Geheime Lust
schon zu sagen?
Dann beugte er sich vor und hauchte einen schmetterlingszarten Kuss auf ihre Stirn. Bethany schloss die Augen und kostete die süße Geste aus. Dieser Mann verhieß Kummer, und das nicht zu knapp. Bethany steckte bis zum Hals in der Klemme.
»Für heute Nacht kommst du mit zu mir nach Hause«, verkündete Jace und lehnte sich zurück in den Sitz. Er sprach mit einer Gelassenheit, die Bethany nicht mal ansatzweise empfand. »Morgen quartiere ich dich in der Wohnung meiner Schwester ein. Sie benutzt sie nicht mehr. Das Apartment ist möbliert, darum wirst du nichts weiter benötigen.«
Die Bestimmtheit in seiner Stimme machte sie sprachlos. Jace fragte sie nicht mal um ihre Meinung, sondern tat, als wäre das Ganze beschlossene Sache. Als hätte Bethany in Bezug auf ihr weiteres Schicksal überhaupt kein Mitspracherecht.
»Das ist doch verrückt«, flüsterte sie. »Du kannst mein Leben nicht einfach so in die Hand nehmen. Und ich kann unmöglich im Apartment deiner Schwester wohnen.«
Jace musterte sie mit hochgezogenen Brauen, bis sie sich wie eine Idiotin vorkam.
»Hast du eine andere Option, wo du unterkommen kannst?«
Bethany errötete. »Du weißt, dass ich die nicht habe.«
»Dann kapiere ich nicht, worüber wir diskutierten. Mia benutzt das Apartment nicht. Sie wohnt bis zu ihrer Hochzeit bei Gabe. Ihre Mitbewohnerin ist bei ihrem Freund eingezogen. Die Wohnung steht leer und gehört mir. Du wirst dort bleiben, zumindest für den Moment.«
Der Nachsatz veranlasste sie, die Stirn zu runzeln.
Jace lächelte, als ihm der Grund für ihre Verwirrung dämmerte.
»Früher oder später wirst du zu mir ziehen, aber ich akzeptiere, dass du dich erst an unsere … Situation gewöhnen musst.«
»Du bist verrückt«, fauchte sie. »Ich wurde von einem Irren gekidnappt.«
Er quittierte das mit einem finsteren Blick, als sie vor einem ultramodernen Hochhaus gegenüber dem Central Park hielten. Ein stetiger Regen hatte eingesetzt. Jace nahm Bethanys Hand und zog sie beim Aussteigen mit sich.
»Beeil dich, damit du nicht nass wirst«, sagte er, während sie zum Eingang hasteten.
Bethany musste rennen, um mit ihm Schritt zu halten, und als sie endlich in die Lobby gelangten, war sie außer Puste. Sie verzog gequält das Gesicht, als der Jeansstoff, der an ihren Knien klebte, sich löste und ihre Schürfwunden wieder aufbrachen.
Jace bemerkte ihren Ausdruck und fluchte leise, während er ihre zerfetzte Hose musterte. Er nahm Bethanys Arm, brachte sie zum Aufzug und schob sie hinein. Trotz seines Bemühens, sie ins Haus zu schaffen, bevor sie durchnässt wurde, klebte ihre Kleidung feucht an ihr, und sie fröstelte.
Der Fahrstuhl öffnete sich in ein elegantes Foyer mit Marmorböden und einem gigantischen Kristalllüster an der Decke. Jace drängte sie weiter, bis sie zögerlich seinen Wohnbereich betrat.
»Wir müssen dich aus diesen Klamotten befreien, anschließend werde ich deine Wunden versorgen«, grummelte er.
Seine Ankündigung veranlasste sie, die Arme noch fester um ihren Oberkörper zu schlingen, als könne sie damit verhindern, sich ausziehen zu müssen. Natürlich hatte er sie schon nackt gesehen, doch sie fühlte sich extrem verletzlich bei der Vorstellung, sich nun ein weiteres Mal vor ihm zu entblößen.
Bethany hatte ihn verrückt genannt, aber sie war noch viel verrückter als er, weil sie das hier geschehen ließ. Man könnte einwenden, dass er ihr kaum eine andere Wahl gelassen hatte, andererseits hatte sie sich auch nicht gerade nach Leibeskräften gewehrt.
»Wir müssen reden, Jace«, stammelte sie. »Das hier ist verrückt. Ich kann nicht bei dir übernachten. Ich verstehe noch immer nicht, warum du in dem Asyl aufgetaucht bist oder woher du wusstest, dass du mich dort finden würdest!«
Er legte den Finger auf ihre Lippen, und seine Miene drückte unmissverständlich aus, dass er keine weitere Widerrede dulden würde. »Wir haben reichlich Zeit, uns zu unterhalten, nachdem du heiß geduscht hast und ich mir diese Wunden angesehen habe. Aber du hast recht. Es gibt eine Menge zu besprechen, und ich versichere dir, dass wir das auch tun werden. Aber meine oberste Priorität für den Moment ist dein Wohlergehen.«
Bethany linste auf ihre abgerissene Erscheinung hinunter und entschied, dass eine heiße Dusche definitiv nicht schaden konnte. Was immer Jace’ Erklärung sein mochte, sie würde sich besser damit auseinandersetzen können, wenn sie trocken und aufgewärmt
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