Geheimcode Makaze
war Dirk ein ausgezeichneter Langstreckenschwimmer, der regelmäßig seine fünf Meilen im Meer zurücklegte.
»Wenn wir es bis zum Fluss schaffen, haben wir vielleicht eine Chance«, sagte er.
Dunkelheit umgab sie jetzt, nachdem sie die erste Biegung hinter sich gelassen hatten und die Lichter von Kangs Anwesen durch die umliegenden Hügel verdeckt wurden. Lediglich das Geräusch der beiden Dieselmotoren des Katamarans, die jetzt hochgejagt wurden, hallte durch die ansonsten stille Nacht. In langen, gleichmäßigen Schlägen, kraftvoll und rhythmisch, als wäre er selbst eine Maschine, zog Dirk die Ruder durch das Wasser. Summer betätigte sich unterdessen als Bootsführerin, die ihren Bruder mit leichten Kurskorrekturen auf dem kürzest möglichen Weg durch den Kanal lotste und ihm gelegentlich ein paar aufmunternde Worte zuwarf.
»Wir kommen gleich zur zweiten Biegung«, sagte sie. »Halte dich rechts. Noch etwa dreißig Meter, dann haben wir die Fahrrinne hinter uns.«
Dirk pullte stetig weiter, hob aber das linke Ruder bei jedem dritten Schlag leicht an und steuerte das Boot um die Biegung. Das hämmernde Dröhnen der Maschinen wurde lauter, als der Katamaran mit hoher Geschwindigkeit durch die Lagune jagte. Obwohl Dirk sämtliche Gliedmaßen wehtaten, trieb er das Boot noch schneller durch das flache Wasser, als hätte ihm das Nahen ihres Gegners neue Kräfte verliehen.
Die tiefe Dunkelheit, die sie bislang umfangen hatte, lichtete sich etwas, als sie um die letzte Biegung der Fahrrinne ruderten und in das breite Flussbett des Han gelangten. Wie Sternbilder funkelten am Horizont die Lichter vereinzelter Ortschaften entlang des Flusses und in den Hügeln. Ihr schummriger Schein war der einzige Hinweis auf die gewaltigen Ausmaße des Stromes, der hier fast acht Kilometer breit war. Zu dieser späten Stunde herrschte so gut wie kein Schiffsverkehr. Etliche Meilen flussabwärts lagen einige Frachter, die über Nacht vor Anker gegangen waren und im ersten Tageslicht ihre Fahrt den Han hinauf, in Richtung Seoul, fortsetzen wollten. Ein hell erleuchteter Schwimmbagger schob sich fast gegenüber von Dirk und Summer, aber noch gut vier Meilen entfernt, langsam flussaufwärts.
Weiter oben sahen sie ein Schiff mit einer Reihe bunter Lichter, das offenbar mitten im Fluss mit gemächlicher Fahrt auf sie zuhielt.
»Ich sehe hier leider nirgendwo ein Wassertaxi«, sagte Summer, während sie den dunklen Horizont absuchte.
Als Dirk weiter in den Fluss hinausruderte, spürte er die Strömung, die durch die einsetzende Ebbe verstärkt wurde und sie flussabwärts zog, zur Mündung des Han ins Gelbe Meer. Er hob die Ruder kurz an und sondierte die Umgebung. Der Schwimmbagger wirkte verlockend, aber um den zu erreichen mussten sie sich quer durch die Strömung kämpfen, was so gut wie unmöglich war. Er blickte flussabwärts und sah am gegenüberliegenden Ufer eine Reihe kleiner, gelber Lichter, die verschwommen durch die feuchte Luft funkelten.
»Wir sehen zu, dass wir zu der Ortschaft dort kommen«, sagte er und deutete mit dem Ruder auf die Lichter, die etwa zwei Meilen flussabwärts funkelten. »Wenn wir quer über den Fluss schwimmen, müsste uns die Strömung ziemlich dicht rantragen.«
»Ich bin mit allem einverstanden, Hauptsache, ich muss nicht zu weit schwimmen.«
Sie hatten keine Ahnung, dass die koreanische Demarkationslinie genau durch diesen Abschnitt des Han-Deltas verlief. Die funkelnden Lichter flussabwärts waren keineswegs eine Ortschaft sondern ein stark bemannter nordkoreanischer Militärstützpunkt, in dem etliche Patrouillenboote stationiert waren.
Alle weiteren Fluchtpläne wurden zunichte gemacht, als der schnelle Katamaran mit laut aufröhrenden Maschinen aus dem Kanal schoss. Zwei helle Suchscheinwerfer links und rechts des Ruderhauses gleißten auf und tasteten mit ihren Strahlen das Wasser ab. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis sie das kleine weiße Boot erfassten, das quer über den Fluss unterwegs war.
»Wird höchste Zeit, dass wir abtreten«, sagte Dirk und zog das Boot herum, sodass der Bug flussabwärts gerichtet war. Summer glitt rasch über die Bordwand. Dirk zögerte einen Moment, warf dann zwei Schwimmwesten aus dem Boot und rollte sich ebenfalls ins Wasser.
»Lass uns quer rüberschwimmen, aber leicht flussaufwärts, damit das Boot so weit wie möglich von uns wegtreibt«, sagte er.
»Gut. Bei dreißig tauchen wir wieder auf.«
Plötzlich drang das Rattern eines
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