Geheime Lust
ganz schön heikel!«
»Ja, das könnte es werden. Zumindest am Anfang. Aber weißt du, Mia, sie ist … anders.«
Sie nickte wissend und bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Sieh mal einer an. Mein großer Bruder hat sich endlich verliebt. Damit hat sie natürlich Zutritt zu unserem erlauchten Kreis.«
Jace schüttelte den Kopf. »Würdest du mir bitte einfach nur zuhören?«
Als spürte sie, wie wichtig ihm das Thema war, ließ sie von ihrer Neckerei ab und wurde ernst.
»Was ist los, Jace? Ist alles okay?«
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wie ich schon sagte, sie ist anders. Völlig anders als du oder ich, Gabe oder Ash. Bethany ist, besser gesagt war, obdachlos.«
Sofort überschattete Mitgefühl Mias Augen. Wenn sich seine jüngere Schwester einer Sache rühmen konnte, dann, dass sie das gütigste Herz der Welt hatte.
»Wie hast du sie kennengelernt?«
»Sie hat auf deiner Verlobungsparty gejobbt. Natürlich wusste ich zu dem Zeitpunkt nichts von ihrem Hintergrund. Langer Rede kurzer Sinn: Ash und ich haben die Nacht mit ihr verbracht, obwohl ich wusste, dass ich sie für mich allein wollte.«
»Das ist ziemlich abartig.«
»Erzähl mir was Neues. Jedenfalls war sie am nächsten Morgen verschwunden, und ich habe zwei Wochen damit verbracht, die ganze Stadt nach ihr abzusuchen. Das Asyl rief mich an, als sie dort auftauchte und um einen Schlafplatz bat. Sie war von ein paar Schlägern in die Mangel genommen worden, denen ihr Bruder Geld schuldet.«
Mia sah ihn erschrocken an. »Lieber Gott, Jace. Geht es ihr gut?«
Er nickte. »Sie hat nur ein paar Blessuren davongetragen. Das war vor einer Woche. Sie hat sich inzwischen erholt.«
Sie kniff die Brauen zusammen. »Warum habe ich sie noch nicht kennengelernt? Warum hat niemand sie bisher kennengelernt?«
»Ich habe vor, das nachzuholen«, entgegnete er ruhig. »Ich möchte, dass sie Weihnachten mit uns verbringt. Ich will nicht, dass sie allein ist, und ganz sicher werde ich ihr nicht sagen, dass ich Weihnachten bei meiner Familie bin, und ihr, indem ich sie nicht einlade, das Gefühl geben, als bedeute sie mir nichts.«
»Aber selbstverständlich nicht! Es wäre fantastisch, wenn sie mit uns feiert«, sagte Mia begeistert. »Ich freue mich schon. Wohnt sie bei dir? Du hast sie doch bestimmt nicht zurück auf die Straße gelassen.«
Jace’ Miene verdüsterte sich. »Selbstverständlich nicht. Ich habe sie – vorübergehend – in deiner alten Wohnung einquartiert.«
Sie hob fragend die Brauen. »Vorübergehend?«
»Sehr vorübergehend. Nur so lange, bis ich sie dazu bewegen kann, bei mir einzuziehen.«
Mias Mund formte dasselbe überraschte
O
wie schon zuvor. »Du meinst es ernst mit ihr.«
»Glaubst du, ich würde sie Weihnachten einladen, wenn ich es nicht ernst meinte? Wann hätte ich je in Gefahr gebracht, was du, ich, Gabe und Ash haben, indem ich einen Außenstehenden mitbringe? Ihr seid meine Familie, Mia. Ihr alle. Ich würde niemals einfach irgendwem Zutritt zu diesem inneren Kreis gewähren.«
»Dann kann ich es erst recht nicht erwarten, sie zu treffen«, sagte Mia sanft. Dann wurde ihre Miene nachdenklich. »Hat sie irgendwelche Freunde? Es klingt, als wäre sie ganz allein auf der Welt. Wie alt ist sie?«
Jace schüttelte den Kopf. »Bethany ist in deinem Alter. Sie hatte ein hartes Leben und nie wirklich eine Chance. Aber sie ist klug. Und sie ist süß. Sie bringt jeden Raum zum Erstrahlen. Ich kann es nicht erklären, Mia.«
Ihr Lächeln wurde noch heller. »Oh, Jace, ich freue mich so sehr für dich! Aber es klingt, als sollte sie definitiv ein bisschen Zeit mit Mädchen verbringen. Ist es in Ordnung, wenn ich irgendwann mal bei ihr vorbeischneie? Sie könnte mit mir und meinen Freundinnen ausgehen.«
Jace zögerte, denn er hasste es, was er als Nächstes sagen musste. Aber Ash wusste Bescheid und Gabe damit vermutlich auch. Mia musste es ebenfalls erfahren, damit sie nicht irgendwann versehentlich ins Fettnäpfchen trat.
»Ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre«, sagte er langsam. »Bethany hatte in der Vergangenheit ein paar … Suchtprobleme. Es ist vermutlich nicht ratsam, sie mit Alkohol zu konfrontieren, und ich weiß, dass du und deine Freundinnen ganz gern einen bechert, wenn ihr ausgeht.«
»Wir beide können Wasser trinken«, wandte Mia ein. »Ich vertrage sowieso nicht viel Alkohol. Das Wichtige ist, dass sie Kontakt zu Mädchen in
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