie sah zu Millies Ehemann hin, der sich gerade mit Julia unterhielt und dessen offensichtlicher
Stolz damit erklärt war. »Richte ihm meinen Glückwunsch aus.«
»Oh, das werde ich. Ich bin ja so froh …«
Penny hörte freundlich zu, während Millie fröhlich weiterplauderte. Es war ihre dritte Schwangerschaft. Das erste Kind war eine Totgeburt gewesen, das zweite ein gesundes, inzwischen zweijähriges Mädchen, das prächtig wuchs und gedieh. Obwohl sie keine ausgeprägten mütterlichen Gefühle besaß, war Penny ehrlich froh für Millie und fand es nicht schwer, ihre Freude zu teilen.
Schließlich verließen sie und Charles die Gruppe, nachdem sie versprochen hatten, in naher Zukunft auf Essington Manor vorzusprechen. Doch die Worte erstarben ihr im Munde, als ihr Blick auf Mr. Yarrow fiel, der ihren Blick suchte und ihr ganz besonders dringlich zum Abschied zunickte. Erheblich weniger begeistert grüßte sie zurück.
Als sie zum Gasthof zurückgingen, weil die anderen Verdächtigen nicht zu entdecken waren, meinte Penny: »Ich denke nicht, dass Yarrow unser Mörder ist.«
»Bloß weil er dir Kuhaugen macht, heißt das nicht, dass er keinesfalls die Finger im Spiel hatte.«
»Es waren keine Kuhaugen – eher Schafsaugen.«
»Nein, Kuh. Dumm wie ein Ochse.«
Sie lachte verächtlich. »Dumm ist er nicht.«
»Vielleicht nicht, aber ehrlich, dich einzuladen, ihm die Schönheiten der Gegend zu zeigen, dich dann nach deiner Meinung zu der Schule für seinen Sohn zu fragen – was soll das?« Er verzog das Gesicht. »Verschon mich damit.«
Wie er das sagte, das klang überhaupt nicht nach dem Charles, den sie kannte. Sie drehte sich um, doch er schaute nicht in ihre Richtung. Mit zusammengepressten Lippen packte er sie am Ellenbogen und zog sie weiter auf den Hof des Gasthauses.
Ihre Pferde waren rasch geholt; er hob sie in den Sattel, schwang sich auf seinen Grauen und ritt voraus. Sobald sie die engen Kopfsteinpflasterstraßen hinter sich gelassen hatten, wurde er langsamer, bis sie neben ihm war, um dann Seite an Seite mit ihr über die Straße zur Abbey zu galoppieren.
Kaum dort angekommen wurde Charles bereits die Nachricht übermittelt, dass um die Mittagszeit ein Kurier aus London eingetroffen sei. »Gut.« Charles schloss seine Hand um ihre und ging mit ihr in Richtung Haus, wo Filchett ihnen in der Eingangshalle bereits entgegenkam. »Ich habe das Päckchen auf Ihren Schreibtisch gelegt, Mylord.«
»Danke.« Charles begab sich zu seinem Arbeitszimmer, ohne ihre Hand loszulassen. Der Blick des Butlers ließ nicht erkennen, was er dachte. Er räusperte sich nur. »Soll ich Tee bringen, Mylord?«
Charles blieb stehen, sah sie fragend an, und sie übernahm es, statt seiner zu antworten. »Bitte. Ins Arbeitszimmer.«
Filchett verneigte sich. »Sehr wohl, Mylady.«
Charles sah aus, als müsse er sich einen unpassenden Kommentar verkneifen, doch er drehte sich rasch um und ging weiter zum Arbeitszimmer.
Erst, als sie an seinem Schreibtisch standen, ließ er ihre Hand los, um nach dem versiegelten Päckchen zu greifen. Er betrachtete die Aufschrift, ließ sich in seinen Sessel fallen
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