Geheime Lust
bevor es dunkel wird.«
»Bitte, sei vorsichtig«, flehte sie ihn an.
Wieder bedachte er sie mit seinem halbseitigen Grinsen. »Das bin ich doch immer. Danke für das Essen und die Klamotten. Ich habe meinen Rucksack in deinem Schlafzimmer gelassen. Ich hole ihn später ab, okay?«
Bethany nickte, dann sah sie zu, wie er ebenso abrupt verschwand, wie er aufgetaucht war. Ihr Blick fiel auf die Flasche, die er zurückgelassen hatte, und sie verstaute sie in einem der Küchenschränke.
Sorge und Angst nagten an ihr, bis ihr Magen in völligem Aufruhr war. In was hatte Jack sich da reinziehen lassen?
Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, bevor sie zu der Schublade ging, in der das Bargeld lag, das Jace ihr zur Verfügung gestellt hatte. Sie war sich nicht sicher, wo der nächste Supermarkt war, aber sie konnte den Pförtner fragen. Hoffentlich musste sie nicht weit laufen. Das Wetter war grauenvoll, aber sie wollte kein Geld für ein Taxi verschwenden.
Im Kopf ging sie bereits die Möglichkeiten durch. Sie würde Jack ein fabelhaftes Essen zaubern, ihm alle seine Lieblingsgerichte kochen. Außerdem würde sie ihm belegte Brote zum Mitnehmen machen, denn sie wusste, dass er nicht zustimmen würde zu bleiben. Sie würde auch unverderbliche Lebensmittel kaufen, die er in seinem Rucksack verstauen konnte, damit er für mehr als nur ein paar Tage etwas zu essen hätte.
Sie zog mehrere Scheine aus dem Bündel und stopfte sie in die Hosentasche ihrer Jeans, anschließend fuhr sie nach unten, um sich beim Pförtner nach dem nächsten Supermarkt zu erkundigen.
Nachdem sie den Fahrpreis bezahlt hatte, stieg Bethany aus dem Taxi und eilte mit Tüten beladen zum Eingang des Apartmentkomplexes. Der Portier hatte ihr geraten, ein Taxi zu nehmen, und sie hatte sich angesichts des zunehmenden Regens überzeugen lassen. Aus dem leichten Nieselregen war kurz darauf ein heftiger Wolkenbruch geworden, und sie war froh, auf ihrem Rückweg vom Supermarkt mit ihren Taschen voller Lebensmittel nicht hineingeraten zu sein.
Als sie die Tür zu ihrer Wohnung aufsperrte und eintrat, entdeckte sie zu ihrer Überraschung Jace im Wohnzimmer, der mit finsterer, Unheil verkündender Miene auf sie wartete. Er kam auf sie zugestürmt, noch ehe sie die Zeit hatte, ihre Einkäufe auf dem Küchentresen abzustellen.
»Wo zum Teufel warst du?«, fuhr er sie an.
Bethany riss verdattert die Augen auf, dann senkte sie den Blick zu den Lebensmitteltüten. »I-ich war einkaufen.«
»Möchtest du mir sonst noch etwas sagen?«
Die Anschuldigung in seiner Stimme war wie ein Stich in ihr Herz. Was um alles in der Welt dachte er von ihr? Dass sie ihn betrog? Dass sie sich heimlich davongeschlichen hatte, um einen Liebhaber zu treffen? Woher hatte er überhaupt gewusst, dass sie ausgegangen war?
Er riss ihr die Tüten aus den Händen und knallte sie auf die Bar, dann starrte er sie wieder zornig an.
Bethany konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie wich instinktiv einen Schritt zurück, und Jace fluchte.
»Ich werde dir nicht wehtun, verflucht noch mal.«
»Wieso bist du so wütend? Ich war doch nur im Supermarkt. Ich war gerade mal eine Stunde weg.«
»Du denkst, hier ginge es um deine Besorgungen?«, fragte er ungläubig.
»Was sollte ich sonst denken? Du benimmst dich kindisch, Jace. Meine Güte, ich war doch nur einkaufen.«
»Lass es uns mal so versuchen: Ich saß gerade in einem wichtigen Meeting, als ich einen Anruf von Kaden bekam, der mir mitteilte, dass du Besuch bekommen hast.«
Bethany war so entgeistert, dass ihr die Kinnlade runterfiel. »Und woher weiß Kaden, wer mich in meiner Wohnung besucht? Er hat nicht mal mehr den Auftrag, mich zu beschützen.« Ihre Augen wurden schmal, als es ihr dämmerte. »Du vertraust mir noch
immer
nicht.« Es zerriss ihr schier das Herz, diese Worte, diese Wahrheit auszusprechen. Und es war die Wahrheit. Jace kochte vor Zorn. Er hatte diese Männer angeheuert, damit sie sie observierten. »Kaden war nicht hier, um auf mich aufzupassen. Er war hier, um mir nachzuspionieren.«
»Wie es scheint mit gutem Grund«, knurrte Jace.
Jeder Hoffnungsschimmer erstarb in ihr. Maßlos verletzt schaute sie ihn mit unverhohlenem Schmerz in den Augen an. »Jack war hier. Aber das weißt du dann bestimmt auch schon.«
»Ja.
Jack
«, spie er ihr entgegen.
Ihre Miene verfinsterte sich, und sie zog die Brauen zusammen, als sie einen Schritt auf ihn zu machte. »Jack hat mich besucht. Er war schon Weihnachten hier,
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