Geheimcode Makaze
Auftrag und die derzeitige Position der Sea-Launch-Schiffe
Odyssey
und
Sea Launch Commander
.«
»Einen Moment«, erwiderte die Leiterin der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit und blätterte in etlichen Papieren auf ihrem Schreibtisch.
»Da haben wir’s«, fuhr sie fort. »Die schwimmende Startrampe
Odyssey
ist unterwegs zu ihrer Abschussstelle im westlichen Pazifik, nahe dem Äquator. Laut ihrer letzten Positionsmeldung, die heute Morgen um acht Uhr einging, befand sie sich auf ungefähr 18 Grad nördlicher Breite und 132 Grad westlicher Länge, also rund siebzehnhundert Meilen ost-südöstlich von Honolulu. Das Montage- und Kommandoschiff
Sea Launch Commander
liegt derzeit im Hafen von Long Beach, wo ein paar kleinere Reparaturen vorgenommen werden. Es wird morgen früh auslaufen und sich mit der
Odyssey
am Äquator treffen, um in acht Tagen den Satelliten Koreasat 2 in die Erdumlaufbahn zu schießen.«
»Keines der Schiffe liegt also derzeit vor der Küste von Südkalifornien?«
»O nein, natürlich nicht.«
»Besten Dank für Ihre Auskunft, Ma’am.«
»Keine Ursache«, erwiderte die Direktorin und legte auf. Aber sie fragte sich, wieso die Küstenwache auf die Idee kam, die Plattform liege vor der kalifornischen Küste.
Smith war zu ungeduldig, um auf die Rückmeldung der Küstenwachgruppe in Los Angeles zu warten, und brachte sein Boot näher an die Plattform. Außerdem ärgerte sich der Lieutenant der Küstenwache, weil die
Odyssey
trotz wiederholter Aufforderung auf keinen Funkspruch reagierte. Schließlich wandte er sich dem Begleitschiff zu, das vierhundert Meter entfernt lag. Auch dieses Schiff hatte bislang keinen Funkspruch beantwortet.
»Sir, es fährt unter japanischer Flagge«, stellte der Rudergänger fest, als die
Narwhal
auf das Schiff zusteuerte.
»Das ist kein Grund, den Schiffsfunk zu ignorieren. Gehen Sie längsseits, damit ich sie per Lautsprecher anpreien kann«, befahl Smith.
Als die
Narwhal
aus dem Schatten der schwimmenden Abschussrampe kam, meldete sich die Einsatzzentrale der Küstenwache und teilte mit, dass die
Odyssey
nach Auskunft von Sea Launch tausend Meilen von der kalifornischen Küste entfernt sei und ihr Begleitschiff im Hafen von Long Beach liege. Unterdessen schob eine Hand voll Besatzungsmitglieder auf der
Koguryo
eine Verkleidung am Unterdeck beiseite, hinter der eine Reihe langer Rohre zum Vorschein kam, die auf die
Narwhal
gerichtet waren. Smith traute seinen Augen kaum, doch er reagierte augenblicklich und erteilte eine Reihe von Befehlen, ohne lange nachzudenken.
»Hart nach Backbord! Volle Kraft voraus! Fahren Sie Ausweichmanöver!«
Doch es war zu spät. Der Rudergänger konnte die
Narwhal
gerade noch herumziehen, sodass ihre Breitseite der
Koguryo
zugewandt war, als an deren Unterdeck eine weiße Rauchwolke aufstieg, gefolgt von einem grellen Lichtblitz. Dann schoß eine chinesische Boden-Boden-Rakete vom Typ CSS-N-4 Sardine aus dem in Qualm gehüllten Startrohr und hielt auf sie zu. Smith, der von der Brücke aus wie gebannt zusah, hatte das Gefühl, als fliege ein Pfeil genau auf seine Augen zu. Die Spitze der Rakete schien ihm kurz zuzugrinsen, bevor sie unmittelbar neben ihm in die Brücke einschlug.
Die mit 165 Kilogramm Sprengstoff bestückte chinesische Rakete hatte so viel Zerstörungskraft, dass sie auch einen Kreuzer versenken konnte. Das aus nächster Nähe getroffene Boot hatte keine Chance. Das knapp sechs Meter lange Geschoss bohrte sich in die
Narwhal
, explodierte in einem mächtigen Feuerball und zerriss das Schiff der Küstenwache samt seiner Besatzung. Glimmende Fetzen flogen durch die Luft, und eine schwarze Rauchwolke stieg auf, die wie ein Grabstein über dem zerstörten Boot stand. Nur der qualmende weiße Rumpf war übrig und trieb noch fünfzehn Minuten lang inmitten des lodernden Trümmerfeldes. Dann versank auch er in einer zischenden Dampfsäule.
52
»Mein Gott, sie haben eine Rakete auf die
Narwhal
abgefeuert«, rief Kapitän Burch, als er sah, wie das Boot der Küstenwache zwei Meilen vor der
Deep Endeavor
in einer Rauchwolke verschwand. Delgado versuchte die
Narwhal
sofort über Schiffsfunk zu erreichen, während die anderen fassungslos durch das Brückenfenster spähten. Summer schnappte sich ein starkes Fernglas, konnte aber durch den dichten Qualm, der die zerfetzten Überreste der
Narwhal
einhüllte, kaum etwas erkennen. Dann richtete sie das Glas auf die Plattform und das etwas abseits liegende
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