Geheime Lust
Gabe.
»Wieso hast du sie ihr gegeben? Wie konntest du sie ihr überhaupt verabreichen, ohne dass sie es merkt? Sie hätte dieses Zeug nie freiwillig geschluckt.«
»Sie waren nicht für sie gedacht«, erklärte Jack mit erstickter Stimme. »Bethany hat die falsche Tasse erwischt. Sie hat den falschen Kakao getrunken.«
»Was soll das heißen?«, fauchte Jace.
»Die Tabletten waren für mich bestimmt«, bekannte Jack resigniert. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie auftauchen würde. Das war nicht vorgesehen. Ich wusste ja nicht, dass du das Apartment unter Bewachung gestellt hattest.«
»Was willst du damit sagen? Dass du dir das Leben nehmen wolltest?«
»Genau das will ich damit sagen. Ich habe die Pillen in der heißen Schokolade aufgelöst. Ich wollte Bethany eine Nachricht hinterlassen und mich still und leise verabschieden.«
»Du dämlicher Wichser. Du behauptest, dass sie dir am Herzen liegt, und trotzdem setzt du sie einer solchen Scheiße aus? Was meinst du, wie es ihr zugesetzt hätte, wenn du den feigen Weg gewählt und dich umgebracht hättest? Das ist unglaublich selbstsüchtig. Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, welchen Schmerz du ihr damit zugefügt hättest?«
»Dir hätte ich damit einen Gefallen getan«, gab Jack aufgebracht zurück. »Du wärst doch froh gewesen, mich los zu sein.«
»Du widerst mich an«, zischte Jace. »Das ist einfach unglaublich. Es geht hier nicht um mich. Ich muss dich nicht mögen, aber Bethany liebt dich, und ich liebe sie. Ich will, dass sie glücklich ist. Das ist das Einzige, worauf es für mich ankommt. Und dein Tod würde sie nicht glücklich machen.«
Schmerz und Reue schimmerten in Jacks Augen. »Ich wollte nicht, dass das passiert. Du musst mir glauben, dass ich niemals etwas tun würde, um sie zu verletzen.«
»Du hast ihr schon früher Drogen angeboten!«
»Das war etwas anderes. Sie hat sie nie überdosiert. Sie nahm sie nur, wenn sie sie brauchte. Ich wollte nur sichergehen, dass sie im Notfall welche hätte.«
»Sie braucht diesen Scheiß nicht. Nie wieder.«
»Wird sie es schaffen?«, erkundigte Jack sich ängstlich.
»Jace, du musst sofort kommen«, rief Gabe von der Tür aus. »Sie hat einen Herzstillstand erlitten. Sie versuchen gerade, sie zu reanimieren.«
Jace fiel auf die Knie, während die Trauer sein Herz in Stücke riss. »Nein!«, brüllte er. »Nein! Ich darf sie nicht verlieren! Gottverdammt noch mal,
nein
!«
Ash war blass und zutiefst bestürzt. Dann war plötzlich Mia da und schloss Jace in die Arme, aber er war wie betäubt. Er fühlte nichts als überwältigende Verzweiflung. Jack taumelte nach hinten, dann schubste Kaden ihn auf einen Stuhl und befahl ihm barsch, sich nicht vom Fleck zu rühren. Gabe trat ein, sein Gesicht zu einer Maske des Bedauerns und des Mitgefühls erstarrt.
»Nein!«, schluchzte Jace.
Dann sprang er auf die Beine, getrieben von dem übermächtigen Bedürfnis, bei ihr zu sein. Er würde sie nicht einfach so gehen lassen. Sie musste kämpfen! Für sich. Für ihn. Für sie beide.
Er befreite sich aus Mias Umklammerung, doch als er die Tür erreichte, versuchte sowohl Ash als auch Gabe, ihn aufzuhalten. Er stieß sie energisch aus dem Weg, verzweifelt entschlossen, zu Bethany zu gelangen. Sie durfte nicht sterben. Und ganz gewiss würde sie nicht allein sterben, nur im Beisein von medizinischem Personal. Umringt von Leuten, die sie nicht liebten, so wie er sie liebte.
Jace rannte zu ihrem Zimmer und stürzte durch die Tür, ohne sich um die Krankenschwestern zu kümmern, die ihn zum Gehen aufforderten.
»Bethany!« Alles Blut strömte aus seinem Gesicht, als er sah, dass sie gerade versuchten, sie wiederzubeleben. »Du wirst nicht aufgeben!«, rief er wie von Sinnen. »Wage es nicht, einfach aufzugeben, Baby. Du wirst verdammt noch mal kämpfen! Kämpfe!«
Sein Blick erfasste den Schlauch, den sie wieder in ihre Lungen eingeführt hatten. Den Arzt, der ihr eine Herzdruckmassage gab. Den Sauerstoff, den sie in ihren Körper pumpten. Die Medikamente, die durch ihren Infusionsschlauch liefen.
Doch das Einzige, was er wirklich sah, war die flache Linie, die über den Herzmonitor lief und die nur dann ausschlug, wenn gerade Druck auf Bethanys Brustkorb ausgeübt wurde.
»Verlass mich nicht«, sagte er mit brechender Stimme. »Bitte, Baby, verlass mich nicht.«
»Sir, Sie müssen jetzt gehen«, forderte ihn eine der Schwestern in mitleidigem, verständnisvollem Ton auf. »Ich
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