Geheime Lust
einfädelte und schließlich außer Sicht geriet.
Sie wollte gerade die Lobby betreten und zu ihrer Wohnung hochfahren, als sie ihren Namen hörte.
Stirnrunzelnd drehte sie sich um, dann stellte sie schockiert fest, dass Jack wenige Meter entfernt stand. Er war durchnässt und schmuddelig und hatte nichts als seinen zerfledderten Rucksack dabei.
»Jack!«
Sie stieß seinen Namen im Flüsterton hervor, dann eilte sie zu ihm und setzte sich ein weiteres Mal dem eisigen Nieselregen aus.
»Jack, was tust du denn hier? Wie lange stehst du schon hier draußen?«
Er bedachte sie mit einem schiefen Lächeln. »Ich wusste nicht, wann du zurückkommen würdest. Ich ließ den Pförtner gestern in deinem Apartment anrufen, aber du warst nicht da. Also bin ich in der Nähe geblieben, in der Hoffnung, dich irgendwann zu erwischen.«
»Oh, Jack, das tut mir so leid«, sagte sie mit schuldbewusster Stimme. Während sie glücklich und im Warmen das Weihnachtsfest mit Jace und seiner Familie verbracht hatte, hatte Jack hier draußen in der Kälte auf sie gewartet. Ohne einen Schlafplatz, schutzlos den Elementen ausgesetzt.
»Es muss dir nicht leidtun, Bethy. Falls es kein guter Zeitpunkt ist, kann ich später wiederkommen …«
»Auf keinen Fall!«, protestierte sie. »Komm mit. Du musst aus der Kälte raus. Ich hatte keine Ahnung, dass du mich besuchen wolltest. Allerdings hatte ich es gehofft. Hätte ich es gewusst, wäre ich hiergeblieben.«
Bethany nahm ihn am Arm und zog ihn zum Eingang. Als sie am Pförtner vorbeikamen, hob sie trotzig das Kinn, als wollte sie ihn herausfordern, sich ein Urteil anzumaßen.
»Das ist Jack. Er ist mein Bruder. Ich werde ihm einen Schlüssel geben. Wenn ich nicht hier bin und er in die Wohnung will, werden Sie ihn durchlassen.«
Der Pförtner nickte respektvoll. »Selbstverständlich, Miss Willis.«
Sie drängte Jack in den Aufzug und bemerkte schockiert, dass er buchstäblich tropfnass war. Er bibberte und wirkte noch dünner als bei ihrer letzten Begegnung. Hatte er seitdem überhaupt etwas gegessen?
Sie hätte besser auf ihn aufpassen und dafür sorgen müssen, dass man sich um ihn kümmerte. Ihr selbst ging es jetzt so gut, und es traf sie tief, dass Jack noch immer auf der Straße lebte. Und das, obwohl sie ihm eine Unterkunft und Essen geben konnte.
»Nette Bude«, kommentierte Jack, als sie ihn in ihr Apartment schob.
»Ja, das stimmt. Geh ins Bad und nimm eine heiße Dusche. Ich lege dir ein paar von Jace’ Klamotten raus. Sie werden dir zu groß sein, aber wenigstens sind sie warm und trocken.«
Er bedachte sie wieder mit seinem schiefen Grinsen, während sie ihn in ihr Schlafzimmer scheuchte.
»Jace ist der Kerl, der dir das alles hier zur Verfügung stellt?«
Bethanys Miene wurde weich, als sie lächelnd antwortete: »Ja. Er ist ein guter Mann, Jack. Der beste von allen. Ich bin … glücklich.«
Jack berührte sanft ihre Wange. »Das freut mich, Bethy. Du verdienst es, glücklich zu sein.«
»Genau wie du«, sagte sie mit Nachdruck.
Sein Lächeln wurde kummervoll. »Was passiert ist, tut mir leid. Ich wollte dich da nie mit reinziehen.«
»Ich weiß«, erwiderte sie milde gestimmt. »Jetzt ab mit dir unter die Dusche. Ich mache dir in der Zwischenzeit etwas zu essen, okay?«
Nachdem Jack im Bad verschwunden war, kramte Bethany eine von Jace’ Jeans sowie eins der T-Shirts, die er in ihrer Wohnung deponiert hatte, heraus. Sie fand ein Paar Socken, die Jack passen und seine Füße warm halten würden. Schuhe. Sie musste ihm neue Schuhe kaufen. Die, die er momentan trug, waren abgetragen und durchlöchert, außerdem lösten sich die Sohlen ab. Sie boten keinen Schutz vor der Kälte.
Nachdem sie die Sachen an einen Platz gelegt hatte, wo er sie finden würde, ging sie in die Küche.
Sie nahm Frühstücksspeck, eine Schachtel Eier, Käse und Schinken aus dem Kühlschrank. Ein Omelett war schnell gemacht und hatte jede Menge Proteine. Bethany machte sich an die Zubereitung, und als Jack sich, nun in Jace’ Klamotten, wieder zu ihr gesellte, hatte sie seinen Teller fertig.
»Möchtest du Saft oder Milch?«, erkundigte sie sich, als er sich an die Bar setzte.
Er zuckte mit den Achseln. »Mir egal. Ich trinke alles.«
Sie dachte kurz nach, dann nahm sie zwei Gläser aus dem Regal und füllte eins mit Milch und das andere mit Saft. Die zusätzlichen Kalorien würden ihm definitiv nicht schaden.
»Ich kann nicht lange bleiben«, informierte Jack sie, während er
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