Geheime Lust
wäre.
»Na gut«, kapitulierte sie.
Er lächelte verschmitzt. »Siehst du. Das war doch gar nicht so schwer, oder?«
Sie runzelte die Stirn. »Was denn?«
»Mir das Kommando zu überlassen. Ich muss dich warnen, Bethany. Ich bin es gewohnt, meinen Willen durchzusetzen.«
Wie bitte? Sie hatte kein Wort davon gesagt, ihm das Kommando zu überlassen!
Sie öffnete den Mund, um ihn darauf hinzuweisen, als er die Lippen auf ihre legte und ihren Konter mit einem Kuss erstickte.
10
Bethany saß auf dem Badezimmerwaschtisch, während Jace sorgsam jede Schürf- und Schnittwunde an ihrem Körper untersuchte. Und er ging dabei mehr als gründlich vor. Sie war komplett nackt, und er ließ nicht einen Quadratzentimeter ihrer Haut außer Acht.
Sein Mund war zu einem schmalen Strich zusammengepresst, doch er gab keinen Kommentar ab, während er sich um ihre Blessuren kümmerte. Ihr war noch immer kalt bis auf die Knochen. Sie wusste nicht, ob sie sich je wieder erwärmen würde.
Nachdem sie mehrere Minuten fröstelnd so zugebracht hatte, stieß Jace eine Verwünschung aus – was er in Verbindung mit Bethany regelmäßig tat – und hob sie vom Waschtisch.
»Ich werde die Dusche anstellen. Du musst dich aufwärmen. Wenn du wieder rauskommst, werde ich deine Wunden verbinden. Ich denke nicht, dass einer der Schnitte genäht werden muss, aber ich werde eine antibiotische Salbe auftragen, damit sie sich nicht entzünden. Ich werde uns was zum Essen machen, während du duschst.«
Er wartete nicht auf ihre Zustimmung. Das wäre auch recht absurd gewesen, nachdem er sie bisher nicht ein einziges Mal um ihre Meinung gefragt hatte. Er ging zur Dusche, drehte sie auf, dann kam er zu Bethany zurück, die noch immer ohne einen Fetzen am Leib im Bad stand. Dabei hatte sie geglaubt, dieser Tag könne nicht noch bizarrer werden.
Jace strich mit der Hand ihren Arm hinauf bis zu ihrer Schulter und drückte sie beruhigend, bevor er das Bad verließ. Bethany lehnte sich gegen den Waschtisch, dann drehte sie sich um und betrachtete sich im Spiegel. Sie sah aus wie das Leiden Christi. Ausgelaugt. Verhärmt. Besorgt. Verängstigt.
Ihr kamen noch eine Million anderer Ausdrücke in den Sinn.
Sie schloss die Augen, dabei schwankte sie vor Kraftlosigkeit und musste sich am Waschtisch festhalten, um sich abzustützen. Zumindest für heute Nacht war sie in Sicherheit. Obwohl sie Jace’ Motive nicht kannte, war sie zutiefst erleichtert, dass er sie hierhergebracht hatte. Wo niemand sie finden konnte. Noch nicht einmal Jack.
Eine Galgenfrist. So kurz sie auch währen mochte, Bethany war dankbar dafür.
Sich bewusst werdend, dass sie Warmwasser vergeudete, trat sie unter die Dusche, dann seufzte sie zufrieden, als der warme Regen über ihren geschundenen Körper strömte. Es war die pure Glückseligkeit. Das Wundervollste, was sie je gefühlt hatte.
Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ das Wasser über ihr Gesicht und ihren Hals fließen. Ihre Wunden brannten unter dem warmen Strahl, trotzdem achtete sie peinlich genau darauf, sämtliche Schnitte in ihrer Haut zu reinigen.
Sie blieb in der Dusche, bis die ausgedehnte Wärmezufuhr ihren Körper matt und schwer machte. Nachdem sie ihre Haare ein letztes Mal ausgespült hatte, drehte sie widerstrebend den Hahn zu und trat heraus.
Warme Luft strich über ihre Haut, was sie überraschte. Sie schaute nach oben und stellte fest, dass Jace den Heizstrahler im Bad angeschaltet hatte, sodass sie nach ihrer halbstündigen Dusche von molliger Behaglichkeit empfangen wurde. Er hatte himmlische Handtücher, so groß, weich und flauschig, dass sie sich wie von einer Wolke eingehüllt fühlte. Sie konnte sich fast doppelt darin einwickeln.
Es mochte sündhafte Verschwendung sein, aber sie benutzte sogar zwei Handtücher, eins für ihren Körper, das andere als Turban für ihre Haare. Es war ein frivoler Luxus, den sie in vollen Zügen auskostete.
Bethany blinzelte verwirrt, als sie die Wechselkleidung auf dem Waschtisch entdeckte, die dort zuvor noch nicht gelegen hatte. Außerdem hing ein dicker Bademantel an der Türinnenseite. Es gab sogar ein Paar Hausschuhe. Der Mann hatte an alles gedacht.
Ihr Blick wanderte zurück zu den Klamotten, und sie runzelte die Stirn. Wie kam es, dass er Frauenkleidung in seinem Apartment aufbewahrte?
Sie nahm die Jeans und das T-Shirt und erkannte sofort, dass beides zu groß war. Nicht viel, und tatsächlich hätten ihr die Sachen vor etwa einem Jahr noch
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