Geheimbund der Vampire
den Ort gehen.«
»Du glaubst, daß sie schon hier sind?«
»Davon gehe ich aus. Da kann uns jedenfalls nichts mehr überraschen.«
»Der Gedanke ist richtig.«
Die beiden Männer lösten sich vom Fleck und betraten die Hauptstraße, die das Dorf in zwei Hälften teilte. Gehsteige gab es zwar auch, aber Suko und der Bürgermeister blieben auf der Straße. So konnten sie nach links und rechts schauen.
Die meisten Menschen schienen bereits schlafen gegangen zu sein. Jedenfalls brannten hinter den Scheiben kaum Lichter. Die einzigen Lebewesen, die sie hin und wieder sahen, waren Hunde und Katzen. Besonders die Augen der Katzen glühten manchmal wie türkisfarbene Lichtpunkte.
In der Dunkelheit wirkten die Häuser noch kleiner, als sie tatsächlich waren. Aus manchen Kaminen stieg Rauch. Dann stand für einen Moment eine graue Fahne über der Öffnung bevor sie vom Wind erfaßt und zerweht wurde.
Suko spürte ebenfalls das Gefühl der Beklemmung. Etwas lag über der Stadt, das er nicht erfassen konnte. Hier wurde etwas verheimlicht, kam noch nicht zum Vorschein, es lauerte, aber es würde zuschlagen, dessen war er sicher.
Der Inspektor konnte sich da auf sein Gefühl ziemlich genau verlassen, und er war verflixt wachsam.
Seine Blicke richtete er nicht nur nach vorn, sondern auch nach links und rechts. Er suchte die Gehsteige ab, fand sie jedoch leer. Menschen ließen sich nicht sehen.
Auch lag eine nahezu geisterhafte Stille über dem Ort. Suko kam es fast unheimlich vor, durch ein Dorf zu gehen, in dem überhaupt keine menschlichen Stimmen zu hören waren.
Die Stille wirkte nicht nur bedrückend, sondern auch gefährlich.
»Ein bestimmtes Ziel hast du nicht?« fragte der Bürgermeister nach einer Weile.
»Nein.«
»Sollen wir nicht noch bei Marek vorbeischauen?«
Suko blieb stehen und schaute Mirca an »Weshalb?«
»Er ist der Pfähler, der große Feind dieser Blutsauger. Vielleicht warten sie darauf, daß er zurückkommt. Ist doch möglich.«
»Das stimmt«, gab Suko mit einem Nicken zu.
»Also gehen wir hin?«
»Meinetwegen.«
Sie brauchten die Richtung nicht zu ändern. Schweigend schritten die Männer weiterhin die Hauptstraße entlang. Nur ihre Tritte waren zu hören.
Eine verlassene Stadt, ein Geisterdorf, über dem sich Unheil zusammenbraute.
Davon ging Suko aus, und er warf auch einen Blick in die Höhe. Dort türmten sich Wolken am Himmel. Es waren gewaltige Berge, grau in der Farbe, und sie hoben sich deutlich vom dunkleren Himmel ab. Aber auch der Mond war zu sehen.
Vollmond. Vampirwetter, dachte der Inspektor.
Zwischen zwei Wolkenbänken sah er den bleichen Erdtrabanten. Er schien ihn höhnisch anzugrinsen, an seinen Rändern zeigte er sich leicht zerfasert, schickte sein fahles Licht auf die Erde, und Suko wußte, daß sich die Geschöpfe der Nacht in seinem Schein regelrecht badeten und Energie tankten.
Vollmond und Vampire, das paßte zusammen wie ein Schlüssel in Schloß. Die Vampire fanden hier tatsächlich ideale Bedingungen vor, und sie würden sie ausnutzen, da waren sich beide Männer sicher.
»Die Angst wird stärker, wenn der volle Mond am Himmel leuchtet«, sagte der Bürgermeister und senkte dabei seine Stimme. Dabei schüttelte er sich, weil eine Gänsehaut über seinen Rücken rann, und er nickte auch ein paarmal.
»Das ist immer so?«
»Ja.«
Im nächsten Augenblick schraken beide Männer zusammen, weil quer über die Dächer der Häuser und auch über die Straße ein Vogel flog. Es war ein Uhu, ein Nachttier, und seine Schwingen klatschten, als er über ihre Köpfe huschte.
Dann war er verschwunden.
»Der Totenvogel!« hauchte Mirca. Selbst bei der Dunkelheit war seine Gänsehaut zu sehen. »Wenn er fliegt, ist das ein Zeichen für das Böse. Es lauert bereits. Und wenn er ruft…«
Mirca verstummte, denn in der Tat war das Schreien des Totenvogels zu hören.
Es schwang wie ein geisterhaftes Echo durch die Stille der Nacht und hörte sich gleichzeitig an wie ein höhnisches Gelächter.
»Jetzt werden sie bald kommen«, hauchte Mirca. »Ich weiß es. Sie sind nicht mehr weit…«
»Laß uns trotzdem gehen. Oder willst du in deinem Haus bleiben?«
Suko war ebenfalls in die etwas saloppe Anrede übergegangen.
»Nie.«
Bis zur Schmiede hatten sie es nicht mehr weit. Dort parkte noch immer der Kutschwagen. Seine Umrisse hoben sich vor der Hauswand des flachen Schmiedegebäudes ab, das an das normale Wohnhaus angebaut worden war.
Plötzlich durchschnitt ein
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