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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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wettern, und es beginnen Gerüchte zu kursieren, dass ausländische Freimaurer statt ehrliche Amerikaner in Washington D. C. die wahren Mächtigen sind. Noch kann die Freimaurerei mitder Kritik leben. Die entscheidende Wende zum Schlechten bringt die sogenannte Morgan-Affäre im Jahr 1826. William Morgan ist ein Kriegsveteran, ehemaliger Steinmetz und Brauereibesitzer, der in jenem Jahr bekanntgibt, Freimaurergeheimnisse publizieren zu wollen – als Rache für ein abgelehntes Aufnahmegesuch. Ein Kreis von übereifrigen Logenmitgliedern will das verhindern. Sie entführen Morgan, der dann unter rätselhaften Umständen verschwindet. Millionen Amerikaner sind überzeugt: Morgan fiel einem Ritualmord zum Opfer. Zehn Jahre lang tobt eine nie für möglich gehaltene «Anti-Freimaurer-Welle» durch die USA. Eine Flut von Hetzschriften erscheint. Freimaurer verlieren ihre Anstellung, ihre Kinder werden der Schulen verwiesen. Und all das hält an, obwohl William Morgan im Jahr 1831 wieder unversehrt auftaucht. 1835 umfasst die Großloge von New York nur noch 41 Logen von ehemals 227.
    Es dauert Jahrzehnte, bis sich die Freimaurerei von diesen Verlusten erholt. 1925 zählen die Logen zwar wieder drei Millionen Mitglieder. Doch für das Wachstum ist ein Preis zu zahlen: In Auftritt und Anspruch passen sich die Logen dem zunehmend frömmelnden Zeitgeist an. Der Geist der Aufklärung verflüchtigt sich. Zu jener Zeit beginnt der Alte und Angenommene Schottische Ritus in den USA sehr populär zu werden. Die pompösen Rituale des Hochgradsystems gleichen Theatervorstellungen. Die Mitgliedsgelder ermöglichen den Bau riesiger Freimaurertempel.
    Noch heute raunt man sich im Internet zu, wie geheimnisvoll doch der Alte und Angenommene Schottische Ritus mit seinen 33 Graden sei. Je mehr Grade, umso mehr Erkenntnis, könnte man meinen. Doch dem ist nicht so. Die verschiedenen Riten teilen den «Kuchen der Weisheit» nur in unterschiedlich große oder eben kleine Stücke. Die Logenleiter hochzuklettern ist kein entbehrungsreicher Akt. Man will den Mitgliedern ja Erfolgserlebnisse bieten und sie bei der Stange halten. Darum verfügen die meisten Mitglieder über den 30., 31. oder den 32. Grad. Der 33. ist ein reiner Ehrengrad. Und wem 33 Grade nicht genügend «Event» bieten, wende sich dem Memphis-Ritus zu. Der hat 97.
    Heute rekrutieren die US-Freimaurer die meisten ihrer neuen Mitglieder im Rentenalter. Ihre Zahl hat sich seit 1959 auf zwei Millionen halbiert. Mag die Freimaurerei den USA ihren symbolischen Kern gegeben haben, wie der US-Historiker Steven Bullock schreibt, und mögen der amerikanische Bürgersinn, der hohe Stellenwert von Bildung und Fortschritt sowie religiöse Toleranz auch freimaurerische Wurzeln haben, so schützt das nicht vor Anfeindungen der mächtigen radikalkonservativen Tea-Party-Bewegung und anderer christlich-fundamentalistischer Gruppen. Diese sehen in den Logen Feinde des wahren Amerikas und verfolgen sie mit den üblichen uralten Anschuldigungen. Wenn die Freimaurer die USA also angeblich regieren, so scheint ihnen das eher schlecht zu gelingen.
    Die Logen sind die Sündenböcke der Geschichte. Zu unbedeutend, als dass sie sich gegen Anschuldigungen wehren können. Groß genug, dass man ihnen alle möglichen Schandtaten unterschieben kann. Im Laufe der Geschichte steigert sich die Angst vor ihrem Einfluss bis zur Hysterie. Jedes geschichtliche Großereignis wird von der einen oder anderen politischen Seite als Werk der Freimaurerei enttarnt: ob Krieg, Umsturz oder dann, Anfang des 20. Jahrhunderts, ein Attentat, aus dem sich gleich zwei Weltkriege entspinnen …

Schüsse in Sarajevo
    Es fehlt nicht an Warnungen, die Reise anzutreten. Sogar aus Serbien, dem Erzfeind Österreich-Ungarns, gibt es Hinweise, der designierte Nachfolger auf dem Kaiserthron der k.   u.   k. Monarchie, Erzherzog Franz Ferdinand, solle Sarajevo nicht besuchen, vor allem nicht am 28. Juni, dem St. Veitstag, dem Tag der heroischen Niederlage serbischer Heerscharen gegen die Osmanen auf dem Amselfeld vor 525 Jahren. Doch Franz Ferdinand wischt im Frühjahr 1914 alleBedenken zur Seite: Wenn er nicht führe, täte es Kaiser Franz Josef selbst – «und das wäre noch ärger».
    Zu diesem Zeitpunkt ist das Todesurteil über den Thronfolger schon gesprochen: «Serben, ergreifet alles, was ihr könnt, Messer, Gewehre, Bomben und Dynamit», heißt es bereits im Dezember 1913 pathetisch in der Zeitung «Srbobran», einem

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