Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
schleichende Unterwanderung und Missionierung Europas mit dem Ziel, einen erzkonservativen katholischen Gottesstaat zu errichten ähnlich einem Mullahregime», urteilt der Theologe Peter Hertel, langjähriger kritischer Beobachter der Aktivitäten des Opus Dei.
Ist das grandiose Ereignis in Rom Ergebnis eines gigantischen Täuschungsmanövers? Unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ist Escrivás «Gotteswerk» zu einer der mächtigsten Institutionen der katholischen Kirche geworden. Hat es ein zweites Gesicht? Schon in den 1940er Jahren schreibt der General der Societas Jesu, Wladimir Ledóchowski, in einem Bericht an die Kurie in Rom, er habe im Opus Dei «die Zeichen einer verdeckten Tendenz zur Weltbeherrschung durch eine spezielle Form der christlichen Freimaurerei entdeckt».
Flucht ins Irrenhaus
Madrid, im März 1937. Wohin flieht ein Mensch, wenn die Welt um ihn herum verrückt zu werden scheint? In den späten 1930er Jahren tobt in Spanien ein Bürgerkrieg, in dem Gnade ein Fremdwortist. Um die Hauptstadt Madrid wird erbittert gekämpft. Der Belagerungsring der Putschisten unter Führung General Francos zieht sich immer enger. Nur mit Mühe können sich die republikanischen Truppen noch halten. Viele Madrilenen sehnen deren Niederlage herbei. Darunter auch ein junger katholischer Priester, der seit Wochen seine Verstecke in der Stadt ständig wechseln muss, in steter Angst vor Verhaftung, Folter und Tod. Er weiß sich am Ende keinen anderen Rat mehr und flieht in die psychiatrische Klinik eines befreundeten Arztes in der Calle Arturo Soria. Es ist eine Insel des Friedens inmitten eines Gemetzels.
Doch der Priester muss sich perfekt tarnen, denn die republikanischen Milizen sind ständig auf der Suche nach potenziellen Verrätern – und flüchtige Kleriker stehen ganz oben auf ihrer Liste. Tausende Geistliche werden im Bürgerkrieg von der radikalen Linken ermordet. Monate hält sich Escrivá in der Klinik versteckt. Bis Soldaten das Hospital auf der Suche nach Konterrevolutionären stürmen. Sie tauchen in eine fremdartig harmlose Welt ein. «Ist das ein Saiteninstrument oder ein Windinstrument?», fragt einer der gutmütigen Patienten und zeigt auf das Gewehr des Offiziers, der die Befragungen durchführt. Dieser sucht verdutzt nach einer Antwort, wendet sich dann aber einem anderen Patienten zu: «Und du? Wer bist du?» Der Angesprochene antwortet, ohne zu zögern, er sei Dr. Marañón. Der Milizionär lächelt. Einer der genialsten Köpfe Spaniens, der Mediziner, Philosoph und Historiker Gregorio Marañón Insasse einer Psychiatrie? Wie verrückt kann ein Mensch sein? Kopfschüttelnd wendet sich der Milizionär ab und beendet die Befragung. Die Soldaten verlassen das Hospital.
Was der Offizier und seine Truppe wohl niemals erfahren: Ihnen ist mit «Dr. Marañón» ein Mann durch die Finger geschlüpft, der in den nächsten Jahrzehnten zum Aushängeschild eines kämpferischen antikommunistischen Katholizismus wird: Josemaría Escrivá.
Am Anfang der Erfolgsstory «Opus Dei» steht also eine perfekte Verstellung. Der Aufstieg des «Gotteswerks» ist vergleichbar mit dem einer Hinterhof-Werkstatt zum Weltkonzern. Als 1936 der spanischeBürgerkrieg ausbricht, ist Opus Dei nicht mehr als ein winziger Zirkel konservativer junger Spanier. Das ändert sich, als Escrivá die Flucht in den Teil von Spanien gelingt, der von den Falangisten unter der Führung General Francisco Francos besetzt ist. Dort breitet sich die Organisation schnell und nach dem Sieg Francos auch in ganz Spanien aus. Immer wieder bekleiden in den nächsten Jahrzehnten Opus-Dei-Mitglieder hohe Staatsämter im Regime des «Caudillo». Auch nach 1975, dem Todesjahr Francos, bleibt Spanien Opus-Dei-Land.
Papst Johannes Paul II. unterstützt Opus Dei während seines gesamten Pontifikats. Er spricht Escrivá 2002 heilig.
1947 erhält das «Gotteswerk» vom Vatikan die Anerkennung als Säkularinstitut, was bedeutet, dass es sich unter Escrivás charismatischer Führung nun weltweit auf die Suche nach «Berufenen» machen darf. Die Umwandlung in eine direkt dem Papst und der Kongregation der Bischöfe unterstellte Personalprälatur 1982 bedeutet für Opus Dei einen weiteren immensen Imagegewinn. In Rekordzeit gelingt die Selig- und Heiligsprechung (1992 bzw. 2002) des 1975 gestorbenen Escrivá – mit Segen des dem Opus Dei nahestehenden Papstes Johannes Paul II. und unter zweifelhafter Umgehung einiger
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