Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Millionen Menschen eine Ausgeburt des Bösen? Durchzieht wirklich eine blutige Linie freimaurerischer Kriege, Revolutionen und Attentate die Geschichte der Menschheit? Sind die Logen eine geheime Bruderschaft, die im Besitz eines Schlüssels zu den innersten Geheimnissen der menschlichen Zivilisation ist?
Baumeister von Gottes Gnaden
Mindestens einmal im Monat, oftmals jedoch einmal die Woche durchlebt jeder Freimaurer eine seltsame Verwandlung. Als ganz normaler Bürger geht er in seine Loge und wird zum Mitglied eines Geheimbunds. Er streift sich weiße Handschuhe aus feinem Leder über und bindet sich einen Maurerschurz um den Bauch. Der ist je nach Loge und Rang entweder weiß oder farbig eingefasst und mit Symbolen und Buchstaben versehen. Vielleicht noch ein «Bijou» umgehängt, das Abzeichen der Loge – und fertig ist die für einen angeblich finsteren Weltverschwörer reichlich seltsame Ausstattung. Man mag es dem Ornat nicht ansehen, aber es steht für die uralten historischen Wurzeln des Geheimbunds – und ist die Eintrittskarte in die geheimnisvolle Welt der Logen.
Wenn sich die Mitglieder der Loge «Absalom zu den drei Nesseln» in ihren Tempelraum begeben, umhüllt sie ein dämmriges Licht. Nur langsam wird es in dem fensterlosen Raum, dessen Decke mit vielen Dutzenden Sternen übersät ist, heller. An den Seiten des Saals sitzen die Mitglieder, die «Beamte» genannten Funktionsträger der Loge haben festen Plätze: der Meister vom Stuhl als Logenvorsitzender, die Aufseher, der Schaffner, der Schriftführer und der Schatzmeister. In der Mitte des Raums brennen auf drei Säulen Kerzen. Diese sogenannten kleinen Lichter symbolisieren Weisheit, Schönheit und Stärke bzw. Sonne, Mond und Logenmeister. Die Säulen stehen aufeinem rechteckigen Feld aus weißen und schwarzen Quadraten: Zeichen der Dualität dieser Welt, von Gut und Böse, Licht und Finsternis. Über dem Sitz des Meisters prangt strahlenumkränzt in einem Dreieck das allsehende Auge, auch Auge Gottes genannt. Auf einem kleinen Altar davor liegen die «drei großen Lichter»: Buch des heiligen Gesetzes, Zirkel und Winkelmaß. Zu Beginn der Zeremonie werden sie aus einem kleinen Nebenraum geholt, in dem auf Regalen die mit Symbolen versehenen sogenannten Arbeitsteppiche liegen, dazu Kerzenleuchter, zeremonielle Stäbe, maurerisches Werkzeug und in einem unscheinbaren Schrank: Totenschädel. Einen davon trägt der Freimaurer-Geselle bei seiner rituellen Erhebung zum Meister vor sich her – als Zeichen seiner Sterblichkeit.
Einige Freimaurer sind der Überzeugung, dass die Symbolwelt ihrer Logen dem legendären Salomonischen Tempel in Jerusalem entstammt, dessen Errichtung und Pracht das 1. Buch der Könige im Alten Testament beschreibt. Viele Logen in den USA legen darumsogar Wert darauf, dass wenigstens ein Baustein ihrer Tempel aus den Steinbrüchen König Salomos stammt, der Zedekia-Höhle unter der Altstadt Jerusalems. «Weil die Ursprünge der Freimaurerei weitgehend im Dunkeln liegen, hat das immer wieder Anlass für Spekulationen gegeben», weiß Marian Füssel, Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Göttingen und Experte für Freimaurer-Geschichte. «Aber inzwischen tendiert die moderne Forschung dazu, ihren Ursprung in der mittelalterlichen Bauhütten-Bewegung zu sehen.»
Die Symbole der Freimaurer: Zirkel und Winkelmaß, ausgestellt im Freimaurermuseum in Bayreuth
Um dem Geheimnis der Freimaurer auf die Spur zu kommen, muss man 900 Jahre zurückgehen. Damals, um das Jahr 1100, erfasst ein gigantischer Bauboom West- und Mitteleuropa. Überall entstehen Klöster und vor allem Kirchen in einem neuartigen Baustil. Er ist Ausdruck der Aufbruchstimmung, die damals den Kontinent erfasst. Die Gotik erlaubt Bauten von nie da gewesener Grandiosität – allen voran die von Licht erfüllten Kathedralen mit ihren riesigen Buntglasfenstern und himmelhohen Decken, die nur von wenigen gigantischen Säulen gestützt zu sein scheinen.
In jener Zeit überbordender Baulust entsteht im englischsprachigen Raum der Begriff «Freimaurer». Denn wie auf dem Kontinent geraten mit dem Aufkommen der Gotik auch auf den britischen Inseln die einfachen Dienste der Maurer («roughstone masons») in den Schatten der «freestone masons». Hinter dem Begriff verbergen sich die hochangesehenen Steinmetze mit ihren speziellen Fähigkeiten, einen unbehauenen Stein in eine Skulptur zu verwandeln, mit Ornamentik zu versehen
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