Geheimcode Makaze
kahlen Schädel und ließ die leblosen, kohlschwarzen Augen aufleuchten, die durch den langen, dünnen Fu-Manchu-Schnurrbart noch bedrohlicher wirkten. Die gedrungene, kräftige Statur passte eher zu einem Ringer als zu einem Golfspieler, doch seine Bewegungen verrieten, dass er nicht nur stark, sondern auch flink und geschmeidig war. Teilnahmslos wie ein gelangweiltes Kind, das seine Spielsachen aufräumt, nahm er ein Präzisionsgewehr vom Typ M40 auseinander und verstaute die Einzelteile in einem Geheimfach seiner Golftasche. Dann holte er einen Sandwedge heraus und trieb seinen Ball mit einem mächtigen Schlag, bei dem der Sand hoch aufspritzte, aus dem Bunker. Anschließend brachte er seine Runde mit drei Putts zu Ende, ging seelenruhig zu seinem Auto und verstaute die Schläger im Kofferraum. An der Ausfahrt des Parkplatzes wartete er geduldig und ließ die Polizei- und Krankenwagen vorbei, die mit heulenden Sirenen zum Clubhaus rasten, bog dann auf die Straße ein und verschwand binnen kürzester Zeit im Verkehrsstrom.
5
Zwei Techniker in Schutzkleidung steuerten das Zodiac der
Deep Endeavor
zur Westküste von Yunaska, wo sie die am Strand verstreuten Seelöwen inspizierten und schließlich ein junges Männchen auswählten. Das Tier wurde sorgfältig in eine Plastikplane eingerollt und dann zum Transport aufs Schiff in einen schweren Leichensack gepackt. Das Forschungsschiff der NUMA lag vor der Küste, hatte die Scheinwerfer aufs Wasser gerichtet und lotste das Schlauchboot binnen kürzester Zeit zurück. Ein Teil der Kombüse wurde ausgeräumt und der versiegelte Kadaver für die Rückfahrt in einem Kühlraum verstaut, unmittelbar neben einer Kiste Sorbet.
Sobald alles gesichert war, jagte Burch das Forschungsschiff mit hoher Fahrt zu der über zweihundert Meilen weit entfernten Insel Unalaska und deren gleichnamiger Hafenstadt. Am nächsten Morgen steuerte er die
Deep Endeavor
kurz vor zehn Uhr in den Fischereihafen. Ein von Wind und Wetter gezeichneter Krankenwagen wartete am Kai, um Sarah, Irv und Sandy zu dem kleinen Flugplatz der Stadt zu befördern, wo eine Chartermaschine bereitstand, die sie nach Anchorage bringen sollte. Dirk bestand darauf, Sarah im Rollstuhl zum Krankenwagen zu schieben, wo er ihr einen Kuss auf die Wange gab, bevor sie eingeladen wurde.
»Wir gehen in Seattle zusammen aus, ja? Ich schulde Ihnen noch ein Krabbenessen«, sagte er lächelnd.
»So was lass ich mir doch nicht entgehen«, erwiderte Sarah leicht verlegen. »Sandy und ich kommen runter, sobald wir Anchorage verlassen dürfen.«
Nachdem sie das CDC-Team verabschiedet hatten, trafen sich Dirk und Burch mit dem örtlichen Sicherheitsbeauftragten und berichteten ihm ausführlich von dem Zwischenfall. Dirk steuerte eine genaue Beschreibung des geheimnisvollen Trawlers bei und überredete den Sicherheitsbeauftragten dazu, ihm eine Auflistung sämtlicher Fischerboote zu besorgen, die bei der staatlichen Registrierungsbehörde eingetragen waren. Außerdem erklärte sich der Sicherheitsbeauftragte dazu bereit, bei den örtlichen Fischereigenossenschaften vorzusprechen und sie um Auskünfte zu bitten. Doch er versprach sich nicht viel davon. Ab und zu, so erklärte er, drangen bekanntlich japanische und sogar russische Trawler auf der Suche nach ergiebigen Fanggründen in die amerikanischen Hoheitsgewässer ein und verschwanden für gewöhnlich, sobald sie von der Küstenwache verfolgt wurden.
Burch hielt sich nicht lange in der Hafenstadt auf, sondern lief so schnell wie möglich wieder aus und ging mit der
Deep Endeavor
auf Südkurs, in Richtung Seattle. Wie alle anderen Betroffenen fragten sich auch die Besatzungsmitglieder des Schiffes, was die Ereignisse des Vortages zu bedeuten hatten, aber bislang gab es darauf noch kaum eine Antwort.
Sarah, Irv und Sandy erlebten einen ebenso lauten wie unruhigen Flug, als sie mit einer der zweimotorigen Maschinen, die zwischen den Inseln verkehrten, nach Anchorage gebracht wurden, wo sie am späten Abend auf dem internationalen Flughafen landeten. Zwei Praktikanten der regionalen CDC-Niederlassung nahmen sie am Flughafen in Empfang und brachten sie zum Alaska Regional Hospital, wo sie eine ganze Reihe toxikologischer Untersuchungen über sich ergehen lassen mussten. Mittlerweile waren alle drei wieder zu Kräften gekommen und wiesen keinerlei Anzeichen einer Erkrankung auf. Seltsamerweise konnten die Ärzte bei keinem der drei irgendwelche auffälligen Giftstoffbelastungen oder
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