Geheime Lust
mich um dich zu kümmern. Mach keine Szene. Willst du die anderen Frauen erschrecken?«
Bethany biss sich auf die Lippe und gab ihren Widerstand auf. Dabei schüttelte sie langsam den Kopf. »Nein«, wisperte sie. »Aber du kannst mich nicht einfach hier raustragen, Jace.«
»Das wollen wir doch mal sehen.«
Er stieß die Tür mit der Schulter auf, und der kalte Luftschwall bewirkte, dass Bethany sofort zu frösteln begann. Jace fluchte leise, wütend darüber, dass sie nicht besser vor der Kälte geschützt war. Ihre Kleidung war kein bisschen für diese Temperaturen geeignet.
»Du machst mir Angst.«
Ihre Stimme war nur ein Hauch, und er spürte, wie sie in seinen Armen bibberte. Ob vor Kälte oder tatsächlich vor Angst, konnte er nicht sagen.
»Ich werde dir nichts tun, das weißt du ganz genau.«
Sie schaute mit nervöser Miene zu ihm hoch. Ohne sich um die neugierigen Blicke der Passanten zu kümmern, blieb Jace am Randstein stehen, während sein Wagen vorfuhr.
»Woher soll ich das wissen?«
Er presste die Lippen zusammen. »Wenn du das immer noch nicht begriffen hast, dann wird es allerhöchste Zeit.«
Das Auto hielt vor ihnen an, sein Chauffeur stieg eilig aus und öffnete ihm den Schlag. Jace beugte sich ins Innere und setzte Bethany hinein, dann glitt er neben sie. Ihr entschlüpfte ein wohliges Seufzen, als ihr Körper mit den beheizten Sitzen in Kontakt kam.
Einen Moment später scherte der Wagen in den Verkehrsstrom ein, und Stille senkte sich über die Rückbank.
»Wohin fahren wir?«, fragte sie schließlich mit noch immer zittriger Stimme.
Jace nahm ihre Hände und drehte die Innenseiten nach oben, um die Schnitte zu inspizieren.
»Was ist passiert, Bethany?«
Sie wurde so still neben ihm, dass er hinsehen musste, um sich zu vergewissern, dass sie noch atmete. In ihren Augen stand eine solche Traurigkeit, eine solche
Hoffnungslosigkeit
, dass ihm das Herz stockte. Und da wusste er ohne jeden Zweifel, dass er das Richtige getan hatte. Unabhängig davon, gegen welche inneren Dämonen sie ankämpfte, unter welchen Umständen sie lebte oder gelebt hatte, es war richtig gewesen, sie zu suchen und mitzunehmen.
Bethany entzog Jace ihre Hände und drehte das Gesicht zum Fenster. Was um alles in der Welt hatte er vor? Wie hatte er sie aufgespürt?
Warum
hatte er sie überhaupt gesucht?
Ihn in dem Asyl zu sehen, war ein Riesenschock gewesen, der sie jedes vernünftigen Gedankens beraubt hatte. Sie war zu kaum mehr als einem symbolischen Protest fähig gewesen, als er sie dort rausgetragen und in sein Auto verfrachtet hatte. Fiel das nicht unter Kidnapping?
»Bethany, sieh mich an.«
Seine Stimme klang freundlich, doch der Befehlston darin war unmissverständlich. Bethany konnte nicht anders, als zu gehorchen. Sie wandte ihm den Kopf zu und spähte durch ihre Wimpern zu ihm hoch. Ihr stockte der Atem.
Jace war ein wirklich faszinierender Mann. Er wirkte so düster, so schwermütig. Gleichzeitig strahlte er Macht aus. Nur ein Dummkopf würde seine natürliche Autorität nicht spüren. Er verströmte sie aus jeder Pore.
Obwohl sie instinktiv wusste, dass eine Frau sich bei ihm stets sicher fühlen konnte, war sie in diesem Moment das reinste Nervenbündel. Denn der Ausdruck in seinen Augen suggerierte, dass sie sich lieber in Acht nehmen sollte, auch wenn sie nicht wusste, wovor.
Jace würde sie nicht verletzen. Davon war sie überzeugt. Allerdings konnte man nicht nur auf körperliche Weise verletzt werden.
»Hab keine Angst vor mir.«
Bethany schürzte die Lippen. »Das ist nichts, was du einfach befehlen kannst. Jemandem vorzuschreiben, sich nicht vor dir zu fürchten, verhindert nicht, dass er es trotzdem tut!«
Sein Blick wurde erbittert. »Habe ich dir irgendein Indiz dafür geliefert, dass ich dir wehtun will?«
»Du hast mich gerade gegen meinen Willen aus dem Asyl verschleppt! Was du getan hast, kommt einer Entführung gleich! Wieso warst du überhaupt dort, Jace? Wie und warum hast du mich aufgespürt? Ich begreife es nicht.« Ihre Worte sprudelten viel hitziger aus ihr heraus, als sie beabsichtigt hatte. Die Schrillheit in ihrer Stimme verriet ihre Panik.
Er legte die Finger an ihre Wange und übte gerade so viel Druck aus, dass Bethany die Berührung spürte und das Gesicht nicht wegdrehen konnte.
»Du brauchst mich«, informierte er sie.
Ihr klappte die Kinnlade runter, und sie guckte ihn völlig verdattert an und wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Was gab es dazu
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