Geheimbund der Vampire
Gebäude gesehen, wo ich meinen Wagen geparkt habe. Es ist noch aus Holz gebaut und liegt am Friedhof. Wie gesagt, ich war nicht direkt da, aber…«
»Das ist das Spritzenhaus der Feuerwehr«, erklärte Mirca.
»Ein gutes Versteck - oder?«
Suko sah den auffordernden Blick des Funktionärs auf sich gerichtet. Er mußte zugeben, daß er sich das Heft oder die Gesprächsführung aus der Hand hatte nehmen lassen. Dieser Meyer hatte dies sehr geschickt angestellt, wobei sich der Inspektor fragte, ob etwas dahintersteckte, denn Meyers Reden schien seiner Ansicht nach auf einen bestimmten Plan hinauszulaufen.
Er wollte abwarten.
»Ich bin einverstanden«, erklärte Suko. »Wenn Sie sich schon umgeschaut haben, um so besser für uns. Wir brauchen dann nicht mehr lange zu suchen.«
Meyer lachte. »Man merkt eben, daß Sie doch nicht so geschult sind wie ich.«
»Das könnte stimmen.«
Mirca hob die Schultern und sagte nichts. Für ihn war das Auftreten des Funktionärs nichts Befremdendes. Er kannte die Leute aus der Stadt. Meyer ging auch vor, wobei Suko sich darüber wunderte, mit welch zielstrebigen Schritten er sich dem Punkt näherte. Dieser Mann schien sich bereits in Petrila umgeschaut zu haben.
Sie blieben nicht auf der Hauptstraße, sondern bogen ab. In eine schmale Gasse tauchten sie ein. Der Boden unter ihnen war lehmig und feucht. Die Hauswände rochen seltsam muffig. Sie standen so eng daß die Männer sie fast mit den Schultern berührten. An einer Mülltonne schoben sie sich vorbei und erreichten offeneres Gelände. Eine Wiese lag vor ihnen. Eingezäunt und leicht ansteigend. In der Nähe floß auch ein Bach. Die Männer hörten das leise Rauschen des Wassers, und sie sahen die Schwaden, die vom Bach her in die Höhe stiegen. Graue Nebeltücher, die sich über die Wiese verteilten und wie eine Decke wirkten.
Das Haus stand rechts von ihnen. Etwas abseits gelegen. Zwei Wege führten von links und rechts auf die Eingangstür zu. Der Friedhof lag ebenfalls in der Nähe. Die Gräber waren in den Hang gestochen worden. Suko kannte den Friedhof, denn er war dabeigewesen, als man Marie Marek begrub.
Über die Wiesen mußten sie. Vor dem Bach blieb Meyer für einen Moment stehen, stieß sich dann ab und sprang mit einem so gewaltigen Satz hinüber, als hätte er Angst vor dem Wasser.
Suko registrierte dies genau. Vampire fürchteten sich vor fließendem Wasser.
Das kam ihm in den Sinn, er sagte jedoch nichts, beschloß nur, den Funktionär nicht aus den Augen zu lassen.
In der Dunkelheit und im Mondlicht sahen die Gräber mit ihren Steinen und Kreuzen gespenstisch aus.
In der Nacht wirkte er unheimlich. Zudem schien der volle Mond fast über ihm zu stehen und wie ein fahlgelbes Auge alles zu beobachten. Suko schaute zum Friedhof hinüber. Da hielt sich kein Vampir versteckt, soweit er erkennen konnte. Zudem war der Friedhof relativ neu, dort wurden noch Menschen begraben, und diese Begräbnisstätte kam immer wieder mit Weihwasser und Symbolen der christlichen Religion in Berührung. Die Menschen in Transsylvanien waren gläubige Christen, auch wenn es die Parteiführung ärgerte. Es war ähnlich wie in Polen. Natürlich hielten sich Vampire auch auf Friedhöfen auf. Allerdings auf uralten Totenackern, die längst vergessen und auch auf irgendeine Art und Weise entweiht waren.
Suko fragte: »Sollen wir nicht zuerst auf dem Friedhof nachschauen?«
Meyer drehte sich um. Er funkelte den Inspektor an »Weshalb?«
»Vielleicht haben sich die Blutsauger dort versteckt.«
Der Funktionär zeigte ein spöttisches Grinsen. »Nein. Soviel Ahnung müßten Sie doch eigentlich haben, daß sich Vampire vor einem Friedhof fürchten.«
Der Chinese winkte ab. »Schon gut, war ja nur ein Vorschlag.«
Wenig später gingen die drei Männer auf das Spritzenhaus zu. Es waren nur wenige Schritte. Vor der großen Tür an der Westseite hielten sie an, und Suko faßte nach dem waagerecht liegenden Balken, der die beiden Hälften versperrte.
Er zog den Balken weg, lehnte ihn neben der Tür an die Wand und öffnete.
Die Dunkelheit gähnte ihnen entgegen.
»Haben Sie eine Taschenlampe?« fragte der Inspektor über die Schulter gewandt.
»Nein«, antwortete Meyer.
»Dann muß es auch ohne gehen.« Suko schob sich als erster in das finstere Spritzenhaus. Er hatte nicht erwähnt, daß er seine Bleistiftleuchte bei sich trug. Suko wollte Meyer in Sicherheit wiegen. Er hörte, wie der Funktionär sich darum bemühte, den
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