Geheime Macht
entfernen. Ich konnte die Verletzung nicht heilen.
Ich starb.
Ich schrie, und die Bäume erzitterten von meinem Geheul.
Ich schlug um mich, versuchte, das Metall aus mir herauszuzerren.
Nein. Nein, ich würde heute nicht sterben. Ich riss mich von meiner neuen Gestalt los und flüchtete in den Schlamm, in den Matsch, wo meine alte, abgeworfene Gestalt versank.
Die Welt schlug in einer Explosion aus Schmerz auf mich ein. Silber brannte in meinem Herzen.
»Ich habe dich.« Raphael hielt mich fest. »Ich habe dich.«
Ich lag im Sterben.
Plötzlich war Doolittle mit seinem Skalpell da.
Wo war er überhaupt hergekommen? War es eine Halluzination kurz vor dem Tod?
»Alles ist gut«, gurrte Raphael mir ins Ohr.
Doolittle schlitzte meinen Brustkorb auf. »Stoß das Silber aus, wenn du weiterleben willst!«
»Tu es, Andrea!«, knurrte Raphael.
Ich drückte gegen die brennenden Schmerzpunkte. Doolittle hantierte mit Zangen in meiner offenen Brust. Ich schrie.
»Ausstoßen!«
Ich konnte nicht mehr atmen. Meine Brust stand in Flammen, und der unerträgliche Schmerz brannte wie ein Inferno in mir.
Der erste Splitter glitt aus mir heraus. Doolittle entfernte ihn mit der Zange.
Die Welt wurde dunkler, als würde jemand eine Kerze nach der anderen auspusten. Doolittle hob eine Hand. Er hielt eine Spritze. Er stieß sie nach unten. Die Nadel biss in mein Herz.
Die Dunkelheit zerriss in einem grellen Blitz aus Licht und Adrenalin.
»Silber!«, schrie Raphael mich an. »Stoß es aus!«
Ich strengte mich an. Ein weiterer Splitter löste sich aus meinem Körper.
»Tu es, Andrea!«, knurrte Raphael.
»Ausstoßen«, befahl Doolittle.
Es schmerzte so sehr, und ich war so müde.
Ein weiterer Splitter glitt hinaus.
»Jetzt der letzte«, bellte Doolittle.
Die Welt wurde schwarz.
Es wurde sehr kalt und still. Könnte ich bitte hier bleiben …?
Ich öffnete die Augen unter Todesqualen und sah, wie Doolittle mein Herz mit seinen Fingern massierte.
Ich schrie, aber meine Stimme war nur noch ein heiseres Krächzen.
Der letzte Splitter der Agonie verließ mich. Raphael legte mich flach auf den Boden. Doolittle kniete und beugte sich über mich. Seine Hände waren blutig. Er arbeitete mit irgendwelchen chirurgischen Instrumenten. Eine Frau reichte ihm Verbandsmull. Ein kühles Gefühl breitete sich in mir aus. Mein Körper wurde taub.
Ich sah, wie Anapa hinter ihm wankend auf die Beine kam.
Augen leuchteten im Sumpf auf. Ich sah sie mit schockierender Klarheit, Hunderte Augen.
Eine Flut aus pelzigen Körpern brach aus dem Unterholz hervor. Schakale. Es waren Dutzende, und sie wurden von großen, muskulösen Gestaltwandlern in Kriegergestalt angeführt. Der Schakal-Clan war eingetroffen.
Sie umkreisten Anapa.
»Wir werden uns jetzt das Kind holen«, sagte ein grauer Schakal in Kriegergestalt.
»Gib uns das Kind.«
Anapa bleckte in einem schiefen Grinsen die Zähne und warf die Arme hoch. In einer langsamen Welle entströmte ihm Magie.
Die Schakale stemmten sich dagegen.
Der riesige Alpha, der die Gruppe anführte, heulte. Hunderte Stimmen antworteten ihm in einem heulenden, bellenden und kläffenden Chor.
Anapa hielt dagegen.
Der Schakal-Clan rückte einen Schritt vor. Dann noch einen.
Anapa biss die Zähne zusammen. Sie waren zu viele, und er war zu geschwächt.
»Gib uns das Kind«, forderten die knurrenden Stimmen.
»Gib es zurück!«
»Halt!« Magie pulsierte und warf die ersten paar Schakale zurück. Andere traten an ihre Stelle. Er hatte nicht mehr genug Saft, um zu verschwinden. Ich war in ihm gewesen, und ich wusste es. Er hatte seine gesamte Kraft für den Kampf aufgebraucht.
»Hier!«, spuckte er aus. »Nehmt sie.«
Mitten im Schakal-Rudel materialisierte ein kleines Mädchen. Ein Krieger schnappte sie und rannte auf uns zu. Die Schakale rückten weiter vor, Schritt für Schritt, und zogen den Ring enger.
»Ich habe euch gegeben, was ihr wolltet!«
Die Schakale kamen mit glühenden Augen und glänzenden Fangzähnen auf ihn zu.
»Halt!«
Sie stürzten sich auf ihn. Er schrie, aber nicht sehr lange.
*
Ich saß auf einem schlammigen Baumstamm. Mein Herz schlug. Doolittle hatte es durch ein klaffendes Loch in meiner Brust geflickt, während ich schrie, dann hatte er meinen Brustkorb repariert und schließlich meine Wunden versiegelt. Jetzt hockte er neben mir und wischte sich mit einem feuchten Lappen das Blut von den Händen. Seine Augen waren rot. Er hatte einen schrecklichen
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