Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
knapp zu ihren Ungunsten ausgefallene Mitgliedervotum zu akzeptieren. Sie lässt die Schlösser der Gruft austauschen und die Aufnahme der Männer und Frauen des Jahrgangs 1991 in den Bund durch richterliche Verfügung verhindern. Eine neue Abstimmung wird anberaumt. Diesmal ist die Mehrheit deutlicher. Die Konservativen resignieren. «Skull and Bones ist nicht mehr das, was es einmal war», wird ein Patriarch zitiert. Es heißt, die Mitgliedschaft bei Skull and Bones sei unkündbar. Das Recht auf innere Kündigung scheinen sich die Traditionalisten aber durchaus herauszunehmen. Sieht so ein Geheimbund aus, der die Weltherrschaft besitzt?
Heute gehören Frauen ganz selbstverständlich zum Geheimbund dazu. Ihre Anwesenheit scheint die kruden Rituale nicht verändert zu haben. Hin und wieder ist ein Mitglied bereit, ein klein wenig über Skull and Bones zu plaudern – anonym, versteht sich. Skulland Bones hat zumindest oberflächlich nicht mehr den Anstrich, ein Club der WASP-Oberschicht zu sein, der Elite der «weißen angelsächsischen Protestanten».
Fakt ist: Skull and Bones ist in die Jahre gekommen. Der Geheimbund ist reich, keine Frage. Aber das Vermögen schrumpft. Das Aufkommen an freiwilligen Spenden lässt nach. Der Gothic-Trick funktioniert eben nicht mehr wie früher. Wie viel Wert haben sexuelle Geständnisse und biographische Offenheit angesichts von Social Media noch? In Zeiten, in denen dank Facebook und Co. alle über alle alles zu wissen scheinen, haben düstere Elite-Zirkel wie Skull and Bones ein Problem.
Bei allem Zweifel an der inneren Geschlossenheit des Bundes bleibt aber außer Frage: Skull and Bones ist noch immer immens einflussreich und wird es einstweilen auch bleiben. John Kerry, der unterlegene Präsidentschaftskandidat von 2004, ist heute Außenminister unter Barack Obama. Und es ist in den USA kein Geheimnis, dass der Bonesman beabsichtigt, 2016 erneut für das Präsidentenamt zu kandidieren. Wird die Demokratische Partei John Kerry unterstützen? Skull and Bones wird es auf jeden Fall tun.
Der Vatikan – Schlauplatz einer schleichenden Machtübernahme der katholischen Kirche durch den erzkonservativen Bund Opus Dei? Fest steht: Am 6. Oktober 2002 pilgern 300 000 Menschen zur Heiligsprechung des Opus-Dei-Gründers Josemaría Escrivá.
Kapitel 2
Opus Dei
Der Kreuzzug der neuen Templer
«Ich denke, dass es eine Ähnlichkeit mit den Templer-Rittern auf mehreren Ebenen gibt.»
Father Vladimir Felzmann, ehemaliges Opus-Dei-Mitglied
Die italienische Hauptstadt Rom hat in den mehr als 2500 Jahren ihrer Geschichte schon so manche Invasion erlebt. Gallier, Goten, Normannen, Franzosen, deutsche Landsknechte und spanische Soldaten haben die Metropole am Tiber heimgesucht.
Das Heer, das am 6. Oktober 2002 durch Roms Straßen zieht, ist jedoch einzigartig. 300 000 «Soldaten Christi» strömen am Morgen dieses strahlend schönen Herbsttages in Richtung Petersplatz. Sie tun dies gesittet und geordnet, hinterlassen keinen Müll, beachten die Verkehrsregeln und folgen den Anweisungen der Ordner. Statt Marschgepäck tragen sie Lunch-Pakete bei sich, finanziert von namhaften Unterstützern aus der Lebensmittelindustrie. Kleidung und Aussehen der christlichen Heerscharen sind gepflegt. Sie schreien nicht, fluchen nicht und haben ihr Ziel fest vor Augen. Sie wollen das spirituelle Zentrum der katholischen Kirche erobern: den Vatikan. Und der empfängt sie mit offenen Armen. An diesem Tag gehört die katholische Kirche ihnen. Unter strahlend blauem Himmel verkündet der greise Papst Johannes Paul II. die Heiligsprechung von Josemaría Escrivá, genannt «El Padre». Und die Armee des Gründers von Opus Dei ist gekommen, um diesen Triumph zu feiern.
Doch was auf dem weiten Rund des Petersplatzes Jubel auslöst – nicht frenetischen, sondern kontrollierten –, lässt Millionen anderer Katholiken schaudern und an der Weisheit des Vatikans zweifeln. Das Opus Dei («Werk Gottes») sieht seine Arbeit als den «großen rettenden Eingriff des göttlichen Arztes» an, als letzte Chance für eine Kirche, die Escrivá mit einem «Leichnam stinkender Verwesung» vergleicht. Für andere stellt das Opus Dei selbst das Krebsgeschwür dar, das den Kirchenkörper mit Metastasen verwüstet.
Die Liste der Anklagepunkte ist lang. Sie gipfeln in dem Vorwurf, Opus Dei erobere zentrale Machtposten in Kirche, Staat und Gesellschaft, betreibe mit viel Geld und noch mehr Einfluss «eine
Weitere Kostenlose Bücher