Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
lassen sich im 13. Jahrhundert eigene Amtsträger des Ordens nachweisen, die die Überfahrt ins Heilige Land, das «passagium», organisieren sollten. Den flexiblen Strukturen der Ritterorden entsprechend, finden sie sich mit verschiedenen Bezeichnungen wie Komtur der Schiffe, Komtur oder Meister des «passagium» in den Quellen. Sie dürften vor allem für Ersatz, Ergänzung und Verstärkung durch Personal, Brüder, Kreuzfahrer wie auch Pilger zuständig gewesen sein, die immer wieder nicht zuletzt angesichts hoher Opferzahlen der Templer in den großen Schlachten ins Heilige Land gesandt werden mussten. Es gelang aber, die Reihen des Ordens relativ rasch wieder zu füllen. So berichtet der englische Chronist Matthäus Parisiensis nach La Forbie: «Auch Johanniter und Templer sandten rasch neu aufgenommene Ritter und ein Kontingent bewaffneter Männer, zusammen mit nicht geringen Geldmengen, den Bewohnern dort, die gegen die täglichen Angriffe der Chorezmier und anderer Ungläubiger aushielten, zum Trost und zur Hilfe.»
Die Ergänzungen und Verstärkungen für das – keineswegs nach außen abgeschlossene – Templer-Netzwerk waren nur zu gewinnen, weil die Templer wiederum eng mit anderen, geistlichen wie weltlichen, vor allem adligen, Netzwerken verbunden waren. Im 12. Jahrhundert waren es die engen Beziehungen des Ordens zu den Zisterziensern, die zu Beitritten führten. Die Übernahme der zisterziensischen Ideale, die Anerkennung auf der Synode von Troyes 1129 und der 1139 sanktionierte Aufbau eines eigenen Ordensklerus, der die dem Orden verbundenen Stifter seelsorgerisch betreuen konnte, trugen zur wachsenden Anziehungskraft der Templer für den Adel bei. Teilweise traten Gruppen von jungen Adligen parallel bei Zisterziensern und Templern ein. Daneben spielten bei der Entscheidung für die Templer die in den adligen Familien und Verwandtschaftsgruppengewachsenen Kreuzzugstraditionen eine Rolle. Selbst von diesen abhängige Ritter wie die Kastellane schlossen sich oft dem Orden an. Oft kam es zu einem Dominoeffekt von Eintritten, wie sich umgekehrt auch die Entfremdung ganzer Gruppen einstellen konnte. Die rasche Entsendung der Ritterbrüder in die Levante führte zudem zu Aufstiegsmöglichkeiten für die nichtadligen dienenden Brüder, die Sergeanten, die ihrerseits Netzwerken entstammten. Insgesamt waren die Templer schon seit der Mitte des 12. Jahrhunderts ein gut integrierter Bestandteil der Führungsschichten des lateinischen Westens, die mit allen Bevölkerungsgruppen in mehr oder weniger engem Kontakt standen.
Die Templer als Modell: Johanniter und Deutscher Orden
Die Erfolge der Templer, die den Kern der Kreuzfahrer-Kontingente bildeten und durch die Übernahme von Burgen zur Verteidigung ganzer Regionen beitrugen, ließen ihre Organisationsform und ihre Ideale vorbildlich für andere Gemeinschaften werden. Als Erste betraf dies die als Hospitalorden gegründeten Johanniter, die nach und nach militärische Aufgaben übernahmen und bei denen sich spätestens ab 1148 ein Zweig von Ritterbrüdern entwickelte. Die Betreuung von Pilgern, Armen, Kranken und Alten scheint uns heute wenig mit militärischen Aktivitäten vereinbar, doch für die Zeitgenossen war dies anders. Auch die Teilnahme am Kreuzzug war ein Werk der Nächstenliebe, der «caritas», sodass Papst Eugen III. schon 1152 das militärische Engagement der Johanniter als Fortsetzung ihres Kampfes im Dienst der Armen verstehen konnte. Diese Ausweitung zum Ritter- und Hospitalorden schuf wiederum einen Präzedenzfall für weitere Gemeinschaften, die an Hospitälern entstanden, aber im Laufe des späteren 12. oder des13. Jahrhunderts eine «Militarisierung» erfuhren. Dabei handelte es sich um den Deutschen Orden, der aus einem während des Dritten Kreuzzugs 1190 vor Akkon gegründeten und nach der Eroberung in die Stadt verlegten Feldhospitals hervorging.
Eine weitere Gruppe von geistlichen Ritterorden entstand in den Konfliktzonen zwischen den Christen und ihren nichtchristlichen Gegnern im Westen und Nordosten Europas, auf der Iberischen Halbinsel und im Baltikum. Die ersten spanischen Ritterorden bildeten sich in derselben Zeit, als die Johanniter ihre abschließende Militarisierung erfuhren, und standen noch stärker als die Templer in enger Beziehung zum Zisterzienserorden. Während sie hauptsächlich zur Grenzverteidigung gegen die Muslime herangezogen wurden, ging es im Baltikum um die Bekämpfung des gewaltsamen Widerstands der
Weitere Kostenlose Bücher