Geheimcode Makaze
Begleitschiff.
»Keine Reaktion«, sagte Delgado leise, nachdem er mehrmals vergeblich versucht hatte, mit dem Boot der Küstenwache Kontakt aufzunehmen.
»Möglicherweise gibt es Überlebende, die im Wasser treiben«, stieß Aimes aus, der sichtlich betroffen war von der Zerstörung des Bootes, dessen Besatzung er gut kannte.
»Ich traue mich nicht näher ran«, erwiderte Kapitän Burch. »Wir sind völlig unbewaffnet, und vielleicht haben sie ihre nächste Rakete schon auf uns gerichtet.« Dann drehte sich Burch um und befahl seinem Rudergänger, die Maschinen zu stoppen.
Delgado wandte sich an Aimes. »Der Captain hat Recht. Wir rufen Hilfe. Aber wir dürfen unsere Besatzung nicht in Gefahr bringen. Wir wissen ja nicht mal, mit wem wir es zu tun haben.«
»Das sind Kangs Männer«, sagte Summer und reichte ihrem Bruder das Fernglas.
»Sind Sie sich sicher?«, fragte Aimes.
Sie nickte schweigend und erschauderte kurz, während Dirk das Glas auf das Begleitschiff richtete.
»Sie hat Recht«, sagte er. »Das Begleitschiff kenne ich. Es ist dasselbe Schiff, das die
Sea Rover
versenkt hat. Es fährt sogar unter japanischer Flagge. Sie haben es umgebaut und neu gestrichen, aber ich wette mein nächstes Monatsgehalt, dass es sich um dasselbe Schiff handelt.«
»Aber warum liegen sie hier draußen bei der Plattform?«, fragte Aimes mit verständnisloser Miene.
»Dafür kann es nur einen Grund geben. Sie bereiten einen Anschlag mit einer Sea-Launch-Rakete vor.«
Betretenes Schweigen kehrte auf der Brücke ein, als allen der Ernst der Lage klar wurde. Aimes riss sie schließlich aus ihren Gedanken.
»Aber was ist mit der
Narwhal?
Wir müssen feststellen, ob noch jemand am Leben ist.«
»Aimes, Sie müssen Hilfe holen, und zwar sofort«, versetzte Dirk schroff. »Ich sehe nach, ob es Überlebende gibt.«
Delgado schaute Dirk mit gerunzelter Stirn an. »Aber wir dürfen mit der
Deep Endeavor
nicht näher rangehen«, warnte er.
»Das habe ich auch nicht vor«, erwiderte Dirk und verließ ohne eine weitere Erklärung die Brücke.
Schweigend blickte Tongju von der Brücke der
Odyssey
auf die schwelenden Trümmer der
Narwhal
. Die Männer auf der
Koguryo
hatten keine andere Wahl gehabt, als gegen das Boot der Küstenwache vorzugehen. Er selbst hatte Kim den entsprechenden Befehl erteilt. Aber sie lagen so weit vor der Küste, dass man sie eigentlich gar nicht hätte entdecken dürfen. Jetzt wurde ihm klar, dass die Besatzung des Luftschiffes Verdacht geschöpft hatte. Insgeheim verfluchte er die ukrainischen Ingenieure dafür, dass sie die Abschussrampe näher ans Festland verlagert hatten, ohne zu bedenken, dass letztlich er die Entscheidung getroffen hatte.
Als er ungeduldig auf der Brücke der
Odyssey
auf und ab ging, stellte er fest, dass die Countdown-Uhr bei 01:10:00 stand. Noch eine Stunde und zehn Minuten. Ein Funkspruch von der
Koguryo
riss ihn aus seinen Gedanken.
»Hier Lee. Wir haben das feindliche Schiff zerstört, wie von Ihnen befohlen. In etwa zweitausend Metern Entfernung ist ein weiteres Schiff. Sollen wir es ebenfalls vernichten?«
»Ist es ein weiteres Boot der Küstenwache? Over«, fragte Tongju, während er von der Brücke aus in die Ferne spähte.
»Nein. Unserer Ansicht nach ist es ein Forschungsschiff.«
»Dann sparen Sie Ihre Munition. Vielleicht brauchen wir sie noch.«
»Wie Sie wünschen. Ling meldet, dass sein Startteam an Bord der
Koguryo
ist. Sind Sie bereit, die Plattform zu räumen?«
»Ja. Schicken Sie das Beiboot her. Meine restlichen Männer werden die Plattform in Kürze verlassen. Ende.«
Tongju stellte das Funkgerät ab, dann wandte er sich an einen seiner Kämpfer, der im hinteren Teil der Brücke stand.
»Bringen Sie die Gefangenen in kleinen Gruppen in den Hangar und sperren Sie sie in den Lagerraum. Anschließend sammeln Sie den Kampftrupp zum Abtransport auf die
Koguryo
.«
»Befürchten Sie nicht, dass die Besatzung der Plattform den Start im Hangar überleben könnte?«, fragte der Kämpfer.
»Die bei der Zündung entstehenden Gase werden sie töten. Aber mir ist es egal, ob sie leben oder sterben, solange sie uns beim Start nicht stören können.«
Der Kämpfer nickte und verließ die Brücke durch die Hintertür. Tongju ging langsam durch das Ruderhaus und betrachtete die elektronischen Geräte, die in den Fahr- und Kommandostand eingebaut waren. Als er die Konsole entdeckte, in der sich die Automatikabschaltung befand, zog er ein Kampfmesser, stieß die
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