Geheime Lust
Kaden erwartet wurde. Er packte den wesentlich größeren Mann am Hemdkragen und brachte sein Gesicht nah an seins. »Wo ist sie?«
»Sie behandeln sie gerade«, antwortete Kaden düster. »Der Arzt kam kurz raus, um sich nach ihrer Familie zu erkundigen. Ich habe ihm gesagt, dass Sie unterwegs sind. Es war tatsächlich eine Überdosis, aber sie bekommen sie nicht wach genug, um herauszufinden, was sie genommen hat und in welcher Menge.«
»Verfluchte Scheiße!«, explodierte Jace.
Er ließ von Kaden ab, dann hielt er auf den Empfang und die misstrauisch dreinblickende Rezeptionistin zu.
»Bethany Willis«, sagte er knapp. »Ich will sofort zu ihr.«
Sie stand auf und kam um den Schalter herum, als Gabe und Ash hinter Jace auftauchten.
»Sir, sie wird gerade behandelt. Sie müssen hier draußen warten.«
»Den Teufel werde ich tun! Bringen Sie mich auf der Stelle zu ihr. Ich muss bei ihr sein. Sie wird nicht mutterseelenallein sterben. Ich muss sie sehen.«
Die Frau schaute Hilfe suchend zu Gabe und Ash, als hoffte sie, dass sie ihn beschwichtigen würden. Dankenswerterweise taten sie das nicht, sondern starrten die Frau wortlos in Grund und Boden, um ihr zu zeigen, dass Jace ihre volle Unterstützung hatte.
»Belinda, lassen Sie ihn nach hinten«, sagte ein älterer Arzt, der einige Schritte entfernt stand.
Jace wandte sich sofort an ihn. »Ist sie okay?« Das Herz schlug ihm bis zum Hals, und er schwankte so stark, dass er Mühe hatte, aufrecht stehen zu bleiben. Eiskalte Furcht packte ihn. Was, wenn der Arzt herausgekommen war, um ihm mitzuteilen, dass Bethany tot war?
»Kommen Sie mit«, forderte der Arzt ihn leise auf.
Jace folgte ihm mit bangen, angsterfüllten Schritten. Er wurde in ein Zimmer geführt und sah Bethany blass und still in einem Bett liegen. Eine Horde Ärzte und Krankenschwestern scharte sich um sie. Sie hatte einen Schlauch im Hals und einen zweiten in der Nase, in den sie gerade irgendein bedrohlich aussehendes Mittel injizierten.
»Ist sie … noch am Leben?«, würgte Jace hervor.
»Wir konnten sie stabilisieren, aber sie ist noch immer nicht bei Bewusstsein«, erklärte der Arzt. »Da wir nicht wissen, was und wie viel sie genommen hat, müssen wir sie im Blindflug behandeln. Wir haben versucht, sie aufzuwecken, damit sie uns sagt, was passiert ist, aber bisher leider ohne Erfolg. Vielleicht gelingt es Ihnen ja, eine Reaktion von ihr zu bekommen.«
Jace hastete zum Bett, und eine der Schwestern trat beiseite, um ihn zu Bethany vorzulassen.
Er nahm ihre schlaffen Finger und legte beide Hände darum. Dann hob er sie an seinen Mund und presste die Lippen darauf. Ihm stiegen die Tränen in die Augen, aber er schluckte sie runter und atmete tief durch, um nicht die Fassung zu verlieren.
»Bethany, Baby, du musst aufwachen«, flehte er sie an.
»Sie müssen lauter sprechen«, ermahnte ihn der Arzt. »Ich weiß, dass Ihnen der Instinkt rät, sanft zu sein, aber sie muss unbedingt zu Bewusstsein kommen.«
Jace beugte sich über sie und küsste sie auf die Stirn, dabei streichelte er mit einer Hand über ihr wirres Haar. »Bethany, kannst du mich hören? Du musst aufwachen und mit uns sprechen. Wir sind krank vor Sorge, Liebling. Komm bitte zurück. Bitte, komm zu mir zurück.«
Er brach ab, als ein Schluchzen in seiner Kehle hochstieg. Bethany zeigte noch immer keine Reaktion. Überall waren Schläuche.
»Was ist mit dem Schlauch in ihrer Kehle?«, blaffte Jace. »Sie wird in Panik geraten, wenn sie aufwacht. Wie soll sie mit dem verdammten Ding sprechen?«
»Im Moment kann sie nur so atmen«, erklärte ihm die Krankenschwester sanft. »Sobald sie zu sich kommt, werden wir ihn entfernen. Aber wir müssen unbedingt herausfinden, was sie genommen hat und in welcher Menge.«
Jace schloss die Augen, als die Tränen ungehindert über seine Wangen liefen.
»Baby, bitte«, presste er hervor. »Wach auf und rede mit mir. Du musst zu mir zurückkommen. Ohne dich bin ich verloren.«
Er legte die Stirn auf ihre, und seine Tränen rannen über ihre Haut.
»Bitte, komm zu mir zurück. Ich liebe dich. Wir können das schaffen, Baby. Bitte, öffne die Augen. Ich flehe dich an. Verlass mich nicht. Um Himmels willen, verlass mich nicht.«
Als er sich zurückzog, begannen ihre Lider träge zu flattern. Jace merkte ihr an, wie schwer es ihr fiel, die Augen zu öffnen. Und dann sah er das strahlende Blau und die stecknadelkopfgroßen Pupillen. Sie war vollkommen desorientiert, dann huschte
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